Patience und Jack führen eine fragile, aber dennoch innige Beziehung. Beide waren ihr gesamtes Leben lang Außenseiter und kämpfen bis Heute mit vielen Altlasten ihrer Jugend. Auch eine richtige Karriere haben beide nicht verwirklichen können. Weder Uni noch Job haben etwas gebracht und so halten sie sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Als Patience dann schwanger wird beschließen sie das Kind zu bekommen, trotz der schwierigen Umstände. Sie sind wirklich glücklich, vielleicht zum ersten mal in ihrem Leben. Doch das Glück der beiden endet abrupt, als Jack eines Tages von einem Job als Flyerverteiler nach Haus kommt und Patience tot in ihrer gemeinsamen Wohnung entdeckt. Der Verdacht der Polizei fällt sofort auf Jack, der auch wirklich lange Zeit im Knast verbringt bis seine Unschuld später bewiesen wird. Den Rest seines Lebens verbringt er damit, den wahren Mörder seiner schwangeren Freundin zu finden. 20 Jahre später im Jahre 2029 bekommt er von einer Prostituierten einen Hinweis auf einen merkwürdigen Typen, der angeblich eine Zeitmaschine gebaut hat. Er macht sich auf ihn zu finden und stiehlt ihm seine famose Erfindung. Zurück in der Vergangenheit versucht er den Mörder seiner Freundin zu finden. Wirklich besser wird die Zukunft durch seine Taten jedoch nicht...
Zeitreisegeschichten sind ja eigentlich immer dafür prädestiniert katastrophal zu Enden. Meist allerdings nicht nur innerhalb der Story, sondern durch so manches Zeitreiseparadoxon auch schreiberisch. Natürlich könnt ihr aber von Daniel Clowes kein gewöhnliches Zeitreiseabenteuer erwarten. Graphisch lässt Clowes uns einen psychedelischen Trip erleben. Alles ist sehr bunt, Konturen und Formen verschmelzen, alles ist so im Wandel wie die Zeit selbst. Durch diese Art der optischen Umsetzung wird recht schnell klar, dass wir uns bei der Handlung gar nicht so viel Gedanken um die Wissenschaftlichkeit des Inhalts machen müssen, da es hier um eine emotionale und esoterisches Herangehensweise ans Thema handelt. Dabei musste ich nicht selten an Robert Crumbs „The Religious Experience of Philip K. Dick“ denken, was sicherlich ein Kompliment ist.
Wie oft bei Clowes versteckt sich hinter einer sehr fiktiven Geschichte ein sehr nachvollziehbarer Kern. In diesem Fall sind die Zeitreisen nur stellvertretend für den Versuch Fehler einer Beziehung wieder gut zu machen. Wäre das Paar offenen und einfühlsamer zueinander gewesen wäre all das wohl nie passiert. Neben dem Beziehungsdrama versteckt sich auch noch ein einfühlsames Coming-of-Age Drama um eine junge Frau, die es nie geschafft hat die Hölle der Kleinstadtjugend ganz hinter sich zu lassen. Clowes ist dabei öfter gewollt schwurbelig und hier für meinen Geschmack auch zu oft absichtlich sehr cool und auf seine eigene Art besonders schrullig, aber nicht so sehr das es ätzend wird. Trotzdem kennt man mittlerweile die meisten seiner Versatzstücke und versteht wie seine Geschichten funktionieren, egal wie abgedreht sie manchmal sein mögen.
Optisch umwerfender Comic, der erzählerisch nicht an das vor Farben vibrierende Artwork heranreichen kann. Dahinter versteckt sich dann aber doch eine filigrane Geschichte voller Liebe und Schmerz, die durchaus emotionen wecken kann. Kommt als edel verarbeitetes Hardcover.
7 von 10 verschmelzende Wahrnehmungen