Um Japan bei der Olympiade 2020 bestens der Welt zu präsentieren unterstützen immer mehr Bürger*innen die Säuberungsfront. Auch die Regierung entwickelt immer strengere Methoden der Zensur. Häufig trifft es Horror und Erotik Manga die dann als schädliche Kunst betitelt werden. Jüngst hat es auch den Mangaka Mikio Hibino erwischt, dessen neuester Manga „Dark Walker“ auf die Zensurliste gekommen ist. Zwar bekommt er einige Tipps seines US-amerikanischen Verlegers, doch all das hilft nicht und die Regierung verschärft die Maßnahmen gegen ihn und seine Werke.
Weiter geht es mit dem zweiten und zugleich abschließenden Poison City Band von Mangaka Tetsuya Tsutui. Weiter verarbeitet er seine Erfahrungen aus der Zensur, die seinen Manga „Manhole“ betroffen hat. Diesen Fall spinnt er in diesem Zweiteiler als dystopische Science-Fiction weiter und überspitzt das Geschehene um vor den Konsequenzen zu warnen. Seine Kritik trifft dabei nicht nur die Repressionsorgane der japanischen Regierung, sondern auch die Konsument*innen die nicht für die Freiheit der Kunst einstehen, wie auch die Rolle der Medien. Bei letzterem beschränkt er sich glücklicherweise aber nicht nur auf tumbes Bashing der Mainstream Medien, sondern zeigt auf welches sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dafür gesorgt haben die aufklärerische Arbeit der Journalist*innen zu einem regressiven Werkzeug umzuwandeln. Als realer Dreh und Angelpunkt wird einmal mehr die Zensur der Comics in den USA der 50er Jahre. Dabei wird sogar noch mal herausgestellt welch wichtige Rolle das MAD Magazin durch seine bissige Satire, durch die es der Zensur oftmals entkam, in seinen ersten Jahren Spielte. Das Ende ist überraschend leise und es gibt kein bombastisches Finale, hier punktet das bedachte herangehen von Tsutui, auch wenn das Ende nicht frei von Pathos daher kommt.
Optisch ist der Manga durchweg ansprechend. Am stärksten sind natürlich die Passagen aus „Dark Walker“, dessen postapokalyptischer Kannibalen Style ziemlich cool rüber kommt. Die meiste Zeit wird jedoch die fiktive Realität dargestellt, die in einem relativ typischen aber eher realistischeren Zeichenstil gehalten ist. Tsutuis Arbeit ist dabei stets detailliert und die Kamerawinkel oftmals einfallsreich, so dass es auch für das Auge nicht so schnell langweilig wird.
Als Bonus erzählt der Mangaka den Rechtsstreit wegen seines zensierten Manga „Manhole weiter“.
Ein inhaltlich wichtiger Manga, der auch immer wieder den richtigen Ton anschlagen kann. Teilweise vielleicht etwas langatmig und zu belehrend aber durchaus eine Arbeit die unsere Zeit braucht.
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