Yakuza Kiwami (Koch Media) [PS4]
Kazuma Kiryu ist Mitglied des Tojo-Clans im Tokyoter Stadtteil Kamurocho. Gerade ist er nach zehn Jahren wieder aus dem Knast freigekommen. Dort gelandet war er, nachdem er für seinen besten Freund Nishikiyama den Mord an ihrem Familien Patriarch auf sich genommen hatte. Zeit für Freude gibt es jedoch nicht, seine Freundin Yumi ist kurz nach seiner Verhaftung verschwunden und sein ehemaliger Freund Nishi ist mittlerweile selbst Patriarch seiner eigenen Familie und will ihn töten. Den Grund dafür kennt er nicht, aber ihm scheint es so, als könnte nur das Geheimnis hinter Yumi die Wahrheit über Nishis Geheimnis offenlegen. Zudem fehlen der Yakuza auch noch zehn Milliarden Yen, die einfach so spurlos verschwunden sind...
Vor knapp zwölf Jahren führte Sega auf der PS2 weiter, was sie auf der Dreamcast mit Shenmue begonnen hatten. Jedenfalls vom Gameplay und Spielaufbau her. Seitdem kommen stetig neue Titel aus der Yakuza Reihe heraus, zuletzt Yakuza 0, ein Prequel zum ersten Teil der Mafiadramaserie. Mit Yakuza Kiwami folgt jetzt kurz darauf ein PS4 Remake des ersten Teil der Reihe.
Da das Spiel auf der gleichen Engine wie Yakuza 0 läuft, profitiert das Game einerseits von der guten Grafik des aktuellen Titels, genauso wie vom weniger steifen Kampfsystem mit den verschiedenen Kampfstilen des Nullers. Für die alten Fans gibt es neue Substories, den Majima Everywhere Modus und ein paar ergänzende Storycutscenes, die Nishis Charakter noch etwas mehr ausarbeiten. Ansonsten ist das Spiel ein sehr direktes Remake ohne zu große Änderungen, aber insgesamt deutlich moderner und neu durchgestyled.
So verbringt ihr die Zeit weiterhin entweder mit der Story oder ihr durchsucht den Stadtteil nach Nebenmissionen, spielt einige der sehr vielen Minigames oder versucht eine Hostesse zum Date zu überreden. Neu hingegen ist „Majima Everywhere“. Denn um die volle Bandbreite von Kiryus Dragon Kampfstil wiederherzustellen, den er in den zehn Jahren Knast vergessen hat, versteckt Majima sich überall im Viertel und ich meine auch wirklich überall. Er lauert euch auf und fordert euch zu Duellen heraus.
Was zu Beginn noch sehr unterhaltsam ist, wird schon relativ schnell zu einer zeitraubenden Nebenaufgabe, die zunehmend nerviger wird. Irgendwann lauert Majima an jeder Ecke und ihr kämpft zwischen zwei Missionen diverse Male gegen ihn. Zudem dauert es so sehr lange bis euer Drachenstil wieder benutzbar wird. Falls ihr also nicht sehr viel Majima Kämpfe grinded, bleibt dieser Stil bis zum Ende nur eine Notlösung. Was mich daran auch gestört hat, ist wie Majima dargestellt wird. Er war schon immer eine der schillerndsten und wahnsinnigsten Figuren des Yakuza Universums - in Yakuza 0 wurde ihm jedoch erstmals viel Tiefe und neue Nuancen verliehen. Mit dem Wissen aus 0 ist es jetzt aber sehr merkwürdig wieder den alten eindimensionalen Majima vor sich zu haben. Außerdem passt diese Art des Wahnsinns nicht zur Story des ersten Yakuza Spiels. Während es in den späteren Teilen in Ordnung ist, wenn die Bösen an goldenen Dölchen lecken, auf Tigern reiten oder eine Zombiearmee befehligen, wirkt diese Art des absurden Humors hier noch recht fehlplatziert.
Absurden Humor gibt es hier natürlich trotzdem, gerade in den Nebenstorys passieren Kiryu die abstrusesten Geschichten. Die Hauptstory ist im Vergleich zu den anderen Teilen aber sehr ernst und vom allseits beliebten Mafia Melodrama dominiert. Im Vergleich zu den anderen Spielen ist die Story hier allerdings noch sehr kurz und kann etwa in einem Viertel der Zeit von Yakuza 0 bewältigt werden. Wer aber alles komplettieren will, sitzt dennoch gute 70 Stunden vor dem Fernseher. Leider fasert die Story auch in dieser Version im letzten drittel etwas aus, man verheddert sich am Ende stark in unwichtigen Nebensächlichkeiten und das nach einem damals schon nicht guten Start, der umso schlechter gealtert ist. Schließlich folgen hier auf eine Liefermission eine Schleichmission, nur um dann einem Hund erst Futter und dann Wasser holen zu müssen. Danach kommt die Sache allerdings in Schwung, für neue Spieler*innen ist sowas aber keinesfalls ein aufregender Start ins Franchise. Es wäre sehr schön, wenn die vielen Zeitsprünge, die anfänglichen langweiligen Missionen und die nicht gut zusammengehaltene Narrative im Remake etwas kondensiert und spannender aufgebaut worden wären.
Die Möglichkeiten, neben der Story Sachen im Viertel zu erleben, sind weiterhin schier unendlich und das überarbeitete Kampfsystem ist noch immer nicht das aufregenste, aber in jedem Fall sehr spaßig. Die überarbeitete Grafik macht einen der modernen Spieleklassiker auch für eine neue Generation von Spielenden wieder interessant und eine bessere Kombination aus hartem Crimedrama und blödelndem Humor bekommt ihr nirgends. Yakuza Kiwami ist weit davon entfernt, perfekt zu sein. Fans von Character Action Games sollte das Spiel aber immer eine sehr dicke Empfehlung sein.
7 von 10 Herkuleskäferdamen