Freitag, 2. März 2018

Aku no Hana – Die Blumen des Bösen – Blu-ray Vol. 1 (2013) [Kazé]

Aku no Hana – Die Blumen des Bösen – Blu-ray Vol. 1 (2013) [Kazé]

Kasuga geht in einer kleinen, unbedeutenden japanischen Stadt zur Schule, deren erfolgreiche Jahre nun schon einige Zeit zurückliegen. Vor allem verbringt er seine Zeit mit Lesen. Am liebsten die Gedichtbände von Charles Baudelaire und von ihm besonders den Gedichtband „Die Blumen des Bösen“. Da scheinbar niemand in der Stadt seine Vorliebe zu Baudelaire teilt, fühlt er sich einsam und nicht verstanden. Aus der ferne beobachtet er oft seine schöne Mitschülerin Saeki, die für ihn unerreichbar wirkt. Als er eines Tages nach der Schule in das Klassenzimmer zurückkehrt, um „Die Blumen des Bösen“ zu holen, das er zuvor dort vergaß, wird er auf Saekis benutzte Sportsachen aufmerksam. Aus einem Impuls heraus steckt er ihre Sachen ein und nimmt sie mit nach Haus. Am nächsten Tag verrät seine Mitschülerin Nakamura ihm jedoch, sie wisse von seiner perversen Klamottenschnüffelei. Dieses Wissen nutzt sie von nun an um ihn zu erpressen...

Die dreizehnteilige Animeserie „Aku no Hana“ von Regisseur Hiroshi Nagahama (Detroit Metal City) basiert auf dem gleichnamigen Manga von Shūzō Oshimi. Die Serie handelt von Kasuga, der sich nicht so richtig in seine Klassengemeinschaft einfinden kann und obwohl er Freunde hat, fühlt er sich mit seinen Interessen ziemlich einsam. Die Serie handelt von seiner heimlichen Liebe zu Saeki und von seiner ungewöhnlichen Beziehung zu Nakamura, die genauso wie er ziemlich verloren zu sein scheint, ihm aber dabei hilft ehrlicher zu ihm zu sein. Zum vierten wichtigen Charakter der Serie wird alsbald die kleine Stadt Kiryu, die auch in real der Geburtsort des Autoren Shūzō Oshimi ist. Die Serie kann als Psychodrama mit surrealistischen Anspruch beschrieben werden und nach den ersten sieben Episoden entsteht ein ziemlich einzigartiger Eindruck. Vergleichbar ist die Serie von der Atmosphäre her vielleicht ein wenig mit einigen osteuropäischen Arthouse Filmen vergleichbar, vor allem „Tausendschönchen“ kommt mir da in den Sinn, als Anime würden mir keine Vergleiche einfallen.

Die Serie nimmt sich der Gedichtzeilen von Baudelaire an und setzt sie als Erläuterungen ein um Kasugas Seelenleben zu verdeutlichen. Die Atmosphäre der Serie ist durchgehend unheimlich angespannt und schwer zu fassen. Dabei passiert tatsächlich eher wenig. Langeweile kommt dabei dennoch nicht auf. Schließlich sind die Charaktere bestens ausgearbeitet und gewinnen stets an mehr Tiefe. Auch der Zustand der Stadt und wie sie optisch eingefangen wird spiegelt letztlich Kernthemen der Geschichte wieder und so wird uns eine einst wichtige Handelsstadt Japans gezeigt, die Heute nur durch Mittelmäßigkeit glänzen kann und langsam im eigenen Rost und Patina versinkt.

Nicht nur erzählerisch, sondern auch visuell setzen sich die Blumen des Bösen von ihrer Konkurrenz ab. Der Anime ist durch das Rotoskopie Verfahren entstanden. Dazu werden die Szenen ganz gewöhnlich real gefilmt, in diesem Fall übrigens in Gänze in Kiryu on Location und dieses Material wird dann im Anschluss überzeichnet. Dieser Stil garantiert zu einem sehr weiche und realitätsnahe Animationen und Hintergründe, zum anderen ist der Stil nicht immer sauber und zwar absichtlich. Die Outlines der Charaktere sind nicht immer stark definiert und Gesichter werden teilweise nur angedeutet oder völlig leer gelassen. Dadurch entsteht ein sehr symbolhaftes Wechselspiel aus einer ungewohnt realistischen Mimik und leeren Gesichtern die uns fremd, distanziert und unheimlich vorkommen. Zu dieser unbehaglichen Atmosphäre trägt auch der sehr dissonante und nur schwer zugängliche Soundtrack bei. Teilweise poppig und gleichzeitig sperrig und melancholisch, mal lediglich ein Ambient Teppich und mit dem Outro kommt ein super düsterer und unmenschlicher Rausschmeißer von Song der jegliche Harmonien zerfetzt.

Aku no Hana“ findet nur schwerlich seine Zielgruppe. Für viele wird das Tempo zu gemächlich sein. Auch ist es schwer Zugang zur Handlung zu bekommen, die Charaktere sind nicht gerade Sympathiebolzen, es gibt keine Action und genauso wenig große Schockmomente oder ähnliches. Mich konnte die Serie jedoch ziemlich schnell fesseln, woran vor allem der wirklich schöne Stil und das faszinierende Sounddesign schuld sind. Die Serie kann aber auch etwas prätentiös und verkopft wirken. Dabei fällt oder steht die Serie mit ihrem Ende. Nach der ersten Hälfte der Serie ist der Eindruck sehr positiv. Hoffen wir auf ein starkes, intelligentes Ende.

Das erste Volume von „Aku no Hana“ enthält die Folgen 1-7 auf einer Blu-ray Disc. Das Bild der Blu-ray ist fantastisch und sowohl der Originalton, wie auch die deutsche Synchro sind ausgezeichnet. Die Disc kommt in einem Digibook mit abnehmbaren Klappentext und einem mächtigen Booklet von über 50 Seiten Umfang. Darin enthalten sind Interviews mit Cast & Crew, Ausschnitte aus der Mangavorlage und umfangreiche Erklärungen zu jeder Episode. Eine tolle Aufmachung!


8,5 von 10 gut riechende Hände