Aku
no Hana – Die Blumen des Bösen – Blu-ray Vol. 1 (2013) [Kazé]
Kasuga
geht in einer kleinen, unbedeutenden japanischen Stadt zur Schule,
deren erfolgreiche Jahre nun schon einige Zeit zurückliegen. Vor
allem verbringt er seine Zeit mit Lesen. Am liebsten die Gedichtbände
von Charles Baudelaire und von ihm besonders den Gedichtband „Die
Blumen des Bösen“. Da scheinbar niemand in der Stadt seine
Vorliebe zu Baudelaire teilt, fühlt er sich einsam und nicht
verstanden. Aus der ferne beobachtet er oft seine schöne
Mitschülerin Saeki, die für ihn unerreichbar wirkt. Als er eines
Tages nach der Schule in das Klassenzimmer zurückkehrt, um „Die
Blumen des Bösen“ zu holen, das er zuvor dort vergaß, wird er auf
Saekis benutzte Sportsachen aufmerksam. Aus einem Impuls heraus
steckt er ihre Sachen ein und nimmt sie mit nach Haus. Am nächsten
Tag verrät seine Mitschülerin Nakamura ihm jedoch, sie wisse von
seiner perversen Klamottenschnüffelei. Dieses Wissen nutzt sie von
nun an um ihn zu erpressen...
Die
dreizehnteilige Animeserie „Aku no Hana“ von Regisseur Hiroshi
Nagahama (Detroit Metal City) basiert auf dem gleichnamigen Manga von
Shūzō Oshimi. Die Serie handelt von Kasuga, der sich nicht so
richtig in seine Klassengemeinschaft einfinden kann und obwohl er
Freunde hat, fühlt er sich mit seinen Interessen ziemlich einsam.
Die Serie handelt von seiner heimlichen Liebe zu Saeki und von seiner
ungewöhnlichen Beziehung zu Nakamura, die genauso wie er ziemlich
verloren zu sein scheint, ihm aber dabei hilft ehrlicher zu ihm zu
sein. Zum vierten wichtigen Charakter der Serie wird alsbald die
kleine Stadt Kiryu, die auch in real der Geburtsort des Autoren Shūzō
Oshimi ist. Die Serie kann als Psychodrama mit surrealistischen
Anspruch beschrieben werden und nach den ersten sieben Episoden
entsteht ein ziemlich einzigartiger Eindruck. Vergleichbar ist die
Serie von der Atmosphäre her vielleicht ein wenig mit einigen
osteuropäischen Arthouse Filmen vergleichbar, vor allem
„Tausendschönchen“ kommt mir da in den Sinn, als Anime würden
mir keine Vergleiche einfallen.
Die
Serie nimmt sich der Gedichtzeilen von Baudelaire an und setzt sie
als Erläuterungen ein um Kasugas Seelenleben zu verdeutlichen. Die
Atmosphäre der Serie ist durchgehend unheimlich angespannt und
schwer zu fassen. Dabei passiert tatsächlich eher wenig. Langeweile
kommt dabei dennoch nicht auf. Schließlich sind die Charaktere
bestens ausgearbeitet und gewinnen stets an mehr Tiefe. Auch der
Zustand der Stadt und wie sie optisch eingefangen wird spiegelt
letztlich Kernthemen der Geschichte wieder und so wird uns eine einst
wichtige Handelsstadt Japans gezeigt, die Heute nur durch
Mittelmäßigkeit glänzen kann und langsam im eigenen Rost und
Patina versinkt.
Nicht
nur erzählerisch, sondern auch visuell setzen sich die Blumen des
Bösen von ihrer Konkurrenz ab. Der Anime ist durch das Rotoskopie
Verfahren entstanden. Dazu werden die Szenen ganz gewöhnlich real
gefilmt, in diesem Fall übrigens in Gänze in Kiryu on Location und
dieses Material wird dann im Anschluss überzeichnet. Dieser Stil
garantiert zu einem sehr weiche und realitätsnahe Animationen und
Hintergründe, zum anderen ist der Stil nicht immer sauber und zwar
absichtlich. Die Outlines der Charaktere sind nicht immer stark
definiert und Gesichter werden teilweise nur angedeutet oder völlig
leer gelassen. Dadurch entsteht ein sehr symbolhaftes Wechselspiel
aus einer ungewohnt realistischen Mimik und leeren Gesichtern die uns
fremd, distanziert und unheimlich vorkommen. Zu dieser unbehaglichen
Atmosphäre trägt auch der sehr dissonante und nur schwer
zugängliche Soundtrack bei. Teilweise poppig und gleichzeitig
sperrig und melancholisch, mal lediglich ein Ambient Teppich und mit
dem Outro kommt ein super düsterer und unmenschlicher Rausschmeißer
von Song der jegliche Harmonien zerfetzt.
„Aku
no Hana“ findet nur schwerlich seine Zielgruppe. Für viele wird
das Tempo zu gemächlich sein. Auch ist es schwer Zugang zur Handlung
zu bekommen, die Charaktere sind nicht gerade Sympathiebolzen, es
gibt keine Action und genauso wenig große Schockmomente oder
ähnliches. Mich konnte die Serie jedoch ziemlich schnell fesseln,
woran vor allem der wirklich schöne Stil und das faszinierende
Sounddesign schuld sind. Die Serie kann aber auch etwas prätentiös
und verkopft wirken. Dabei fällt oder steht die Serie mit ihrem
Ende. Nach der ersten Hälfte der Serie ist der Eindruck sehr
positiv. Hoffen wir auf ein starkes, intelligentes Ende.
Das
erste Volume von „Aku no Hana“ enthält die Folgen 1-7 auf einer
Blu-ray Disc. Das Bild der Blu-ray ist fantastisch und sowohl der
Originalton, wie auch die deutsche Synchro sind ausgezeichnet. Die
Disc kommt in einem Digibook mit abnehmbaren Klappentext und einem
mächtigen Booklet von über 50 Seiten Umfang. Darin enthalten sind
Interviews mit Cast & Crew, Ausschnitte aus der Mangavorlage und
umfangreiche Erklärungen zu jeder Episode. Eine tolle Aufmachung!
8,5
von 10 gut riechende Hände