Unsere Farben #2 (Carlsen Manga)
Sora ist verzweifelt darüber, nicht offen zu seiner Homosexualität stehen zu können. Erschwerend kommt jetzt auch noch hinzu, dass Naos Freundin Mizuki die Beiden gesehen hat und jetzt denkt, sie wäre ein Paar. Dafür geht seine Arbeit im Café von Shiro voran und schon bald arbeiten er und Nao an den Wandbildern, die das Café verschönern sollen. Durch einen Zufall denkt nun aber auch noch seine Mutter, dass Sora mit Nao zusammen ist und letztlich werden seine Gefühle noch mehr durcheinander gewirbelt als er erkennt, was Shiro vor ihm verheimlicht hat.
Der zweite Band von Gengoroh Tagames neuestem, queeren coming-of-age Manga „Unsere Farben“ geht nahtlos dort weiter, wo Band 1 beendet wurde. Es geht weiterhin vor allem um Soras Gefühle. Seine Angst vor dem Coming Out, aber auch die Angst davor, seinem Schulfreund seine Liebe zu gestehen. Halt findet er dabei bei dem älteren schwulen Café-Betreiber Shiro, den er sich als Vorbild nehmen möchte. Nun plagt ihn zusätzlich noch, dass Nao für ihn lügen muss um ihn nicht zu outen. All dies treibt ihn mehr und mehr in die Enge und lässt ihn verzweifeln. Ausgleich findet er in der Kunst und in Gesprächen mit Shiro bei der Gartenarbeit.
Bei all dem dreht sich die Erzählung immer zentral um das Gefühlsleben unserer Hauptfigur. Sora ist ein einfacher queerer Jugendlicher mit typischen Problemen. Autor und Zeichner Gengoroh sieht sich offensichtlich selbst sehr stark in Sora sowie in Shiro. Die Gefühle und Fehler beider Figuren jedenfalls wirken stets wie aus dem Leben gegriffen und vollkommen glaubwürdig. Der Twist kommt plötzlich aber nicht ganz unvorbereitet und macht mehr als Neugierig darauf wie es nun weiter geht. Weiterhin lebt der Manga von seiner lebensnahen Erzählweise und seinen geerdeten und stets glaubhaften Charakteren und wird vor allem Jugendlichen in ähnlichen Lebenssituationen eine gute emotionale Stütze sein.
Das Artwork ist sehr typisch für Tagames Werke außerhalb des Erotikgenres. Zwar blitzen hier und da auch Fragmente auf, die man aus seinen Geschichten für Erwachsene kennt, aber wer seinen Stil bei „Der Mann meines Bruders“ mochte wird auch hier wieder seine Freude haben. Zwar sind seine Zeichnungen hier etwas weniger detailreich, aber trotzdem werden Gefühle und Atmosphäre gut vermittelt und auch die Mimik und Gestik der Figuren wirken lebendig und authentisch. Die Hintergründe sind etwas sparsam gehalten, was allerdings nur selten stört oder das Vergnügen schmälert. Insgesamt ein schöner Manga mit etwas Drama und viel Herzwärme.
7 von 10 fliegende Schweine