Dialoge mit mir selbst #2 (Carlsen Manga)
Allein zu leben, in einer eigenen Wohnung, scheint für Kabi Nagata einfach nicht zu funktionieren. Immer mehr vereinsamt sie und beschließt letztlich doch zu ihrer Familie zurück zu ziehen. Dort angekommen stellt sie nun doch fest, dass es in ihrer Familie entgegen ihrer bisherigen Wahrnehmung durchaus liebevolle Momente gibt. Hat sie die Stimmung immer nur falsch gedeutet, denn irgendwie wird sie hier doch bedingungslos liebgehabt, etwas was sie sich immer gewünscht hatte. Trotzdem hilft der bessere Familienkontakt nicht dabei, dass es ihr wieder besser geht. Sie trifft sich nur wenig mit Freund*innen, kommt mit ihrer Arbeit nur schlecht voran und vor allem entwickelt sie langsam eine Alkoholsucht. Als sie dann immer wieder nachts ins Bett macht, zunehmend Selbstmordgedanken entwickelt und ihre Wutausbrüche nicht mehr kontrollieren kann, beschließt sie in eine Psychiatrische Klinik zu gehen, aber auch das erweist sich als schwerer und weniger hilfreich als zuerst gehofft.
In ihrem dritten autobiographischen Manga erzählt Mangaka Kabi Nagata weiter von ihrem Weg zu einem glücklicheren Leben. Leider bleibt auch dieser Band sehr viel oberflächlicher und distanzierter als es noch in ihrem ersten Manga „Meine lesbische Erfahrung mit Einsamkeit“ der Fall war. Wieder fällt es mir sehr schwer, Zugang zu Kabi zu finden, selbst wenn es um Probleme geht, die mir selbst sehr nahe gehen. Vielleicht liegt das auch sehr daran, wie es ihr selbst ging als sie diese Kapitel geschrieben hat. Überhaupt ist es natürlich sehr schwer, diese Art von Manga zu kritisieren, schließlich legt die Autorin hier sehr intime Dinge frei und macht sich dabei sehr verletzlich.
Das emotionalste an diesem Band ist daher wohl vor allem zu realisieren wie sehr sich abmüht. Denn das erfahren wir nicht nur aus der Handlung des Manga, sondern noch viel mehr dadurch, wie sehr man jedem Kapitel anmerkt, mit wie viel Disziplin und Selbstzwang sie sich zum Schreiben dieser Geschichte gezwungen hat. Die Geschichte ist verfahren, bewegt sich immer in den selben Gedankenloops wieder und auch das Artwork leidet zunehmend an ihrer psychischen Verfassung.
Ja, dass ist ein durchaus sehr intimer und einmaliger Einblick in das Privatleben eines Menschen, aber ob ich wirklich in einem popkulturellen Produkt daran teilhaben muss, ist dann wieder eine andere Frage.