Rasputin
- Der wahnsinnige Mönch (1966) [Anolis]
Aufgrund
seines ausschweifenden Lebensstil wird der russische Mönch Grigori
Rasputin (Christopher Lee) aus seinem Kloster verstoßen. Für
Rasputin stellt das jedoch kein großes Ärgernis dar. Kurzerhand
beschließt er weiter nach Sankt Petersburg zu ziehen, wo er sich
einen Platz am Zarenhof ergaunern will. Dazu betört und hypnotisiert
er Sonia (Barbara Shelley), eine Zofe der Zarin, die ihn schon bald
zu Hofe vorstellt. Von dort aus ergaunert er sich immer mehr Macht,
jedoch nicht ohne sich auch neue Feinde zu machen.
Als
Gegenleistung für seine Arbeit an Hammers Dracula wünschte
Christopher Lee (Howling II) die Hauptrolle in einem Rasputin Film zu
spielen. Unter der Regie von Don Sharp (Der Kuss des Vampir) mimte er
also im Anschluss an den titelgebenden Vampir in „Blut für
Dracula“ (1966) den Rasputin. Herausgekommen ist dabei ein solider
Film, dem es aber an ein paar Fronten etwas fehlt um ein wirklich
hochrangiger Hammer Film zu sein. Am meisten strauchelt „Rasputin“
an dem Spagat zwischen Horror und Historie. Auf der einen Seite
bekommen wir einen etwas zu spannungsarmen Gruselfilm mit nur wenigen
übernatürlichen Elementen und sehr wenig Gewalt und Blut und auf
der anderen Seite einen Historienfilm der sich nur wenig um die
historischen Fakten seiner Figuren schert. Somit bekommt hier
eigentlich niemand einen Wunschfilm und dieses halbgare Gefühl zieht
sich eigentlich durch die meisten Elemente des wahnsinnigen Mönchs.
Als
Set wurden viele Pieces aus Dracula wiederverwendet. Einiges ist sehr
deutlich wieder zu erkennen, andere Sets wurden etwas besser
umgestaltet und fallen nicht sofort als bekannt ins Auge. Der Fokus
liegt natürlich auf Christopher Lee, der hier viele Szenen allein
stämmen muss. Gerade in den Szenen mit Dr. Zargo, hier gespielt von
Richard Pasco (Schreie der Verlorenen), muss er einiges retten, was
Pasco durch sein schludriges Schauspiel verhunzt. Auch wenn die
übrigen schauspielerischen Leistungen besser sind, bleibt Lee auch
trotz des offensichtlich angeklebten Bartes, der Einzige, der so
richtig ins Setting des Films passen mag. Tiefpunkt ist zweifelsohne
das trockene Ende, das sich zuerst unnötig und spannungslos in die
Länge zieht, nur um dann mit einer stümperhaft inszenierten
Actionszene, viel zu abrupt zu enden.
Es
ist aber bei weitem nicht alles schlecht: Die Kameraarbeit ist sehr
reduziert, dabei aber sehr effektiv. Die Kameras fangen jedoch leider
besser die wundervoll detailliert gearbeiteten Kulissen als die
Leistung der Darsteller*innen ein. Musikalisch wird hier gewohnt hohe
Qualität geboten. Gekonnt wird eine unheimliche Atmosphäre erzeugt
und auch ein wenig russischer Flair kann dabei aufkommen. Wie gesagt
sind die meisten Darstellenden gewohnt talentiert und Lee
charismatisch und hypnotisierend wie eh und je.
„Rasputin“
ist ein Film, der zwischen den Stühlen steht, und seinen Platz bis
zum unausgegorenen Ende leider nicht so richtig finden will. Ein Film
der historische Glaubwürdigkeit gegen Suspense eintauschen möchte,
am Ende aber beides nicht erreicht. Letztlich rettet die gewohnt hohe
handwerkliche Hammer Qualität und die überaus starke Hauptfigur den
Film und bewahrt ihn davor ins untere Mittelmaß abzurutschen. Für
Hammer und Lee Fans also immer noch eine deutliche Empfehlung, alle
anderen finden sicherlich bessere Werke des Studios.
Die
Blu-ray von Anolis verfügt über ein etwas körniges, aber trotzdem
noch gutes Bild. Der deutsche und der englische Ton sind relativ
sauber, nur ein kleines Rauschen ist zu vernehmen. Drei weitere
Tonspuren bieten verschiedene Audiokommentare. Zuerst ist da ein
englischsprachiger Kommentar mit Christopher Lee, Barbara Shelley,
Francis Metthews und Suzan Farmer. Hinzu kommen noch zwei deutsche
Kommentare. Einer mit Dr. Rolf Giesen und Volker Naumann und ein
weiterer mit Uwe Sommerlad und Volker Kronz. Als weitere Extras
enthält diese Veröffentlichung „Tall Stories“ das Making-Of zum
Film, Hammer Novelisations – Vom Film zum Buch, den britischen
Kinotrailer, US Double Feature Trailer, TV Spots und Bildergalerien.
Außerdem habt ihr hier die Möglichkeit, den Film im Originalformat
2.55:1 zu sehen.
6,7
von 10 fischige Bärte