Dienstag, 26. Februar 2019

Voodoo Child (1970) [Wicked Vision]


Voodoo Child (1970) [Wicked Vision]

Studentin Nancy (Sandra Dee) hat einen entspannten Job in der Bibliothek der Miskatonic-Universität. Eines Tages, sie verstaut gerade die einmalige Ausgabe des Necronomicons, überrascht sie Wilbur Whateley (Dean Stockwell), der ein verdächtig starkes Interesse an dem Buch hat. Nach einen Umtrunk mit Dr. Henry Armitage (Ed Begley) verpasst Wilbur den Bus nach Haus und kann Nancy dazu überreden ihn nach Hause zu fahren. Dort manipuliert er ihren Wagen und kann sie so davon abhalten wieder zu fahren. Bald schon betäubt er sie mit Drogen und sie findet sich mitten im dunklen Familiengeheimnis der Whateleys wieder und wird Teil des Plans, der vielleicht die gesamte Menschheit töten könnte.

Nach „Die, Monster, Die“ (1965) folgte fünf Jahre später die nächste H. P. Lovecraft Verfilmung durch die American International Pictures (AIP). Regie führte erneut Daniel Haller, verfilmt wurde die Lovecraft Geschichte „The Dunwich Horror“, eine nur schwer zu verfilmende Geschichte. Lovecraft typisch generiert der Horror sich hier aus dem Ungreifbaren und Unbegreiflichen, dem Schrecken der unserem Intellekt entwischen kann und dem unsichtbaren Grauen. Trotzdem hat man sich dazu entschlossen den Stoff relativ direkt ins filmische Medium zu transferieren. Einiges in der Handlung wurde dazu etwas umgestellt und mit Sandra Dee wurde das obligatorische, hübsche Love Interest für Wilbur gecastet. In diesem Zuge wurde auch Wilbur, hier gespielt von Dean Stockwell – bekannt aus „Dune - Der Wüstenplanet“ (1984) – etwas aufgehübscht und wird nicht als die entstellte Kreatur aus dem Buch dargestellt. Um noch etwas mehr exploitative Sequenzen zu bekommen wurde den dunklen Ritualen des Yog-Sothoths noch ein wenig prickelnde Sexualität beigefügt. Abgesehen davon handelt es sich aber an eine überraschend aufrichtige Adaption der Geschichte.

Insgesamt erscheint mir der Film zwar atmosphärisch und handwerklich solide gemacht, letztlich strauchelt der Film trotzdem auf Grund seines zu gemächlichen Tempos. Somit wirken einige Szenen deutlich langweilig. Trotzdem hat der Film noch genügend interessante Momente um dennoch zu gefallen. Darstellerisch stechen vor allem zwei altbekannte Schauspieler heraus. Zum einen wäre da Oscarpreisträger Ed Begley (Süßer Vogel Jugend, 1962). Begley ist zwar leide viel zu wenig zu sehen, kann hier aber glaubhaft als starker Widersacher des Bösen in Erscheinung treten. Ein weiterer Höhepunkt ist Sam Jaffe (Aufstand in Sidi Hakim, 1939), der eine perfekte Wahl für den alten Whateley war. Jaffe begann seine Karriere am jüdischen Theater und startete dann vielversprechend in Hollywood durch, wo ihn seine Bekanntschaften zu Kommunist*innen zur Zeit des großen amerikanischen Antikommunismus, dazu führten, dass er auf den schwarzen Listen der Hollywood Studios stand. Nur so kam es dazu, dass er gezwungenermaßen auch solche Genrearbeiten wie diese hier machen musste. Jedenfalls macht er, auch wenn es sicherlich keine Traumrolle für ihn war, seinen Job sehr gut.

Ein weiteres Lob hat die musikalische Untermalung von Les Baxter (Wild at Heart - Die Geschichte von Sailor und Lula, 1990) verdient. Der Soundtrack wird von klassischen Stücken getragen, diese verwandeln sich aber je nach Situation auch in fröhlichere Klänge, erzeugen durch dissonante Töne für mehr Spannung oder eskalieren zu sperrigen Free-Jazz Fragmenten, die wiederum den gezeigten kosmischen Horror perfekt einfangen und dem Film ein sehr psychedelisches Feeling verleihen. Die Ausstattung macht auch einen überzeugenden Eindruck und wird von Regisseur Haller, der es im Übrigen sehr viel besser versteht seine Sets zu inszenieren als seine Darsteller*innen, teils sehr verspielt eingefangen. Diese Spielereien ergeben vielleicht erzählerischen nicht zu viel Sinn, erwecken den Film dafür etwas mehr zum Leben. Etwas, was die zu trockene Geschichte durchaus gebrauchen kann.

Voodoo Child“, wie der Film hierzulande genannt wird, seitdem er hier erstmals 1987 auf VHS erschien – eine Kinoauswertung des Films hat hier nie stattgefunden – ist ein etwas langsamer und nicht immer wirklich einfach zu schauender Film. Dafür ist der Streifen letztendlich etwas zu blutleer, sowohl im übertragenen Sinne, als auch im Bezug auf die Gewaltdarstellung. Handwerklich ist es eine solide Geschichte, die aber darunter leidet, weder die Vorlage packend umsetzen zu können, noch eigene spannende Akzente zu setzen. Dennoch geht vom Dunwich Horror eine gewisse Faszination aus, die ihn zumindest für Freunde des okkulten Films zu einem unbedingt Tipp werden lässt.

The Dunwich Horror“ ist dank Wicked Vision nun erstmals deutschsprachig auf DVD und Blu-ray erhältlich. Beides bekommt ihr hier zusammen in einem gewohnt schön aufgemachten Mediabook. Ton und Bild sind ziemlich gut geraten, vor allem aus dem Bild konnte in einigen Szenen noch bemerkenswert viel herausgeholt werden. Die Extras umfassen zwei Audiokommentare – einer mit Dr. Rolf Giesen und Dr. Gerd Neumann und einer mit Jörg Kopetz vom Wicked-Vision Magazin – sowie den Film in der VHS-Version, der deutschen Titelsequenz der „Voodoo Child“ VHS, der zum Film gehörenden „Trailers From Hell“ Episode, Originaltrailer und eine Bildergalerie. Natürlich liegt dem Mediabook noch ein 24-seitiges Booklet bei mit Texten von Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerlad. Aber das ist immer noch nicht alles. Des Weiteren wurde exklusiv für diese Veröffentlichung in Zusammenarbeit mit den Lovecraft Expert*innen vom Festa Verlag eine inszenierte Hörbuchfassung des Dunwich Horrors produziert. Wie von den anderen Lovecraft Veröffentlichung von Festa gewohnt, handelt es sich hierbei um eine Version, die mit einem ausführlichen Vorwort beginnt, das viele Querverweise und Anmerkungen zum Subtext näher erklärt. Schon allein wegen dieses, packend von Sascha Rotermund gelesenen, Hörbuchs für Lovecraft Fans ein muss.

7 von 10 Schlangenklumpe