The Witches (1966) [Anolis]
Bis vor einiger Zeit war Gwen Mayfield (Joan Fontaine) Lehrerin einer afrikanischen Missionsschule. Ihre dortige Anstellung endete jedoch abrupt als der örtliche Medizinmann einige Männer mit Fetischen und Voodoo Zaubern auf sie hetzt. Nachdem sie aber diesen Schock halbwegs überwunden hat, findet sie in dem kleinen englischen Örtchen Heddaby einen neuen Arbeitsplatz als Rektoren der lokalen Schule. Eigentlich geht es ihr mit ihrem neuen Leben auf dem Land ziemlich gut, doch der Frieden in dem beschaulichen Ort ist scheinbar in Gefahr. Ihre neuen Schützlinge Linda (Ingrid Boulting) und Ronnie (Martin Stephens) sind ein junges Teenageliebespaar, doch aus irgendeinem Grund versucht die gesamte Dorfgemeinschaft die Beiden auseinander zu bringen. Eine kurze Recherche später, ist Gwen klar: Da muss mindestens eine bis mehrere Hexen am Werk sein.
Als beste Hauptdarstellerin wurde Joan Fontaine für ihre Mitwirkung an Alfred Hitchcocks „Verdacht“ im Jahre 1942 mit einem Oscar belohnt. Nur selten sieht man Oscarpreisträger*innen in Filmen der Hammer Studios, aber vielleicht ist dieser Streifen mit Fontaine auch die beste Begründung warum das so ist. „The Witches“ ist bei uns als „Der Teufel tanzt im Mitternacht“ nicht im Kino, sondern nur im öffentlich rechtlichen Fernsehen aufgeführt worden. Der mäßig erfolgreiche seichte Grusler basiert auf der Novelle „The Devil's Own“ der britischen Bestseller-Autorin Norah Lofts, die ihre Geschichte interessanterweise unter dem männlichen Pseudonym Peter Curtis veröffentlichte. Diese Geschichte gefiel Fontaine aus unerfindlichen Gründen wohl so sehr, das sie sich die rechte an dem Stoff sicherte und damit bei Hammer aufschlug.
Unter der Regie von Cyril Frankel wurde dann daraus ein leider nur wenig unterhaltendes Gruselkleinod. Jegliche beachtung erlangte der Film wohl durch die Involvierung von Fontaine, die zugleich eines der größten Mankos darstellt. Vollkommen unironisch und unterkühlt stapft sie durch einen biederen Hexenfilm der seiner Zeit gute zehn Jahre hinterherhinkt. Zu den aufregensten Momenten gehört eine Schafherde die gemächlich Tatortspuren verwischt und eine herum stromernde Katze. Dazu gibt es dann noch ein paar tropfen Blut und das war es dann leider auch schon. Fontaine selbst spielt distanziert und hölzernd und zugleich eine Rolle, die absolut nicht die ist, die sie innehaben soll. So wirkt sie bis zum Ende wie ein beobachtender Fremdkörper in einer Geschichte, die sich eigentlich um sie drehen sollte.
Das Schlimmste daran ist jedoch, dass ihre anfängliche Zeit in dem kleinen Örtchen noch zu den spannendsten Momenten des Films gehört, der nämlich im Finale vollkommen aus der Fassung gerät. Mit einer selten blöd inszenierten Hexenorgie versucht der Film etwas fahrt aufzunehmen und verliert sich vollends in einer Mischung aus leicht provokanter Symbolik und grenzenloser Albernheit. Da wird dann auch schon mal ein bisschen Schlamm genascht, eine Zucchini gestreichelt und die Dorfbewohner*innen sehen plötzlich wie abgehalfterte Zombies aus. Traurig daran ist aber, dass es gerade diese Szenen sind, die visuell ihre Schatten auf das werfen was nur kurze Zeit später durch die sexuelle Revolution, Woodstock und die 68er Bewegung medial immer wieder eingefangen werden sollten und somit das einzig progressive an dem Machwerk darstellen.
Neben der anfänglich leicht beklemmenden Kleinort Atmosphäre kann nur Kay Walsh begeistern, die mit ihrem feinfühligen Acting ihrer Rolle so manche gern gesehene Nuance verleiht, die es verdienen würde auch inhaltlich noch mehr ausgebaut zu werden. Davon abgesehen gibt es kurz vor Schluss noch einen sehr simplen aber überraschend effektiven Schockeffekt. Der Rest ist dennoch nur leidlich brauchbar und das Label Hammer nicht wert.
Das Bild der Anolis Blu-ray ist sehr gut restauriert worden und macht einen sauberen Gesamteindruck, die ZDF Synchro ist auch ganz gut geworden und liegt ebenso wie der englische O-Ton in 2.0 Mono vor. Das Bonusmaterial besteht aus dem sehr ausführlichen Featuerette „Hammer Glamour“, das von den weiblichen Darstellerinnen des Studios handelt, sowie die Folge „Wicked Woman“ der Serie „World of Hammer“, in der ebenfalls die weiblichen Monster und Heldinnen der Hammer Machwerke in den Fokus rückt. Hinzukommen der amerikanische Kinotrailer, TV-Spots, Bildergalerien und der obligatorische Audiokommentar von Dr. Rolf Giesen und Volker Kronz, die aber Beide nicht sonderlich motiviert sind ;)
5 von 10 nicht verkleidete Dinosaurier