A Silent Voice (2016) [Kazé]
Shoya Ishida war noch während seiner
Grundschulzeit eines der ganz coolen Kids. Daran, dass es
mittlerweile nicht mehr so ist, ist er jedoch selbst schuld. Als
nämlich eines Tages das neue Mädchen Shoko Nishimiya in seine
Klasse kommt, mobbt er das gehörlose Mädchen. Zu Beginn ärgern
seine Kumpels und einige Mitschülerinnen Shoko gemeinsam mit ihm,
irgendwann wird es ihnen aber zu krass und meiden Shoya schließlich.
So bekommt er dann auch die alleinige Schuld daran, als Shoko nicht
mehr in die Schule kommt. Auf der Oberschule ist er deshalb nur für
sich allein und möchte sein Leben letztlich sogar beenden, doch als
sein Suizid misslingt trifft er wieder auf Shoko und er beschließt, sein Verhalten von damals gut zu machen. Dabei muss er aber schnell
feststellen, dass es nicht leicht ist und viel Zeit beanspruchen wird
Shoko klar zu machen, dass es ihm damit ernst ist.
„A Silent Voice“ von Regisseurin
Naoko Yamada (K-On!) ist eine Verfilmung der gleichnamigen Mangareihe
aus dem Weekly Shōnen Magazine der Mangazeichnerin Yoshitoki Ōima.
Der Manga ist auch in sieben Sammelbänden erhältlich, die auf
deutsch zurzeit bei Egmont Manga erscheinen.
Der Film, der am 26. September erstmals
in deutschsprachigen Kinos zu sehen war, ist eine starke Adaption des
original Stoffes, die aber keineswegs ohne ihre Fehler und Probleme
ist. Erst mal sei aber gesagt, dass „A Silent Voice“ ein wirklich
sehr starkes und ungewöhnliches Anime Drama ist, das fraglos eine
Empfehlung für alle Anime und Coming-of-Age Fans darstellt.
Visuell kann der Film beeindrucken und
schafft es mit ruhigen Bildern und ziemlich nüchternen Blickwinkeln
eine sehr eigene Optik zu kreieren. Es gibt viele optische
Spielereien und es werden bestimme Gesten, sowie Körpersprache
innovativ und passend zum Inhalt des Films in Szene gesetzt. Ganz
abgesehen davon, dass die Animationen sehr gut aussehen und die
Charakterdesigns durchweg knuddelig sind (Tomohiro ist der coolste
überhaupt).
Ein weiteres sehr großes Lob verdient
die musikalische Untermalung. Mit „My Generation“ von The Who hat
der Film ein stimmiges Intro, vor allem da Gitarrist Pete Townshend
selbst Hörprobleme hat. Viel aufregender ist aber der OST, der mit
vielen sperrigen und vertrackten Piano und Lo-Fi Melodien glänzt,
die auf wunderbar abwechslungsreiche Art die Stimmung der Geschichte
wiedergeben kann. Zuletzt ist es auch wichtig die ausgezeichnet klingende Leistungen der deutschen Synchronisation zu erwähnen.
Wie gesagt ist aber trotzdem nicht
alles perfekt und zwar vor allem was den Erzählrhythmus angeht.
Jedenfalls ist der Film bei über zwei Stunden Spielzeit zwar schon
beachtlich lang für einen Anime, trotzdem muss der Film öfter hetzen
als es der Geschichte gut tut. Dadurch entsteht hier ein sehr
rasanter und emotionaler zweiter Akt, der sich sehr viel mehr wie ein
Finale anfühlt als das eigentliche Finale. Was im Manga gut
funktioniert, da zwischen diesen Höhepunkten mehr Zeit verstreicht,
wirkt hier leider etwas unbeholfen und das Ende zieht sich dadurch
gefühlt. Problematischer ist aber, dass einige Momente ohne Kenntnis
der Vorlage nicht ganz schlüssig erscheinen. Ein paar der
Nebenfiguren scheinen keinen Zweck zu erfüllen und die Motivation
anderer bleibt bis zum Ende unklar. Darin liegt der große
Unterschied zum Manga, der in ganzer Ruhe problemlos viele Seiten
auch für die Nebenfiguren verwenden kann. So bleiben die beiden
Hauptfiguren die einzigen voll entwickelten Figuren.
Aber auch mit diesen kleinen Macken
bleibt „A Silent Voice“ eine schöne emotionale Achterbahnfahrt
mit sympathischen Charakteren, cleveren Sounddesign und einer sehr
schönen Optik.
8 von 10 Brokatkarpfen