Donnerstag, 28. September 2017

A Silent Voice (2016) [Kazé]

A Silent Voice (2016) [Kazé]

Shoya Ishida war noch während seiner Grundschulzeit eines der ganz coolen Kids. Daran, dass es mittlerweile nicht mehr so ist, ist er jedoch selbst schuld. Als nämlich eines Tages das neue Mädchen Shoko Nishimiya in seine Klasse kommt, mobbt er das gehörlose Mädchen. Zu Beginn ärgern seine Kumpels und einige Mitschülerinnen Shoko gemeinsam mit ihm, irgendwann wird es ihnen aber zu krass und meiden Shoya schließlich. So bekommt er dann auch die alleinige Schuld daran, als Shoko nicht mehr in die Schule kommt. Auf der Oberschule ist er deshalb nur für sich allein und möchte sein Leben letztlich sogar beenden, doch als sein Suizid misslingt trifft er wieder auf Shoko und er beschließt, sein Verhalten von damals gut zu machen. Dabei muss er aber schnell feststellen, dass es nicht leicht ist und viel Zeit beanspruchen wird Shoko klar zu machen, dass es ihm damit ernst ist.


„A Silent Voice“ von Regisseurin Naoko Yamada (K-On!) ist eine Verfilmung der gleichnamigen Mangareihe aus dem Weekly Shōnen Magazine der Mangazeichnerin Yoshitoki Ōima. Der Manga ist auch in sieben Sammelbänden erhältlich, die auf deutsch zurzeit bei Egmont Manga erscheinen.

Der Film, der am 26. September erstmals in deutschsprachigen Kinos zu sehen war, ist eine starke Adaption des original Stoffes, die aber keineswegs ohne ihre Fehler und Probleme ist. Erst mal sei aber gesagt, dass „A Silent Voice“ ein wirklich sehr starkes und ungewöhnliches Anime Drama ist, das fraglos eine Empfehlung für alle Anime und Coming-of-Age Fans darstellt.

Visuell kann der Film beeindrucken und schafft es mit ruhigen Bildern und ziemlich nüchternen Blickwinkeln eine sehr eigene Optik zu kreieren. Es gibt viele optische Spielereien und es werden bestimme Gesten, sowie Körpersprache innovativ und passend zum Inhalt des Films in Szene gesetzt. Ganz abgesehen davon, dass die Animationen sehr gut aussehen und die Charakterdesigns durchweg knuddelig sind (Tomohiro ist der coolste überhaupt).

Ein weiteres sehr großes Lob verdient die musikalische Untermalung. Mit „My Generation“ von The Who hat der Film ein stimmiges Intro, vor allem da Gitarrist Pete Townshend selbst Hörprobleme hat. Viel aufregender ist aber der OST, der mit vielen sperrigen und vertrackten Piano und Lo-Fi Melodien glänzt, die auf wunderbar abwechslungsreiche Art die Stimmung der Geschichte wiedergeben kann. Zuletzt ist es auch wichtig die ausgezeichnet klingende Leistungen der deutschen Synchronisation zu erwähnen.

Wie gesagt ist aber trotzdem nicht alles perfekt und zwar vor allem was den Erzählrhythmus angeht. Jedenfalls ist der Film bei über zwei Stunden Spielzeit zwar schon beachtlich lang für einen Anime, trotzdem muss der Film öfter hetzen als es der Geschichte gut tut. Dadurch entsteht hier ein sehr rasanter und emotionaler zweiter Akt, der sich sehr viel mehr wie ein Finale anfühlt als das eigentliche Finale. Was im Manga gut funktioniert, da zwischen diesen Höhepunkten mehr Zeit verstreicht, wirkt hier leider etwas unbeholfen und das Ende zieht sich dadurch gefühlt. Problematischer ist aber, dass einige Momente ohne Kenntnis der Vorlage nicht ganz schlüssig erscheinen. Ein paar der Nebenfiguren scheinen keinen Zweck zu erfüllen und die Motivation anderer bleibt bis zum Ende unklar. Darin liegt der große Unterschied zum Manga, der in ganzer Ruhe problemlos viele Seiten auch für die Nebenfiguren verwenden kann. So bleiben die beiden Hauptfiguren die einzigen voll entwickelten Figuren.

Aber auch mit diesen kleinen Macken bleibt „A Silent Voice“ eine schöne emotionale Achterbahnfahrt mit sympathischen Charakteren, cleveren Sounddesign und einer sehr schönen Optik.


8 von 10 Brokatkarpfen