Billy Bat #20 (Carlsen
Manga)
In einer versteckten Höhle
im Baskenland treffen Kevin und seine Begleiter*innen im Mondschein
des Supermondes auf die Dunkle und die Helle Fledermaus und so kommen
die letzten Geheimnisse der Fledermaus ans Licht. Jetzt liegt es an
Kevin die apokalpytische Zukunft der Menschheit aufzuhalten. Ein
Besuch in der Zukunft zeigt auf wie gefährlich es ist, wenn niemand
den Falschen Billy Bat aufhalten würde...
Nicht nur „I am a Hero“
geht diesen Monat zu Ende. Mit Band #20 muss sich Carlsen noch von
einer weiteren starken Mangareihe für erwachsene Leser*innen
verabschieden. Naoki Urasawas geniale Geschichte um um eine mystische
Fledermaus, die den Lauf der Geschichte verändert führt uns von der
Steinzeit bis in die Zukunft des Jahres 2063. Die Geschichte der
Hauptfiguren umspannt insgesamt drei Generationen von Künstlern, die
mit der Fledermaus in Kontakt stehen. Allein die Handlung um diese
Personen deckt die Zeit von 1940 bis 2018 ab. Dabei hat Urasawa stets
geschichtliche Fakten, beliebte Verschwörungstheorien und Mythen aus
der ganzen Welt und der menschlichen Geschichte zu einem großen
Ganzen verwoben. Herausgekommen ist dabei eine überraschend leicht
zu lesende Mystery Reihe, die aber in ihren Details äußerst
knifflig sein kann.
Trotz der vielen Zeitsprünge
und den noch zahlreicheren Hauptcharakteren bleiben immer Figuren die
den Leser*innen als Anker und Sympathieträger*innen dienen können.
Dennoch vereinfacht Urasawa die Handlung niemals auf einen Kampf
zwischen gut und böse und verleiht jeder seiner Figuren Facetten
voller Schatten und Licht. Niemand ist dabei nur Held*in oder nur
Schurk*in. Selbst die fiesesten Monstren haben ihre Motivation und
Geschichte und auch die Held*innen haben mit niederen Gefühlen und
schwachen Momenten zu kämpfen. So ist Billy Bat, besonders durch das
sehr schmalzige aber dennoch herzerweichende Ende, vor allem ein
Plädoyer für Menschlichkeit und zugleich ein Liebesbrief an die
Kunst der graphischen Geschichtserzählung.
Bei der optischen Umsetzung
eben dieser, wurde Naoki Urasawa wie bei allen Bänden, durch seinen
Ko-Szenaristen Takashi Nagasaki unterstützt. Gemeinsam können sie
auch im letzten Band das sehr hohe visuelle Niveau halten. Alle
Charakterdesigns besitzen Wiedererkennungswert und schaffen einen
interessanten Spagat zwischen Realismus und zugleich westlichen und
japanischen Comicstil. Die Hintergründe sind organisch und
detailreich, oft wandert das Auge über die Kleinigkeiten und
entdeckt dabei winzige Hinweise auf versteckte Storybausteine.
Besonders kann hier das Finale gefallen, das wohl zu den
atmosphärischsten der ganzen Reihe gehört.
Billy Bat zeigt einmal mehr,
warum Naoki Urasawa zu den größten Talenten der aktuellen
Mangaszene gehört. Nach „Monster“, „20th Century
Boy“ und „Pluto“ ist auch Billy Bat von der ersten bis zur
letzten Seite spannend, jede Hintergrundinformation bestens
recherchiert und jedes Kapitel unterhält auf intelligente Weise, die
die Leser*innen stets zum Mitdenken aufruft. Für alle, die von den
ständig selben Klischees der gängigen Mangereihen genervt sind und
clevere Unterhaltung möchten, kann Billy Bat in seinem ganzen Umfang
nur wärmstens empfohlen werden.
9 von 10 lästige Landminen