Samstag, 23. Juni 2018

Billy Bat #20 (Carlsen Manga)


Billy Bat #20 (Carlsen Manga)

In einer versteckten Höhle im Baskenland treffen Kevin und seine Begleiter*innen im Mondschein des Supermondes auf die Dunkle und die Helle Fledermaus und so kommen die letzten Geheimnisse der Fledermaus ans Licht. Jetzt liegt es an Kevin die apokalpytische Zukunft der Menschheit aufzuhalten. Ein Besuch in der Zukunft zeigt auf wie gefährlich es ist, wenn niemand den Falschen Billy Bat aufhalten würde...

Nicht nur „I am a Hero“ geht diesen Monat zu Ende. Mit Band #20 muss sich Carlsen noch von einer weiteren starken Mangareihe für erwachsene Leser*innen verabschieden. Naoki Urasawas geniale Geschichte um um eine mystische Fledermaus, die den Lauf der Geschichte verändert führt uns von der Steinzeit bis in die Zukunft des Jahres 2063. Die Geschichte der Hauptfiguren umspannt insgesamt drei Generationen von Künstlern, die mit der Fledermaus in Kontakt stehen. Allein die Handlung um diese Personen deckt die Zeit von 1940 bis 2018 ab. Dabei hat Urasawa stets geschichtliche Fakten, beliebte Verschwörungstheorien und Mythen aus der ganzen Welt und der menschlichen Geschichte zu einem großen Ganzen verwoben. Herausgekommen ist dabei eine überraschend leicht zu lesende Mystery Reihe, die aber in ihren Details äußerst knifflig sein kann.

Trotz der vielen Zeitsprünge und den noch zahlreicheren Hauptcharakteren bleiben immer Figuren die den Leser*innen als Anker und Sympathieträger*innen dienen können. Dennoch vereinfacht Urasawa die Handlung niemals auf einen Kampf zwischen gut und böse und verleiht jeder seiner Figuren Facetten voller Schatten und Licht. Niemand ist dabei nur Held*in oder nur Schurk*in. Selbst die fiesesten Monstren haben ihre Motivation und Geschichte und auch die Held*innen haben mit niederen Gefühlen und schwachen Momenten zu kämpfen. So ist Billy Bat, besonders durch das sehr schmalzige aber dennoch herzerweichende Ende, vor allem ein Plädoyer für Menschlichkeit und zugleich ein Liebesbrief an die Kunst der graphischen Geschichtserzählung.

Bei der optischen Umsetzung eben dieser, wurde Naoki Urasawa wie bei allen Bänden, durch seinen Ko-Szenaristen Takashi Nagasaki unterstützt. Gemeinsam können sie auch im letzten Band das sehr hohe visuelle Niveau halten. Alle Charakterdesigns besitzen Wiedererkennungswert und schaffen einen interessanten Spagat zwischen Realismus und zugleich westlichen und japanischen Comicstil. Die Hintergründe sind organisch und detailreich, oft wandert das Auge über die Kleinigkeiten und entdeckt dabei winzige Hinweise auf versteckte Storybausteine. Besonders kann hier das Finale gefallen, das wohl zu den atmosphärischsten der ganzen Reihe gehört.

Billy Bat zeigt einmal mehr, warum Naoki Urasawa zu den größten Talenten der aktuellen Mangaszene gehört. Nach „Monster“, „20th Century Boy“ und „Pluto“ ist auch Billy Bat von der ersten bis zur letzten Seite spannend, jede Hintergrundinformation bestens recherchiert und jedes Kapitel unterhält auf intelligente Weise, die die Leser*innen stets zum Mitdenken aufruft. Für alle, die von den ständig selben Klischees der gängigen Mangereihen genervt sind und clevere Unterhaltung möchten, kann Billy Bat in seinem ganzen Umfang nur wärmstens empfohlen werden.

9 von 10 lästige Landminen