Usagi Yojimbo #3 – Der Weg
des Wanderers (Dantes Verlag)
Dieser Band enthält
Geschichten aus den Heften #7-#12 der ersten Usagi Yojimbo Reihe,
sowie die Kurzgeschichte „Schildkrötensuppe und falscher Hase“
aus „Turtle Soup“.
Immer nur so ganz einsam
durch die japanischen Ländereien zu reisen wird irgendwann für
jeden Ronin einsam. Auch Usagi wünscht sich einen Wegbegleiter, den
er bald schon in Form einer niedlichen Tokage (japanisch für
Eidechse) trifft. Spot, wie er das kleine Tier nennt, hat aber gerade
dicken Ärger am Hals. Ein garstiger Gastwirt möchte den Tier an den
Kragen, da es schon den ganzen Tag seine Kundschaft beklaut.
Natürlich steht Usagi ihm bei und bekommt dafür umso mehr Ärger
ab. Letztlich können die beiden aber gemeinsam ihren Weg weiter
führen und treffen auf eine Obaasan (alte Dame), die auf ihrem
beschwerlichen Heimweg ist. Gutmütig wie er nun mal ist,hilft er ihr
nach Hause, nur um dort festzustellen, dass sie die Mutter eines
kaltherzigen Geldverleihers ist, der sein Heimatdorf tyrannisiert. In
weiteren Abenteuern trifft der Samurai mit den dicken Löffeln auf
einen Krieger, der etwas zu sehr auf seinen Gott vertraut, seinen
alten Freund/Feind Gen und das blinde Schwertschwein. Außerdem wird
Tomoe um das kostbare Murasama bestohlen, dass dem Shogun vorbestimmt
war. Natürlich wieder ein Plan des fiesen Hikiji. Zu guter Letzt tut
sich sogar noch ein Riss zwischen den Welten auf und eine ganz
besondere Schildkröte stürzt in die Welt von Usagi.
Mögt ihr japanische
Samuraigeschichten? Bock auf eine Mischung aus Akira Kurosawa und
TMNT? Wenn ihr wenigstens einmal mit ja antwortet, bleibt euch nichts
anderes übrig als diesen und alle anderen Usagi Yojimbo Comics zu
kaufen und schnellstmöglich zu lesen. Da die Geschichten aber schon
30 Jahre alt sind müsst ihr euch vielleicht nicht zu sehr beeilen,
unterstützt aber bei gefallen Dantes Verlag, der zuverlässig gute
Comics ausgräbt, die meist leider etwas in Vergessenheit geraten
sind und sie mit würdigen Veröffentlichungen ehrt.
Auch dieser Band Usagi
Yojimbo reiht sich da bestens eins. Der Band bestehend aus mehreren
Kurzgeschichten, die sich leicht als einzelne Episoden lesen lassen,
aber dennoch durch einige fortlaufende Entwicklungen zusammengehalten
werden. „Das Geschenk“ ist eine sehr klassische Samurai
Erzählung. Genauso wie „Der Oware Becher“ und „Die Rückkehr
des blinden Schwertschweins“. Diese beiden Geschichten sind
sicherlich auch die stärksten dieses Bands, da sie einmal mehr
verdeutlichen wie gut Stan Sakais Charaktere sind. Jede Figur hat
ihre Motivationen und agiert glaubwürdig in einer lebendig und
komplex angelegten Welt. „Der Turm“ ist hingegen einfach nur sehr
niedlich und zeigt uns erneut wie ehrenvoll und empathisch Usagi ist
und mit „Schildkrötensuppe und falscher Hase“ ist hier auch das
erste Usagi/TMNT Crossover abgedruckt. Eine sehr lustige, aber auch
sehr kurze Geschichte, die eher als kleiner Bonus angesehen werden
sollte. Dazu kommt dann mit „Die Klinge der Götter“ noch eine
gruselige Geschichte mit okkulten Elementen. Mein persönliches
Highlight dieses Bands ist jedoch „Mutterliebe“. Eine mitreißende
Geschichte die sich um Usagi und die Mutter eines brutalen
Geldverleihers dreht. Eine Episode voller schwerer Entscheidungen.
Den Charakteren bleiben hier nur die Wahlmöglichkeiten zwischen
falscher und etwas weniger falscher Taten. Sehr traurig und
ergreifend und das mit einem lustig gezeichneten Hasen als
Hauptfigur, der von einem niedlichen Zwergdinosaurier begleitet wird.
So was schafft nur Stan Sakai.
Visuell beweist „Die
Klinge der Götter“ am besten wozu Sakai in der Lage ist. Während
seine Zeicnhnungen in Episoden wie „Der Turm“ eher simpel, wenn
auch immer effektiv, sind zeigt diese Geschichte was er drauf hat.
Schraffuren werden wundervoll stimmig eingesetzt und das Spiel mit
großen negativen Flächen ist einfach fantastisch atmosphärisch.
Wie das TMNT Crossover aber beweist kann er auch mit sehr flotten
Linien und einem eher schludrigen Stil eine tolle Kombination aus
Slapstick und Dynamik kreieren. Das Artwork ist dabei zwar immer sehr
typisch für ihn und hat einen großen Wiedererkennungswert, zugleich
beweist er, dass seine Zeichnungen genauso vielseitig sind wie die
Geschichten die er schreibt.
Als Bonus enthält dieser
Sammelband ein Vorwort des Autoren der „Geschichten aus der
Diebeswelt“ Robert L. Asprin sowie eine Covergalerie.
8 von 10 mörderische Muttis