Sonntag, 30. Juni 2019

Godzilla und die Urweltraupen (1964) [Anolis]


Godzilla und die Urweltraupen (1964) [Anolis]

Vor der Küste von Nagoya treibt ein gigantisches Ei unbekannter Herkunft herum. Der fiese Kapitalist Torahata (Kenji Sahara) lässt seinen, nicht weniger fiesen, Handlanger Kumayama (Yoshifumi Tajima) das Ei von einigen Fischern abkaufen und es als große Sensation gegen Eintritt ausstellen. Angelockt vom Riesenei verschlägt es erneut die Zwillinge vom Infant-Island (Emi & Yunmi Itô) nach Japan. Die beiden warnen die menschlichen Bösewichte davor, weiterhin das Ei zu eggnappen, da sie auf diese Weise nur Mothras Zorn heraufbeschwören. Zusammen mit dem Journalisten Ichiro Sakai (Akira Takarada) und der Fotografin Junko Nakanishi (Yuriko Hoshi) wollen die Zwillinge das Ei befreien. Alles zu spät, als Godzilla auf Nagoya zustapft und sich nach einem versehentlichen Angriff auf die Stadt am Ei zu schaffen machen will. Nun entbrennt erst ein Kampf zwischen ihm und Mothra und bald darauf legt er sich auch mit Mothras Larven an. Die Menschen und ihre Waffen können nur noch ungläubig vom Rand das Boxrings zuschauen.

In Godzillas vierten und Mothras zweitem Filmauftritt sehen wir Godzilla in seinem letzten Auftritt als reinen Bösewicht. Diese Rolle sollte er erst wieder in 1984 in „Godzilla - Die Rückkehr des Monsters“ ausfüllen. Insgesamt gelingt es Regisseur Ishirô Honda (Das Grauen schleicht durch Tokio, 1958) hier vortrefflich, das Drehbuch von Shin'ichi Sekizawa (Godzilla gegen Mechagodzilla, 1974) umsetzen. Dabei vermischen sich die beiden Elemente etwas schwer. Auf der einen Seite handelt es sich immer noch um einen ernsten Godzilla Streifen, der im Subtext noch über politische Elemente und Sozialkritik verfügt. Auf der anderen Seite haben wir Mothras Welt. Auch hier sind diese Elemente vorhanden, rücken aber für das Fantasy-Abenteuer-Spektakel in den Hintergrund. Dieser Spagat führt wohl auch zu den eher eindimensionalen Hauptfiguren, gespielt von Akira Takarada (Frankenstein und die Ungeheuer aus dem Meer, 1966) und Yuriko Hoshi (Todesstrahlen aus dem Weltall, 1961). Beide konnten in weiteren Godzilla Filmen beweisen das sie einiges mehr können als sie hier zeigen. Yuriko Hoshi ist sogar zu einer kleinen feministischen Ikone geworden, dadurch, dass sie in ihren Rollen oftmals prestigeträchtige Rollen als Wissenschaftlerin oder Journalistin spielen durfte – Berufe die damals für japanische Frauen nur schwer zu erreichen waren.

Während die Hauptfiguren also eher als Setobjekte dienen, die den Plot voranbringen sollen, sind die weiteren Rollen doch schon interessanter. Einmal wäre da die Rückkehr der, als das Popduo „The Peanuts“ bekannten Itô Zwillinge, als die kleinen Schönheiten der Infant Insel zu feiern. Die beiden wiederholen hier ihre Rollen aus „Mothra bedroht dieWelt“ (1961) und sind in einigen schönen, wenn auch nicht immer gut gealterten Effektszenen zu bestaunen. Mein Highlight sind aber die beiden Bösewichte, zwar kommen sie nicht an Neslson aus „Mohtra bedroht die Welt“ heran, überaus fies und schleimig sind Sahara (Frankensteins Monster jagen Godzillas Sohn, 1967) und Tajima (Frankenstein und die Monster aus dem All, 1968) aber dennoch und kosten ihre Rollen vollends aus.

Specialeffect Regisseur Eiji Tsuburaya (Krieg im Weltenraum, 1959) liefert einmal mehr hochwertige Arbeit ab. Das neue Godzillakostüm gehört zu den besten des gesamten Franchises und auch wenn die Mothra Marionette aus dem Mothra Film mittlerweile etwas zerrupft ist, sehen die neuen Larven Animatronics umso cooler aus. Nur die Godzilla Stockpuppeneffekte sind etwas peinlich und können mehr schlecht als recht kaschiert werden. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Szene, in der Godzilla das Schloss Nagoya zerlegt. Eine wunderschöne Miniatur des Schlosses, das einst im zweiten Weltkrieg zerstört wurde, und auch die Miniatur musste zwei mal erbaut werden, da es aus Versehen zu früh zerstört wurde.

Zuletzt soll noch die bemerkenswerte deutsche Synchronisation gelobt werden. In einer Zeit, in der hierzulande viele Genreproduktionen, die in Bahnhofskinos liefen, mit mal mehr mal weniger unterhaltenden Blödelsynchros versehen wurden, bescherte man diesem Film eine sehr ernste und stimmige Synchro mit vielen bekannten Sprecher*innen. Mit Arne Elsholtz konnte der deutsche Sprecher von Hollywoodgrößen wie Tom Hanks, Bill Murray und Jeff Goldblum für die Hauptrolle gewonnen werden. Auch in weiteren Rollen finden sich etablierte Sprecher*innen wie Edgar Ott und Wolfgang Völz wieder.

Godzillas erstes Aufeinandertreffen mit Mothra kann insgesamt sehr gut unterhalten. Zwar sind die Hauptfiguren etwas flach und uninteressant, dafür funktioniert die Mischung aus brutaler Science-Fiction und kitschiger Fantasy hier recht gut. Auch die Bösewichte können gefallen und natürlich ist die Monsterklopperei eine ganz feine Sache.

Endlich ist „Godzilla und die Urweltraupen“ nun auch Teil der Kaiju Classics Reihe aus dem Hause Anolis. Wie von dieser Edition gewohnt, erscheint auch dieser Godzilla Klassiker als schlichtes, aber schön anzusehendes Metalpak. Enthalten ist ein 20-seitiges Booklet mit einigen Hintergrundinformationen zum Film, geschrieben von Ingo Strecker. Der Film befindet sich diesmal leider nicht auf Blu-ray, sondern lediglich auf DVD. Die erste Disc präsentiert den Film in der japanischen Schnittfassung. Der Film ist also unzensiert und verfügt über die japanische Titelsequenz. Gleich zwei Audiokommentare stehen euch hier zur Verfügung. Im ersten unterhalten euch Jörg Buttgereit, Bodo Traber und Alexander Iffländer, der zweite wird von Florian Bahr gesprochen. Als besonderes Extra erwartet euch mit „60 Jahre Godzilla: Akira Takarada erzählt“ ein 2014 zum Godzilla Geburtstag geführtes Interview mit dem Toho Darsteller. Außerdem zu entdecken sind der japanische Originaltrailer, die US Super 8 Fassung und eine Internationale Bildergalerie. Die zweite Disc beinhaltet den Film in der deutschen Fassung vom Gloria Verleih. Abgesehen von der deutschen Titelsequenz, den deutschen Texttafeln für die Zeitungsartikel und ein paar Zensurschnitten, ist diese Fassung deckungsgleich mit dem US-Schnitt, dem ein paar Szenen fehlen, dafür aber auch eine Extra gedrehte Szene mit den bekannten westlichen Gesichtern Harold Conway (Die Rückkehr des King Kong, 1962) und Robert Dunham (King Kong - Dämonen aus dem Weltall, 1973) aufweist. Als Bonus enthält die zweite Disc den deutschen Trailer, sowie den Werberatschlag, Presseheft und eine Bildergalerie mit deutschen Postern und Kinoaushangfotos. Vielleicht findet sich sogar noch ein kleines verstecktes Extra auf der zweiten Disc... Bild und Ton sind in beiden Varianten in Ordnung, aber selbst die Möglichkeiten des Mediums DVD können nicht völlig ausgeschöpft werden. Die japanische Fassung hat dennoch ein deutlich besseres Bild als die deutsche Schnittfassung. Das Metalpak kommt mit einem Papieraufleger, damit das Cover nicht vom FSK Logo verdeckt wird.

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