Godzilla und die Urweltraupen (1964)
[Anolis]
Vor der Küste von Nagoya treibt ein
gigantisches Ei unbekannter Herkunft herum. Der fiese Kapitalist
Torahata (Kenji Sahara) lässt seinen, nicht weniger fiesen,
Handlanger Kumayama (Yoshifumi Tajima) das Ei von einigen Fischern
abkaufen und es als große Sensation gegen Eintritt ausstellen.
Angelockt vom Riesenei verschlägt es erneut die Zwillinge vom
Infant-Island (Emi & Yunmi Itô) nach Japan. Die beiden warnen
die menschlichen Bösewichte davor, weiterhin das Ei zu eggnappen, da
sie auf diese Weise nur Mothras Zorn heraufbeschwören. Zusammen mit
dem Journalisten Ichiro Sakai (Akira Takarada) und der Fotografin
Junko Nakanishi (Yuriko Hoshi) wollen die Zwillinge das Ei befreien.
Alles zu spät, als Godzilla auf Nagoya zustapft und sich nach einem
versehentlichen Angriff auf die Stadt am Ei zu schaffen machen will.
Nun entbrennt erst ein Kampf zwischen ihm und Mothra und bald darauf
legt er sich auch mit Mothras Larven an. Die Menschen und ihre Waffen
können nur noch ungläubig vom Rand das Boxrings zuschauen.
In Godzillas vierten und Mothras
zweitem Filmauftritt sehen wir Godzilla in seinem letzten Auftritt
als reinen Bösewicht. Diese Rolle sollte er erst wieder in 1984 in
„Godzilla - Die Rückkehr des Monsters“ ausfüllen. Insgesamt
gelingt es Regisseur Ishirô Honda (Das Grauen schleicht durch Tokio,
1958) hier vortrefflich, das Drehbuch von Shin'ichi Sekizawa
(Godzilla gegen Mechagodzilla, 1974) umsetzen. Dabei vermischen sich
die beiden Elemente etwas schwer. Auf der einen Seite handelt es sich
immer noch um einen ernsten Godzilla Streifen, der im Subtext noch
über politische Elemente und Sozialkritik verfügt. Auf der anderen
Seite haben wir Mothras Welt. Auch hier sind diese Elemente
vorhanden, rücken aber für das Fantasy-Abenteuer-Spektakel in den
Hintergrund. Dieser Spagat führt wohl auch zu den eher
eindimensionalen Hauptfiguren, gespielt von Akira Takarada
(Frankenstein und die Ungeheuer aus dem Meer, 1966) und Yuriko Hoshi
(Todesstrahlen aus dem Weltall, 1961). Beide konnten in weiteren
Godzilla Filmen beweisen das sie einiges mehr können als sie hier
zeigen. Yuriko Hoshi ist sogar zu einer kleinen feministischen Ikone
geworden, dadurch, dass sie in ihren Rollen oftmals prestigeträchtige
Rollen als Wissenschaftlerin oder Journalistin spielen durfte – Berufe die damals für japanische Frauen nur schwer zu erreichen
waren.
Während die Hauptfiguren also eher als
Setobjekte dienen, die den Plot voranbringen sollen, sind die
weiteren Rollen doch schon interessanter. Einmal wäre da die
Rückkehr der, als das Popduo „The Peanuts“ bekannten Itô
Zwillinge, als die kleinen Schönheiten der Infant Insel zu feiern.
Die beiden wiederholen hier ihre Rollen aus „Mothra bedroht dieWelt“ (1961) und sind in einigen schönen, wenn auch nicht immer
gut gealterten Effektszenen zu bestaunen. Mein Highlight sind aber
die beiden Bösewichte, zwar kommen sie nicht an Neslson aus „Mohtra
bedroht die Welt“ heran, überaus fies und schleimig sind Sahara
(Frankensteins Monster jagen Godzillas Sohn, 1967) und Tajima
(Frankenstein und die Monster aus dem All, 1968) aber dennoch und
kosten ihre Rollen vollends aus.
Specialeffect Regisseur Eiji Tsuburaya
(Krieg im Weltenraum, 1959) liefert einmal mehr hochwertige Arbeit
ab. Das neue Godzillakostüm gehört zu den besten des gesamten
Franchises und auch wenn die Mothra Marionette aus dem Mothra Film
mittlerweile etwas zerrupft ist, sehen die neuen Larven Animatronics
umso cooler aus. Nur die Godzilla Stockpuppeneffekte sind etwas
peinlich und können mehr schlecht als recht kaschiert werden.
Besondere Aufmerksamkeit verdient die Szene, in der Godzilla das
Schloss Nagoya zerlegt. Eine wunderschöne Miniatur des Schlosses, das
einst im zweiten Weltkrieg zerstört wurde, und auch die Miniatur
musste zwei mal erbaut werden, da es aus Versehen zu früh zerstört wurde.
Zuletzt soll noch die bemerkenswerte
deutsche Synchronisation gelobt werden. In einer Zeit, in der
hierzulande viele Genreproduktionen, die in Bahnhofskinos liefen, mit
mal mehr mal weniger unterhaltenden Blödelsynchros versehen wurden,
bescherte man diesem Film eine sehr ernste und stimmige Synchro mit
vielen bekannten Sprecher*innen. Mit Arne Elsholtz konnte der
deutsche Sprecher von Hollywoodgrößen wie Tom Hanks, Bill Murray
und Jeff Goldblum für die Hauptrolle gewonnen werden. Auch in
weiteren Rollen finden sich etablierte Sprecher*innen wie Edgar Ott
und Wolfgang Völz wieder.
Godzillas erstes Aufeinandertreffen mit
Mothra kann insgesamt sehr gut unterhalten. Zwar sind die
Hauptfiguren etwas flach und uninteressant, dafür funktioniert die
Mischung aus brutaler Science-Fiction und kitschiger Fantasy hier
recht gut. Auch die Bösewichte können gefallen und natürlich ist
die Monsterklopperei eine ganz feine Sache.
Endlich ist „Godzilla und die
Urweltraupen“ nun auch Teil der Kaiju Classics Reihe aus dem Hause
Anolis. Wie von dieser Edition gewohnt, erscheint auch dieser Godzilla
Klassiker als schlichtes, aber schön anzusehendes Metalpak.
Enthalten ist ein 20-seitiges Booklet mit einigen
Hintergrundinformationen zum Film, geschrieben von Ingo Strecker. Der
Film befindet sich diesmal leider nicht auf Blu-ray, sondern
lediglich auf DVD. Die erste Disc präsentiert den Film in der
japanischen Schnittfassung. Der Film ist also unzensiert und verfügt
über die japanische Titelsequenz. Gleich zwei Audiokommentare stehen
euch hier zur Verfügung. Im ersten unterhalten euch Jörg
Buttgereit, Bodo Traber und Alexander Iffländer, der zweite wird von
Florian Bahr gesprochen. Als besonderes Extra erwartet euch mit „60
Jahre Godzilla: Akira Takarada erzählt“ ein 2014 zum Godzilla
Geburtstag geführtes Interview mit dem Toho Darsteller. Außerdem zu
entdecken sind der japanische Originaltrailer, die US Super 8 Fassung
und eine Internationale Bildergalerie. Die zweite Disc beinhaltet den
Film in der deutschen Fassung vom Gloria Verleih. Abgesehen von der
deutschen Titelsequenz, den deutschen Texttafeln für die
Zeitungsartikel und ein paar Zensurschnitten, ist diese Fassung
deckungsgleich mit dem US-Schnitt, dem ein paar Szenen fehlen, dafür
aber auch eine Extra gedrehte Szene mit den bekannten westlichen
Gesichtern Harold Conway (Die Rückkehr des King Kong, 1962) und
Robert Dunham (King Kong - Dämonen aus dem Weltall, 1973) aufweist.
Als Bonus enthält die zweite Disc den deutschen Trailer, sowie den
Werberatschlag, Presseheft und eine Bildergalerie mit deutschen
Postern und Kinoaushangfotos. Vielleicht findet sich sogar noch ein
kleines verstecktes Extra auf der zweiten Disc... Bild und Ton sind
in beiden Varianten in Ordnung, aber selbst die Möglichkeiten des
Mediums DVD können nicht völlig ausgeschöpft werden. Die
japanische Fassung hat dennoch ein deutlich besseres Bild als die
deutsche Schnittfassung. Das Metalpak kommt mit einem Papieraufleger,
damit das Cover nicht vom FSK Logo verdeckt wird.
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