Auf dem weit entfernten Planeten Eternia herrscht seit langer Zeit ein erbarmungsloser Kampf zwischen Gut und Böse. Der fiese Skelettkopf Sekeletor will die Herrschaft über den Planeten übernehmen und strickt dafür immer neue, teils sehr abwegige, Pläne um mit seinen dunklen Gesellen das gute zu unterjochen. Zum Glück steht auf der anderen Seite der tapfere He-Man mit seinem treuen Reittiger Battle Cat. Die Beiden stehen Schulter an Schulter mit den Masters of the Universe die regelmäßig tödliche Gefahren eingehen um das Böse in seine Schranken zu weisen.
Seit 1982 treiben sich He-Man und die Masters of the Universe nun schon in Kinderzimmern überall auf der Erde herum. Ich selbst bin zwar etwas zu jung um den damaligen Hype mit zu bekommen, dennoch waren vor allem die MOTU Hörspiele aus der Feder H. G. Francis ein sehr wichtiger Bestandteil meiner Kindheit. Natürlich habe ich auch die Cartoonserie gesehen, bis Heute noch eine Vielzahl der Actionfiguren von Mattel im Regal stehen und auch die Comics wurden viel gelesen.
Dabei gab es jedoch nicht nur die US-Comics und die kleinen Heftchen, die wiederum als Extra vielen der Figuren beilagen, sondern in Deutschland auch die Comicmagazine des Interpart Buchverlags. Im Zeitraum von 1984 bis 1986 erschienen dort 10 Comic-Magazine mit einem Umfang von jeweils 36 Seiten. Jedes der Magazine enthielt zwei deutsche MOTU Geschichten, geschrieben von Michael Götze und illustriert von Wilfried A. Hary. Wie es zur selben Zeit auch H. G. Francis bei der Europa Hörspielserie erging, war es auch bei diesen Comics nicht anders: Mattel hatte keinen richtigen Leitfaden und so diente viel Halbwissen und vor allem Bilder der Action Figuren als Vorlage für die hier vorliegenden Geschichten. Dadurch ergeben sich natürlich einige Ungereimtheiten mit dem Kern MOTU Universum. Gleichzeitig bringen so Götz und Hary viele neue Ideen in die Welt von He-Man und einiges davon ist deutlich interessanter was zum Beispiel in der Cartoonserie und den US-Comics zu sehen war.
Die hier zu lesenden Storys sind oftmals erwachsener als die US Geschichten und sind weniger darauf aus Figuren zu verkaufen und erzählen stattdessen komplette Geschichten mit spannenden Kämpfen, großen Abenteuern und ein paar merkwürdigen neu kreierten Wesen. Auch optisch handelt es sich weniger um einen Merchandise-Katalog und viel mehr um eine Mischung aus Sword & Sorcery und pulpiges Science-Fiction Abenteuer. Also genau das was ich mir in diesem Universum wünsche.
Neben den 10 Magazinen enthält dieser Sammelband auch noch Beide Comic-Taschenbücher. Diese sind in Deutschland erstmals 1985, beziehungsweise 1986 erschienen und haben einen Umfang von jeweils 100 Seiten. Das deutsche Kreativteam war hierbei allerdings nur an den Covern beteiligt. Erdacht und gezeichnet wurden die 3-4 Seiten umfassenden Kurzgeschichten in Italien. Hier wurde sich optisch stärker an den amerikanischen Minicomics orientiert. Auch sind die Geschichten aufgrund ihrer Kürze meist auch eher auf einen mehr oder minder platten Gag ausgelegt. Noch ganz spaßig als kurzweilige Unterhaltung, aber nicht ansatzweise so interessant wie die Magazine.
Mit dem zweiten Kapitel beginnt der Bonusteil. Hier wird euch eine Bildergalerie geboten. Die neuen Zeichnungen aus den Wiederveröffentlichungen der Magazine sind kleine Charakterguides. Es werden Figuren, deren Fraktionen und die wichtigsten Fahrzeuge vorgestellt.
Das dritte Kapitel enthält Skripte von Wilfried A. Hary die nie als Comic umgesetzt wurden und für die Comic-Magazine Nummer 11 und 12 geplant waren. Da es dazu jedoch keine Illustrationen von Michael Götze gibt hat hier Karsten Klintzsch Storyboards zu den Skripten entworfen. Schöne Idee um solch einen Schatz zu bewahren.
Das vierte und somit letzte Kapitel dieses knapp 600 Seiten umfassenden Hardcoverbands gewährt uns einen Blick hinter die Kulissen und lässt uns teilhaben an der Restauration und Entstehung dieser Comicsammlung.
Retrofabrik legt mit diesem Sammelband den ultimativen Überblick über die deutschen MOTU Comics vor. Zu kritisieren gibt es hier nicht viel, lediglich bei den Änderungen im Zuge der Restauration des Materials kann man sich sicherlich streiten. Auch ist der, sehr hochwertige, Band zwar vollkommen zu recht bei einem Preis von rund 60€ angekommen, ist somit aber natürlich nur etwas für die ganz akribischen MOTU Fans. Wenn ihr allerdings das nötige Kleingeld übrig habt und euch einen kompletten Überblick über die MOTU Comics von Interpart, werdet ihr keine bessere Möglichkeit finden.
8 von 10 Froschwesen