Sonntag, 19. Juli 2020

Miss Zombie (2013) [Wicked Vision]


Miss Zombie (2013) [Wicked Vision]
Sara (Ayaka Komatsu) ist ein nur wenig mutierter Zombie. Da der Zombievirus sie nur wenig mutiert hat, ist sie für Menschen ziemlich ungefährlich. Außer sie schmeckt Fleisch, dann wird sie nicht viel von anderen Zombies zu unterscheiden sein. Nun ist sie jedoch erst mal angestellt bei einer wohlhabenden Familie, für die sie niedrige Arbeiten ausführen muss. Einen Zombie als Dienerin zu haben geht jedoch nicht spurlos an der Familie vorbei...


Der japanische Regisseur und Drehbuchautor Hiroyuki Tanaka konnte durch seine frühen Werke „Wie eine Kugel im Lauf“ (1996) und „Unlucky Monkey - Des Wahnsinns fette Beute“ (1998) international für Aufregung unter Filmfans sorgen. Bekannt wurde er jedoch unter dem Namen SABU, benannt nach der Rolle eines Yakuzas, die er 1986 in seinem ersten Film als Schauspieler in „Sorobanzuku“ spielte. Über die Jahre konnte er sich zwar auch im Westen einen Namen machen, vermutlich noch am ehesten durch seine Rolle als Kaneko in „Ichi the Killer“ (2001) von Takashi Miike, aber den meisten wird er dennoch kein Begriff sein.

Typisch für ihn sind seine im Yakuza Milieu angesiedelten Dramen, die meist aber auch humoristisch durchsetzt sind. Zentral sind in seinen Arbeiten auch meist soziale Probleme. Und an der Stelle betreten wir die Welt von „Miss Zombie“. Japan hat scheinbar das schlimmste überstanden. Es gab zwar einen Zombievirusausbruch, doch dieser scheint schon ein paar Jahre in der Vergangenheit zu liegen. Wohlhabende Menschen suchen sich nun nur wenig infizierte Zombies und halten diese einfach nur als Haustiere oder lassen von ihnen einfache Arbeiten ausführen. Dass SABU an der Stelle einen Kommentar zu Klassismus abgibt, wird hier ziemlich schnell offensichtlich, womit deutlich wird, wir haben es hier nicht mit modernen Splatterzombies oder den neuen Hochglanz TV- und Kinowiedergängern zu tun. Stattdessen stehen auch bei SABU die Zombies für Revolution, Sklaverei und die elende Plackerei in unnützen Jobs.

Arbeit wird in „Miss Zombie“ unglaublich eintönig und erdrückend dargestellt. Nicht nur Sara, muss immer die selbe, völlig nutzlose und Ergebnis freie Arbeit verrichten, auch alle anderen Figuren gehen täglich der selben Arbeit nach und scheinen niemals voran zu kommen. Eingefangen wird das Geschehen von SABU in schwarzweiß, mit ruhiger Kamera und einer Ästhetik, die frei von Leben oder Fröhlichkeit ist. Die Optik gepaart mit dem Drone Soundtrack und dem ständigen Geräusch von Sara, die mit der Bürste über den Boden schrubbt, kreiert schnell eine hypnotische Wirkung. Alles bewegt sich im Kreis, ist unangenehm und hält uns genau wie die Figuren des Films gefangen.

Trotzdem schafft SABU es in dieses Konstrukt, leichte Momente einzustreuen ohne die Atmosphäre dabei wieder zu zerstören. Selbst kleine lustige Momente sind vorhanden, wenn auch der Humor dabei sehr düster und verquer daher kommt. „Miss Zombie“ ist kein gewöhnlicher Zombiefilm, es handelt sich dabei nicht mal um einen wirklichen Horrorfilm. Stattdessen seht ihr ein dunkles Familiendrama, in dem auch Zombies eine Rolle spielen, ein Sozialdrama, in dem es ein paar kleine Horrormomente zu sehen gibt. Der Horror geht jedoch nicht von den Zombies aus sondern vom dem, was der Kapitalismus und Sexismus aus Menschen macht.

Das Bild der Wicked Vision Blu-tray ist ausgzeichnet und die deutsche Synchro ist ziemlich gut. Als Bonus enthält die Disc eine Einführung von Prof. Dr. Marcus Stiglegger, wobei ich empfehlen würde, diese erst nach dem Film zu sehen, da hier schon etwas zu viel verraten wird. Außerdem enthält diese Version den Film ebenfalls auf DVD, sowie ein 16-seitiges Booklet mit einem Essay von David Renske.

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