Wir befinden uns in der weit entfernten Zukunft des Jahres 1998. Die Erde ist nach einem verheerenden Atomkrieg nur noch wenig lebensfreundlich und dennoch bekämpfen sich die übrigen Menschen weiterhin. Eine Gruppe von fünf Deserteur*innen haben endgültig genug vom Krieg und suchen einen Ort, an dem sie den Untergang der Welt aussitzen können. Als sie einen alten, verlassenen Gebäudekomplex entdecken, der noch sauberes Wasser und einige Vorräte zu bieten hat, glauben sie den Jackpot gewonnen zu haben. Mit großem Schrecken stellen sie jedoch fest, dass das Gebäude nicht so gut gesichert ist um Eindringlinge fernzuhalten, sondern um einzusperren, was hinter diesen Mauern im Labor herangezüchtet wurde...
David DeCoteaus Karriere startete 1980 als er zu Roger Cormans Produktionsassistenten wurde. Sein Regiedebüt feierte er 1984 mit dem Pornostreifen „Good Men Go Bad“, damals noch unter dem Pseudonym David McCabe. Unter diesem Namen sollte er noch einige weitere Erwachsenenfilmchen drehen, bis er dann mit „Dreamaniac“ (1986) erstmals einen Slasher unter seinem richtigen Namen veröffentlichte. Darauf folgten einige weitere Sexfilmchen und dann „Creepozoids“, um den es in diesen Text gehen soll. Mit dem hierzulande als „Beast You!“ (1988) betitelten „Sorority Babes in the Slimeball Bowl-O-Rama“ gelang DeCoteau der Durchbruch, sodass sein Name einen ganz besonderen Ruf hatte unter all den merkwürdigen Leuten, die in finsteren Videotheken nach dem nächstbesten (oder schlechten) Mutantenmonser-Müll suchten. Jahrzehnte mit weiteren über 150 Filmen der niedriegsten Güteklasse später, ist David heute wohl vor allem für seine homoerotischen Monsterfilme der letzten Jahre bekannt und besonders für Familienfilmdesaster wie „A Talking Cat!?!“ (2013) berüchtigt.
„Creepozoids“, bei uns auch als „Creepzone“ bekannt, war DeCoteaus erste Arbeit für Full Moon. Mit einem Budget von unter 20.000 Dollar, fünf unbekannten Darsteller*innen und nur einer knapp über 100qm großen Lagerhalle als Drehort, sollte der damals noch junge Regisseur einen vollwertigen Videothekentitel erschaffen. Das Ergebnis ist sicherlich keine große Kunst, ziemlich trashig, aber in jedem Fall mehr als nur einer von vielen gesichtslosen C-Movies seiner Ära.
Zu aller erst liegt das an Linnea Quigley (Hollywood Chainsaw Hookers, 1988), die damals sowohl mit DeCoteau wie auch Charles Band gut befreundet war. Deshalb taucht sie auch immer wieder in Projekten der beiden auf und sorgt neben etwas Erotik auch meist für einige coole kick-ass Momente. Sie ist somit auch mit Abstand die mit der besten Bühnenpräsenz in diesem Streifen. Eigentlich sollte Kim McKamy ihre Rolle spielen. Die Nacktszenen allerdings schreckten sie ab, weshalb Linnea kurzfristig die weibliche Hauptrolle übertragen wurde. Lustig daran ist, dass sie bloß zwei Jahre später in „True Sin“ zu sehen war, was nur der erste von einer langen Reihe von Pornofilmen sein sollte, in denen sie mitwirkte, dann jedoch unter dem Pseudonym Ashlyn Gere. Ihre Arbeiten unter ihrem richtigen Namen, die wenigen Horrorstreifen wie „Evil Laugh“ (1986) und „Lunch Meat“ (1987), sind seither vergessen und allgemein ist sie wohl nur noch als die Pornodarstellerin bekannt. Ken Abraham, in seiner Rolle als Butch, in der deutschen Synchro aber konsequent als „Batch“ betitelt, macht von den Männern wohl die beste Arbeit, wirklich gut ist seine Leistung aber dennoch nicht. Sporadisch konnte man ihn noch in Nebenrollen in Filmen wie „Hobgoblins“ (1988) sehen, in den 2000ern hat er seine Karriere aber als Editor von Reality-TV Serien gefunden.
Sehr wichtige Darsteller*innen sind für Filme dieser Art auch immer die Monster. In diesem Fall bekommen wir es mit einem Monster zu tun, das vermutlich genauso vom Xenomorph aus „Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ (1979) abgekupfert ist, wie auch Linneas Rolle sich Anleihen bei Ripley vom eben selbigen Klassiker suchte. Das Monster sieht in den paar Szenen eigentlich ziemlich gut aus, so richtig in Erscheinung tritt es leider nur viel zu selten. Bei dem Budget dürfen wir aber schon dankbar sein, dass es überhaupt so ein großes Vieh als Antagonistin zu sehen gibt. Dabei bleibt es zum Glück nicht. Hinzu kommt noch eine verseuchte Ratte, die in Form einer garstigen Handpuppe Linnea und die anderen versucht anzuknabbern. Top Action Szene! Und dann ist da noch das offensichtlich von „Die Wiege des Bösen“ (1974) beeinflusste Mutantenbaby. An der Monsterfront könnte zwar etwas mehr los sein, die Monster könnten etwas besser aussehen und irgendwie könnte alles etwas mehr Sinn ergeben, aber für die Umstände eine top Monsterriege.
Solltet ihr nicht zur Zielgruppe schlodderiger Videothekenfilme dieser Art gehören, wird euch auch sicherlich dieser Streifen nicht zum Fan dieser Spielart von Film machen. Zugleich muss aber jede*r dem Team um DeCoteau zugestehen, dass es eine erhebliche Leistung ist, unter diesem Umständen auf solch engen Raum einen Film zu drehen, der dennoch auch Jahrzehnte später durchaus noch anzuschauen ist. Allein dass nach jedem Drehtag die gesamte Halle zum nächsten Set umgebaut werden musste und dieses Projekt trotzdem nach gut zwei Wochen im Kasten war, ist heute unvorstellbar.
Der Film ist komplett neu digital remastered. Bild und Ton der Wicked Vision Blu-ray sind daher ziemlich gut. Der Ton der deutschen Synchro ist etwas rauschig und insgesamt ist die Synchro auch wenig ansprechend. Als Bonus gibt es den Trailer zum Film, eine Bildergalerie und einen Audiokommentar von David DeCoteau. Als besonderes Extra findet ihr auf den Discs noch den Film „Shadowzone“ (1990). Ein kleiner wenig unterhaltsamer Full Moon Streifen von Regisseur J.S. Cardone. Als Nummer 4 der Wicked Vision Full Moon Collection kommt der Film in einem schönen Mediabook mitsamt 24-seitigem Booklet mit Texten von Michael Humberg und Christoph N. Kellerbach.
5,9 von 10 getestete Proteine