Scott Pilgrim #1-6 (Oni Press)
Am 21. Oktober soll es nun soweit sein und "Scott Pilgrim vs. the World" wird in den deutschen Kinos anlaufen. Zeit also sich einmal näher mit den Graphic Novels aus der Feder des kanadischen Autors und Zeichners Bryan Lee O'Malley zu beschäftigen.
Scott Pilgrim ist zu Beginn der Geschichte 23 Jahre alt, lebt mit seinem Kumpel Wallace in einer mickrigen Ein-Zimmer Wohnung, spielt Bass in einer mittelmäßigen Band namens "Sex Bob-Omb" und dated die 17 Jährige High School Schülerin Knives Chau. Alles läuft gut, bis er eines Tages zufällig Ramona Flowers kennenlernt, die ihm vorher bereits in einigen Träumen begegnet ist. Um jedoch mit ihr zusammen sein zu können, muss Scott erst ihre sieben bösen Exfreunde besiegen.
Soweit das Grundgerüst der Story. Was Anfangs alles noch relativ simpel erscheint wird im Laufe der sechs Bände immer umfangreicher und tiefgründiger.
Die Geschichte erstreckt sich über den Zeitraum eines Jahres und wie es im wahren Leben nunmal so ist, passieren im Laufe eines Jahres jede Menge Dinge. Im eigenen Leben und in den Leben der Menschen die einen umgeben. Das ist meiner Meinung nach auch eine der größten Stärken dieser Graphic Novel. Jeder der wirklich wundervollen Charaktere dieser Geschichte macht von Band zu Band eine Entwicklung durch, Freundschaften und Beziehungen gehen auseinander, neue Leute kommen hinzu, Prioritäten ändern sich, Blickwinkel verschieben sich. Kurz: Alles ist im Fluss. Scott selber muss im Lauf der Geschichte Erwachsen werden und Verantwortung für sein Handeln übernehmen, was ihm nicht gerade leicht fällt.
Die zweite Stärke, die diese Graphic Novel so genial macht ist der Humor, der von total überzogenem comic- bzw. videospielähnlichem Slapstik in sekundenschnelle zu sehr subtilen, sarkastischen Wortwitz wechselt.
"Scott Pilgrim" ist gespickt mit vielen popkulturellen Anspielungen und Verweisen, die jeder der zwischen 1980 und 1990 Geborenen verstehen wird, weshalb die Bücher wohl auch reißenden Absatz unter Nerds finden.
Ich habe selten eine Graphic Novel gelesen, die ich von der ersten Seite an so sehr geliebt habe wie die "Scott Pilgrim" Reihe. Das liegt an den bereits angeführten Stärken und an der Tatsache, dass "Scott Pilgrim" genau die Dinge anspricht, die einen Menschen in diesem Alter (und da pass ich mit meinen 25 Lenzen genau rein) beschäftigen. Der Kampf mit sich selbst Verantwortung zu übernehmen, trotzdem aber auch irgendwie man selbst zu bleiben und gleichzeitig aber noch die große Liebe finden und seine sozialen Kontakte pflegen zu wollen.
Zur gerade erscheinenden deutschen Übersetzung der Bände kann ich noch nichts sagen, da ich noch keinen davon gelesen habe. Ebensowenig zum Film "Scott Pilgrim vs. the World", wobei ich allerdings sehr skeptisch bin, wie eine so umfangreiche Geschichte in einen knapp 2 stündigen Film gepackt werden soll. Aber hoffen wir alle das Beste und bleiben gespannt.
Achso, ihr wollt ja noch ne Bewertung haben. Also ich könnte mir wohl nicht verzeihen dieser Graphic Novel keine volle 10 zu geben, auf der anderen Seite ist das aber auch überhaupt nicht "cool" oder typisch für Nerds, weil es könnte ja noch was besseres kommen. Aber wisst ihr was: Mir ist mein Seelenheil doch lieber, als dass ich als abgeklärter Kritiker, der alles schon mal gesehen oder gelesen hat, gelte. Daher 10 von 10 Punkten für diese Nerdstudie aus Kanada.
Wir sehen uns im Kino!