Zuckerschädel (Reprodukt)
Auch die Drogen und seine Medikamente lassen Doug nicht seine Vergangenheit vergessen. Zwar versucht er vergangenes wieder gut zu machen, kann aber auch so nicht aufhalten das sich der Schrecken der Gegenwart, der Vergangenheit und seine Albtraumsequenzen immer mehr verknoten. So sehr, dass auch seine brüchige Traumwelt keine Zuflucht mehr darstellt.
Auf “X” und “Die Kolonie” folgt nun “Zuckerschädel” und wie schon zuvor in “Black Hole” kombiniert Autor und Zeichner Charles Burns auf umwerfende Weise Psychohorror mit widerlichem Bodyhorror. Die Geschichte eines Charakters wird in drei verschiedenen Formen gezeigt. Einmal sehen wir die Vergangenheit, dann wie der Charakter seines Vergangenheit reflektiert und zuletzt wie er das erlebte in seinen Träumen verarbeitet. Daraus entwickelt sich letztlich ein labiles Psychogramm das die lesenden durchgängig mitfiebern lässt.
Diese Art des surrealen Psychohorrors kann derzeit wohl niemand packender als Burns erzählen. Auch optisch ist der Comic über jeden Zweifel erhaben. Hipper Indiecomic trifft auf experimentelles und die Träume sind stark von Hergés Tim & Struppi inspiriert. Die Farben sind gleichzeitig voll und bunt, nehmen der Geschichte dennoch nicht ihre Hoffnungslose und verdammt düstere Grundstimmung.
Zuckerschädel schockt immer wieder durch abstruse Albträume und ekligen Symbolismus und auch wenn die Story nicht an das krass intim wirkende “Black Hole” herankommt, haben wir hier dennoch einen mitreißenden und eindrucksvollen Comic vor uns liegen.
Kommt bei Reprodukt wie immer in hoher Druckqualität und als Hardcover mit Leinen Rücke heraus.
9 von 10 Geburtshelfer