Freitag, 8. April 2016

Beutegier (2009) [Anolis]

Beutegier (2009) [Anolis]


Ein wilder Kannibalen Klan knabbert sich nahe der kanadischen Grenze durch eine nordamerikanische Kleinstadt im Bundesstaat Maine (In dem, wenn wir Stephen King glauben dürfen alles Böse haust). Durchdacht und nicht gerade unclever ernten sie ein Haus nach dem anderen ab, essen die Bewohner und nehmen die Kinder bei sich auf. Doch bei einem ihrer Angriffe kann eine Frau mit ihrem Sohn und ihrem Baby fliehen. Werden sie den Menschenfressern entrinnen können bis die überforderte Polizei die Situation endlich unter Kontrolle bekommt oder werden auch sie Teil der kannibalischen Nahrungsplanung?


Genau wie das “Beutegier” Sequel “The Woman” basiert auch dieser Film auf einem Horrorroman von Jack Ketchum. Andrew van den Houten (Headspace) hat hier Regie geführt und später bei “The Woman” produziert. Auch Pollyanna McIntosh (Burke & Hare) ist in beiden Filmen zu bestaunen. Bei “Beutegier” handelt es sich um die Vorgeschichte von “The Woman” und zeigt das Leben der Frau bevor ihr Stamm ausgerottet wurde. Hier ist sie aber die Antagonistin und bringt einige unschuldige Menschen um. Das ihr Acting auch hier wieder verdammt unheimlich ist muss eigentlich gar nicht erwähnt werden, verdammt gute Vorstellung. Auch im Gore Sektor kann “Beutegier” überzeugen, zumindest wenn man eine vollständige Version in die Pfoten bekommt, wie zum Beispiel die neue Blu-ray von Anolis, die erstmals den Film ungeschnitten in HD präsentiert. Bisher war der Film nämlich um ganze sechs Minuten gekürzt.

Besonders am Anfang überraschen einige Szenen durch eine sehr wuchtige und stumpfe Brutalität. Aber auch ansonsten ist der Film nicht zimperlich was Gewaltdarstellung und Sexualität angeht. Genau da liegt auch das größte Problem für mich. Während das Sequel auch auf einer psychologischen Ebene durchweg unheimlich und beklemmend ist, hat dieses Jack Ketchum Werk wenig zu bieten wenn der Pfad der krassen Gewalt verlassen wird. Sehr schnell stumpfen die Nerven der Zuschauenden ab, wodurch die kannibalistischen Exzesse nebenher dahinplätschern ohne noch wirklich schockieren zu können. McIntosh rettet durch ihre unerhört gute Leinwandpräsenz viele Szenen, kann aber den Abnutzungseffekt der Schockmomente nicht aufhalten. Ihrer famosen Hauptrolle ist es jedoch allein geschuldet, dass nicht sämtlich Goreszenen unfreiwillig komisch wirken, denn irgendwann wirkt die versuchte Provokation durch krasse Gewalt eher albern und langweilt. Genauso wie es natürlich immer noch recht mutig ist Kinder relativ zentral in einem Horrorfilm dieser Sorte unterzubringen, aber auch hier verfällt der Effekt schnell.

Ansonsten hat der Film sehr stark mit seinem Low-Budget Look zu kämpfen. Auch wenn ein Großteil des Streifens im Wald gedreht wurde, merkt man spätestens in den Szenen innerhalb der Höhle und anderen Innenlocations, wie durch Beleuchtung unschöne Sets kaschiert werden und wiederum anderen Szenen merkt man Zeitdruck an. Einige Ungereimtheiten hätte man in ein paar mehr Takes sicherlich ausbügeln können. Mein allergrößtes Problem ist allerdings die Story oder viel mehr eben, dass diese mit der Lupe gesucht werden muss. Einige Kannibalen laufen halbnackt durch den Wald, grunzen, vermehren sich, überfallen Menschen und futtern diese dann auf. Das Ganze wird dann einige Male wiederholt und dann ist Ende. Abgesehen von McIntosh bleibt keine Figur in Erinnerung, abgesehen vielleicht von dem kleinen aber lustigen Gastauftritt von Ketchum selbst.

Sicherlich einer der besseren Kannibalenfilme, trotzdem eher auf den vergänglichen Schockeffekt aus, als darauf eine gute Geschichte zu erzählen Fans des Subgenres werden bedient, ich persönlich habe mich aber relativ schnell gelangweilt. Allerdings vergleiche ich den Film aber auch mit seiner extrem guten Fortsetzung, was vielleicht nicht unbedingt fair ist.

Die Neuveröffentlichung von Anolis ist mal wieder was ganz feines. Wie weiter oben schon erwähnt, bekommt ihr den Film hier erstmals in der ungekürzten, sechs Minuten längeren Fassung auf Blu-ray. Da es sich um ein Mediabook handelt bekommt ihr den Film ebenfalls auch auf DVD und dazu noch ein informatives Booklet. Das beste an dieser Veröffentlichung ist jedoch ein neuer, extra für diese Auflage aufgenommener Audiokommentar von Jack Ketchum und Andrew van den Houten. Bild und Ton sind ausgezeichnet und außerdem gibt es noch Trailer und Behind the Scenes als Extras. Das Mediabook gibt es in drei Covervarianten jeweils limitiert auf 333 Stück.

5,5 von 10 Zuchtbullen