Sonntag, 17. April 2016

Stardew Valley (PC)

Stardew Valley (PC)

Du bist eine_r von zahllosen Angestellten der JojaMart Kette. In einer kleinen Bürozelle machst du seelenlose, stupide Arbeit. Dein Leben ergibt keinen Sinn mehr und bringt dir schon lange keine Freude mehr. Da fällt dir ein Brief ein, den dein Großvater dir kurz vor seinem Tod vermacht hat. Er sagte dir damals, du solltest ihn in genau diesem Fall öffnen und nicht vorher. In dem Brief steht etwas von einem alten Bauernhof den du erben sollst um dort ein einfaches Leben harter Arbeit, aber in Freiheit zu führen. Nur kurz darauf kommst du in Stardew Valley an, wo du eine völlig verfallene Farm vorfindest. Trotz großer Zweifel startest du ein neues Leben, räumst auf, baust Gemüse an, lernst die Dorfbewohner kennen und findest vielleicht bald schon die große Liebe.


A simple Life

Ganz im Alleingang belebt Indientwickler ConcernedApe das Genre der Farmgames wieder und führt fort was wir an Natsumes 2D Harvest Moon Games so geliebt haben. Wie es die Tradition will erben wir die Farm unseres Opas, die wir in den folgenden Jahren auf Vordermann bringen müssen und nebenbei wird im Dorf noch ordentlich geflirtet. Natürlich fangen wir ganz unten an. Wir haben keine Kohle und keine Ressourcen. Das Haus ist klein und ramponiert. Doch um an Geld zu kommen gibt es viele Möglichkeiten. Der naheliegenste Weg einer Farmsim ist es natürlich Pflanzen anzubauen. Dazu muss erstmals das Feld aufgeräumt werden. Mit der Spitzhacke werden Felsen zertrümmert, mit der Axt Bäume gefällt und Äste aus dem Weg geräumt und mit der Sense wir Gras und Unkraut vernichtet. Die Hacke lockert den Boden, dann können wir die Samen sähen und nach dem gießen wächst am nächsten Tag hoffentlich schon der erste Keim. Bei eurer Arbeit verbraucht ihr natürlich Energie, mit der ihr gut haushalten müsst um nicht in Ohnmacht zu fallen. Geht eure Energie zu Neige bietet es sich an das Dorf und das Umland zu erkunden.

So viel zu tun, so wenig Ausdauer



Beim Erkunden werdet ihr bald Pilze, Früchte und Beeren am Wegesrand entdecken. Vor allem in der Anfangszeit des Spiels ist das hamstern von Früchten des Waldes und der Wiesen eine sichere Einnahmequelle, die zusätzlich auch noch keine Energie kostet, nur Zeit. Auf die Zeit müsst ihr allerdings auch achten, denn wer Nachts zu spät ins Bettchen geht, hat am nächstem Tag weniger Kraft. Ein paar Tage nach euer Ankunft wird dann der Weg zur Mine frei. Ein guter Ort um verregnete Tage zu verbringen. Hier könnt ihr nach Erzen sammeln die eure Werkzeuge verbessern und Edelsteine und Artefakte sammeln, die ihr dem örtlichen Museum spenden könnt. Außerdem warten hier Monster auf euch, die bekämpft werden müssen. Ungefähr zur selben Zeit bekommt ihr eine Angel geschenkt, damit könnt ihr euch in sämtlichen Gewässern austoben und einige verschiedene Fischarten entdecken. Um erfolgreich zu angeln müsst ihr ein spaßiges Minigame meistern, das gerade bei den seltenen Fischen zu einer ganz schönen Herausforderung werden kann.

Sammeln, sammeln, sammeln und verschenken


In der Zwischenzeit lernt ihr die Dorfbewohner kennen, die immer wieder neue Aufgaben für euch haben. Da wünscht sich eine junge Dame aus Langeweile einen Aal oder der Bürgermeister verlangt seine Hose zurück, die er ganz zufällig bei der Kuhhändlerin verloren hat. Neben vielen Storyquests gibt es fast täglich zufallsgenerierte Sidequests, die meist daraus bestehen ein bestimmtes Item zu besorgen oder ein bestimmtes Monster zu töten. Diese Quests sind eine Möglichkeit um Freundschaften aufzubauen. Das Freundschaftslevel erhöht sich ebenfalls wenn ihr mit den Personen redet oder ihnen Geschenke macht, wobei natürlich jede Person andere Vorlieben und Abneigungen hat. Schnell wird euch auffallen, dass es auch ein paar Singles im Dorf gibt, fünf männliche und fünf weibliche um genau zu sein. Ist das Herz-Meter genug aufgefüllt, kann das flirten begonnen werden. Dabei bekommt ihr einige Cutscenes zu sehen und irgendwann dürft ihr eurer Liebe einen Blumenstrauß schenken, der eure romantische Zuneigung beweist. Wichtig ist dabei zu erwähnen, dass ihr unbeachtet eures ausgewählten Geschlechts mit Männlein und Weiblein Dates arrangieren könnt. Schließlich könnt ihr sogar heiraten, woraufhin eure Liebe zu euch zieht und ihr vielleicht ein Kind zeugt oder eben eines adoptiert falls ihr eine gleichgeschlechtliche Beziehung eingeht.

Schaffe, schaffe, Häusle baue


Bis es aber soweit ist, müsst ihr sehr viele Geschenke machen und vor allem viel Zeit auf eurem Hof verbracht haben. Denn in eurem kleinen kaputten Häuschen kann keine Familie leben. Es muss also Geld für ein größeres Haus gesammelt werden, dass dann die örtlicher Zimmerfrau Robin für euch errichtet. Bei der ersten Vergrößerung bekommt euer Haus eine neue Küche in der er dann endlich kochen könnt. Dazu packt ihr Zutaten in den Kühlschrank oder euren Rucksack und falls ihr Rezepte habt, gibt es was leckeres auf den Tisch. Die zweite Vergrößerung bietet dann auch genug Platz für Frau/Mann und Kind. Vorher müsst ihr jedoch viel Geld verdienen. Schneller geht dies natürlich wenn ihr Tiere auf die Farm holt, was allerdings auch teuer ist. Es müssen nämlich nicht nur die Tierchen angeschafft werden, sondern auch deren Ställe, die es ebenfalls in verschiedenen Ausbaustufen gibt. Damit eure Tierchen im Winter nicht verhungern solltet ihr ebenfalls ein Silo bauen um Heu zu lagern und eine Heizung kann ebenfalls nicht schaden. Mit etwas Glück laufen schon bald Hühner (kleine und große Eier), Enten (Enteneier und Federn), Hasen (Wolle und Hasenpfoten), Kühe (Kleine und Große Milch), Schweine (Trüffel) und Ziegen (Kleine und Große Ziegenmilch) auf eurer Farm umher. Es gibt auch noch ein paar Geheime Tiere sowie Varianten davon zu entdecken, die bleiben aber erstmal geheim. Mit den verschiedenen gesammelten Ressourcen könnt ihr auch immer mehr Gegenstände craften wie zum Beispiel eine Maschine um Trüffelöl herzustellen, Bienenstöcke können gebaut werden, eine Mayonnaisemaschine, Spinnräder, Bierfässer, Truhen, Wege, Zäune, Angelköder, Düngemittel und, und, und…

Wohin mit all dem Geld?


Eine weitere Aufgabe die euch das Spiel stellt ist es das alte Gemeindezentrum wieder aufzubauen in dem es sich ein paar Geister gemütlich gemacht haben. Diese niedlichen Kreaturen haben sehr spezielle Itemwünsche die ihr stillen müsst. Als Belohnung werden immer mehr neue Gameplayelemente freigespielt. Es gibt allerdings auch die Möglichkeit sich ins Jojamartimperium einzukaufen, das Gemeindezentrum abzureißen und einen weiteren Megamart ins Dorf zu bringen. In diesem Fall werden all die Geheimnisse mit Geld freigeschaltet. Neben einigen saisonalen Events wartet dann noch eine ganz besondere Aufgabe am Ende des zweiten Jahres auf euch. Danach könnt ihr dann allerdings unendlich lange weiterspielen und zum Beispiel alle Fische angeln, alle Artefakte finden oder euch mit den Geheimnissen des Dorfes beschäftigen, auf die ich hier nicht eingehen werde. In jedem Fall werdet ihr mit Stardew Valley mindestens 100 Stunden beschäftigt sein bevor sich nichts neues mehr entdecken könnt. Dabei zeigt sich dann aber sehr deutlich das größte Problem mit dem Spiel.

Zu schnell gerannt, zu früh erschöpft


Das Game überzeugt gleich zu Beginn mit sehr vielen coolen Ideen, die das Harvest Moon Grundgerüst nehmen und darauf einige neue Features aufbauen. Dazu dann noch der schöne Retro-Pixelstil und ein guter Soundtrack. Das Freundschaftssystem ist funktional, Angeln bringt richtig Spaß und dafür, dass das Kampfsystem nur ein Nebenfeature ist, bringt das Erkunden der Dungeons viel Freude. Leider führt die immense Freiheit dazu, dass man besonders zu Beginn schnell überfordert ist von den vielen Möglichkeiten und gar nicht alles auf einmal schaffen kann. Dafür wird das Spiel in der zweiten Hälfte leider doch sehr eintönig und weniger motivierend. Vor allem für das sauer verdiente Geld gibt es schon sehr schnell nur noch sehr wenig Verwendung. Allerdings muss man ConcernedApe lassen, das er zur Zeit wie ein Besessener am Game arbeitet und wöchentlich neue Patches veröffentlicht, die nicht nur Bugs ausmerzt, sondern gleichzeitig auch jedes mal neue Features hinzufügt. Gerade geht es ihm darum die Ehe spannender zu machen und den Ehepartner_innen neue Features zu verleihen. Neue Gameplay Features und sogar ein Multiplayer Mode stehen auch noch bevor. Es gibt also durchaus Kritik, allerdings treten diese Kritikpunkte erst nach vielen Stunden guter Unterhaltung ein. Bis ihr also an diesem Punkt sein solltet, wird es sicherlich schon wieder einige Neuheiten im Spiel geben. Abgesehen davon ist wohl die Steuerung das Größte Problem des Games. Sowohl mit Controller, wie auch mit Maus und Tastatur hat Stardew Valley mit Ungenauigkeit, wenig intuitiven Inputs und genereller Hakeligkeit zu kämpfen. Schnell kann man sich mit den Problemen arrangieren und Strategien dagegen entwickeln, aber anfänglich kann es schon sehr nerven wenn man unabsichtlich reifes Gemüse mit der Sichel hinrichtet oder Dorfbewohnern ohne Absicht Unkraut schenkt. Abgesehen davon gibt es so viel zu entdecken und eine Menge spaß zu haben. SDV ist ein Spiel in dem man sich schnell verlieren kann und nur allzu schnell hat man mal wieder eine ganze Nacht durchgespielt.

Fazit


Entspannende Farmsim voller Niedlichkeiten und fast schon meditativem Gameplay. Einige Probleme sind noch zu erkennen, der Entwickler tut aber sein bestes um seine Fans glücklich zu machen und arbeitet sehr nah mit der Fanbase zusammen. Das perfekte Game um eine halbe Stunde oder mehrere Wochen zu füllen.

8 von 10 Enten die nicht schwimmen können