Tschüss Onkel Titus! EUROPA-Label Gründer Andreas E. Beurmann gestorben
EUROPA-Label Gründer Andreas E. Beurmann, vor allem auch bekannt als der Sprecher von Onkel Titus Jonas bei den "Drei ???" ist verstorben. Jetzt muss wohl jemand Anderes die Fräse auf dem Schrottplatz schwingen. Danke für 50 Jahre schöne Hörspiele! Hier die offizielle Pressenachricht des Labels:
EUROPA-Label Gründer Andreas E. Beurmann gestorben
Er träumte schon früh von einem politisch geeinten Europa und gab deshalb vor 50 Jahren seinem Hörspiel-Label ebenfalls den Namen des eurasischen Kontinents. EUROPA-Gründer Andreas E. Beurmann widmete seine Leidenschaft ebenso der klassischen Musik. Für ihn besaßen seine Cembali „die schönsten Saiten der Welt“. Seine weltweit bekannte Sammlung kostbarer historischer Instrumente hat er zum größten Teil dem Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe gestiftet. Er hat sie alle selber zum Klingen gebracht und bis zuletzt daran gearbeitet. Einen Namen gemacht hatte er sich als Musiker, Physiker, erfolgreicher Unternehmer und Produzent von Tonträgern. Er war Musikwissenschaftler an der Hamburger Hochschule, hat Bücher geschrieben und nicht nur als Gastgeber in Hasselburgs Herrenhaus oder in der großen Reetscheune schönste Konzerte veranstaltet. Ein erfülltes Leben. Nach Krankheit ist Andreas E. Beurmann am Abend des 24. April 2016 im Alter von 88 Jahren in Hasselburg gestorben.
EUROPA, Sony Music Entertainment und die Hörspiel-Fangemeinde trauern um einen der Pioniere des Kinder- und Jugend-Hörspiels. „Ohne Andreas E. Beurmann würde es das Kinder- und Jugend-Hörspiel in seiner heutigen Form sicherlich nicht geben“, betont Arndt Seelig, Director Sony Music Family Entertainment/EUROPA. „Er hat als Unternehmer mit dazu beigetragen, dass Hörspiele Taschengeld-tauglich verkauft und damit zum Massenphänomen werden. Künstlerisch hat er seine große Vision umgesetzt, qualitätsvolle Hörspiele wie Kino im Kopf klingen zu lassen.“
Hörspiel-Fans wird Andreas E. Beurmann unter anderem als Onkel Titus in „Die drei ???“ unvergessen bleiben. Bis noch vor wenigen Jahren lieh er dem Onkel der drei Kultdetektive seine Stimme. Bis zuletzt hat Andreas E. Beurmann seine große Liebe zu klassischer Musik und Kunst gepflegt: als Musiker und Konzertveranstalter, als Pächter des von ihm und seiner Frau restaurierten Kulturgut Hasselburg und als Inhaber der größten privaten Musikinstrumente-Sammlung der Welt.
Geboren wurde Andreas E. Beurmann am 12. Februar 1928 in Sopot/Danzig. Als Sohn einer Konzertsängerin zog es auch ihn bereits in jungen Jahren zur Musik. Er lernte Klavier spielen und wirkte schon als Schüler als Musiker beim Sender Danzig mit. Nach dem Krieg studierte Andreas E. Beurmann in Köln und Göttingen Musikwissenschaft und Physik und promivierte über die Klaviersonaten von Carl Philipp Emanuel Bach. Anfang der 50er Jahre arbeitete er als Tonmeister beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Hamburg und lernte hier den amerikanischen Unternehmer David L. Miller kennen. Für ihn produzierte er ab 1958 unter dem Labelnamen „Somerset“ die „101 Strings“, klassische Musik in Unterhaltungsform mit 101 Streichern, die sich in den USA schnell als außergewöhnlich erfolgreich erwies.
Drei Jahre später gründete Andreas E. Beurmann gemeinsam mit David L. Miller die Firma „Miller International“ und wirkte anschließend einige Jahre als Mitglied der Geschäftsführung. Als er 1965 schließlich das Label EUROPA ins Leben rief, sollte sich die neue Plattenmarke schnell zum Kern des geschäftlichen Erfolgs des Unternehmens entwickeln. Die Sensation war damals der Preis von nur 5 Mark für eine Hörspiel-LP. Hinzu kam Beurmanns künstlerischer Ansatz, Hörspiele mit einem unterhaltsamen und didaktisch wertvollen Charakter zu produzieren, und die Kinder zugleich durch entsprechende Einblendungen ans Hören und Musizieren von klassischer Musik heranzuführen. Bis heute ist EUROPA ein Qualitäts- und Gütesiegel für Kinder- und Jugend-Hörspiele. Dabei basiert das unverwechselbare EUROPA-Logo ebenfalls auf einer Kreation von Andreas E. Beuermann.
Als EUROPA-Produzent brachte Beurmann gleich 1965 den „Struwwelpeter“ auf den Erfolgsweg, es folgten Kultserien wie die legendären Karl May- und Hui Buh- Hörspiele (1967 und 1970), aber auch zahlreiche Unterhaltungsmusik-Produktionen. Er entdeckte Sprecher Talente wie Hans Clarin und den legendendären Hans Paetsch für das Hörspiel.
Im Laufe der Jahre übertrug er die Produktions-Verantwortung Schritt für Schritt an Heikedine Körting, die er 1979 heiratete. Unter dem Pseudonym Bert Brac komponierte er aber weiterhin zahlreiche Musiken für die EUROPA-Hörspiele. Außerdem blieb Andreas E. Beurmann bis zum Beginn des neuen Jahrtausends künstlerischer Leiter und Programmchef aller EUROPA-Produktionen.
Gemeinsam mit Heikedine Körting verhalf Andreas E. Beurmann dem Kinder- und Jugend-Hörspiel zu bislang ungeahnten Erfolgsdimensionen mit Serien wie „Die drei ???“, TKKG oder Fünf Freunde, die bis heute von Heikedine Körting produziert werden und sich millionenfach verkaufen. Das von ihm gegründete EUROPA-Label ist zum Synonym für Kinder- und Jugend-Hörspiele geworden und prägte und prägt das Hörverhalten von ganzen Generationen.
Parallel zu seiner Leidenschaft für Hörspiele baute Andreas E. Beurmann als Sammler und Restaurator die weltweit größte private Sammlung historischer Musikinstrumente auf, die im Jahr 2000 zu großen Teilen als Schenkung an das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg ging. Ebenfalls bis 2000 war Beurmann viele Jahre Dozent für systemische Musikwissenschaften an der Universität Hamburg, die ihn dafür 1989 zum Professor ernannte.
„Ich liebe Hörspiel – diese von Heikedine Körting formulierte Liebeserklärung an das Hörspiel galt auch für Andreas E. Beurmann und sie gilt bis heute für EUROPA“, sagt Arndt Seelig, Director Sony Music Family Entertainment/EUROPA. „Wir sind stolz auf unsere Wurzeln, die Andreas E. Beurmann gelegt hat, und wir freuen uns darauf, dass die Faszination unserer Hörspiele noch viele Generationen packen wird. Wir trauern um Andreas E. Beurmann und sind in Gedanken bei seiner Familie.“
„Ich hatte immer Freude und Spaß an meinen Tätigkeiten, das kann man ganz klar sagen. Mir ist es immer gut gegangen. Mein ganzes Leben war ein Glücksfall.“
Andreas E. Beurmann in einem seiner letzten Interviews zu 50 Jahren EUROPA im Sommer 2015