Sonntag, 19. August 2018

Die Schreckenskammer des Dr. Thosti (1956) [Anolis]


Die Schreckenskammer des Dr. Thosti (1956) [Anolis]

Unschuldig soll der erfolgreiche Chirurg Dr. Ramsay (Herbert Rudley) gehängt werden. Ihm wurde ein Mord in einer alkoholreichen Nacht angedichtet, aber nichts scheint ihn noch retten zu können. In der Nacht vor seiner Hinrichtung stattet ihm sein Kollege Dr. Thosti (Basil Rathbone) einen letzten Besuch ab und kredenzt ihm ein Mittelchen, das ihm sein Ableben etwas erleichtern soll. Am nächsten Morgen ist Ramsay dann schon vor dem Strick verstorben. Was aber außer Dr. Thosti niemand weiß, ist, dass Ramsay nur kurzweilig verstorben ist. Des Dr. Thostis Mittelchen tötet seine Opfer nämlich nur temporär und solange sie rechtzeitig ein Gegenmittel gespritzt bekommen, werden sie wieder zum Leben erwachen. So schafft Dr. Thosti gemeinsam mit seinem Handlanger, dem Tattookünstler Odo (Akim Tamiroff) den Chirurgen aus dem Londoner Zuchthaus. Ramsay wird von ihnen in dem von Thosti bewohnten alten Kloster wieder erweckt und soll dort sogleich seine Schuldigkeit abarbeiten. Dr. Thosti experimentiert im geheimen Turm des Klosters nämlich an den Gehirnen von Menschen, die ihm von Odo geliefert werden und Ramsay soll mit seiner Expertise die Forschung am offenen Gehirn weiterbringen. Langsam wird Ramsay aber klar, dass Thosti vielleicht nicht der nette exzentrische Herr ist für den er ihn zuerst gehalten hat.

1956, so sollte man jedenfalls meinen, war die Zeit für klassische Horrorstreifen mit unheimlichen Doktoren und ihre unheiligen Operationen am lebenden Objekt eigentlich schon ein paar Jahre vorbei. Trotzdem versuchte sich der Regisseur Reginald Le Borg, nach einem Drehbuch von Gerald Drayson Adams mit „Die Schreckenskammer des Dr. Thosti“ an einem sehr klassischen Grusler, der so oder zumindest so ähnlich auch in den 30ern und 40ern bei Universal hätte entstehen können.


Moderne Einflüsse sind wenige auszumachen. Zwei Filme sind vor allem als Einfluss auszumachen, nämlich „Frankenstein“ und „The Body Snatcher“. Also wenig neues, abgesehen vielleicht von dem offengelegten Gehirn, aus dem Hirnwasser tropft, natürlich ohne einen Tropfen Blut zu zeigen und da wäre noch eine brennende Dame die für Schmunzeln und damals vielleicht noch für einen kleinen Schockmoment sorgte. Außerdem wandern unsere Protagonist*innen am Ende noch eine ziemlich trashige Geisterbahn, was uns aber kultige Auftritte von Tor Johnson (The Beast of Yucca Flats) und John Carradine (Billy the Kid vs.Dracula) beschert. Vor allem letzterer glänzt hier als verrückt gewordenes Opfer von Dr. Thosti, das sich für einen Kreuzritter beim Angriff auf Jerusalem hält.

Neben den Beiden sind hier noch weitere Horrorikonen zu entdecken. Bela Lugosi (Der Würger von London) tritt hier als Thostis stummer Butler Casimir auf, womit er ebenso wie sein alter Stummfilmkollege Lon Chaney Jr. (The Wolf Man), der ein weiteres Opfer des Doktors spielt, keine Sprechrolle abbekommen hat. Mit diesem tollen Cast aus alten Horrorhelden ist auch schon der größte Reiz dieses Filmchens gefunden. Darüber hinaus kann vor allem Basil Rathbone (Die Reise zum prähistorischenPlaneten), der Dr. Thosti spielt, er heißt im Original übrigens Sir Joel Cadman, durch sein überzeugendes und charismatisches Spiel begeistern. Auch Akim Tamiroff, in dieser, für ihn sehr untypische, aber gewohnt charmant gespielten Rolle sorgt für ein paar Schmunzler. Hinzu kommt noch die handwerklich solide Machart und das war eigentlich schon alles, was der Film auf der Haben Seite hat.

Insgesamt ist „The Black Sleep“, so der Originaltitel sicherlich kein großer Genrefilm. Alles wurde in ziemlich beengten Sets im Studio gedreht. Die Kulissen sind zwar zweckdienlich, aber nicht sonderlich hübsch und die Matte Paintings sind da nicht besser. Dem Film fehlt jegliche Spannung und gerade das Finale plätschert nur so dahin und ist dann am Ende ungeahnt antiklimatisch. Der tolle Cast und die handwerklich gute Ausführung rettet dennoch einiges und macht daraus dann doch solide Unterhaltung. Da wäre mehr möglich gewesen, vor allem wenn man Herbert Rudley in der Hauptrolle etwas mehr zu tun gegeben hätte, letztendlich ist sein Einfluss auf die Handlung nämlich sehr mager. So ist die Schreckenskammer leider nicht viel mehr als etwas altbackener Grusel und eine halbgare Geisterbahn.   

„Die Schreckenskammer des Dr. Thosti“ ist der 10. Eintrag in der „Die Rache der Galerie des Grauens“ Kollektion von Anolis. Wie immer bekommt ihr hier die DVD Fassung und die Blu-ray Fassung. Das Bild der Blu-ray ist etwas körnig, aber davon abgesehen wunderbar restauriert. Die deutsche Tonspur hat ein durchgehendes Rauschen und ein paar minimale Aussetzer. Trotzdem ist der Ton gut genug restauriert, dass es zu keiner Zeit störend und immer gut verständlich ist. Unter den Extras befinden sich neben dem obligatorischen Audiokommentar mit Dr. Rolf Giesen, Uwe Sommerlad und Volker Kronz auch noch ein etwas kürzerer Kommentar mit Dr. Rolf Giesen und Volker Kronz. Außerdem enthalten ist die deutsche „Grindhouse“-Kinofassung, der US-Trailer, der deutsche Kinotrailer und Joe Dantes „Trailers from Hell“ Episode zum Film. Dazu kommen noch einige Galerien bestehend aus dem Werberatschlag von Lehmacher Film, dem US Pressbook, Filmprogramme und eine Bildgalerie. Auch ein prallgefülltes und informatives physisches Booklet liegt wieder bei. Wie immer eine wunderbar liebevoll gemachte Anolis Veröffentlichung.

6,4 von 10 Kellerkreuzritter