Die Schreckenskammer des Dr.
Thosti (1956) [Anolis]
Unschuldig soll der
erfolgreiche Chirurg Dr. Ramsay (Herbert Rudley) gehängt werden. Ihm
wurde ein Mord in einer alkoholreichen Nacht angedichtet, aber nichts
scheint ihn noch retten zu können. In der Nacht vor seiner
Hinrichtung stattet ihm sein Kollege Dr. Thosti (Basil Rathbone)
einen letzten Besuch ab und kredenzt ihm ein Mittelchen, das ihm sein
Ableben etwas erleichtern soll. Am nächsten Morgen ist Ramsay dann
schon vor dem Strick verstorben. Was aber außer Dr. Thosti niemand
weiß, ist, dass Ramsay nur kurzweilig verstorben ist. Des Dr. Thostis
Mittelchen tötet seine Opfer nämlich nur temporär und solange sie
rechtzeitig ein Gegenmittel gespritzt bekommen, werden sie wieder zum
Leben erwachen. So schafft Dr. Thosti gemeinsam mit seinem
Handlanger, dem Tattookünstler Odo (Akim Tamiroff) den Chirurgen aus
dem Londoner Zuchthaus. Ramsay wird von ihnen in dem von Thosti
bewohnten alten Kloster wieder erweckt und soll dort sogleich seine
Schuldigkeit abarbeiten. Dr. Thosti experimentiert im geheimen Turm
des Klosters nämlich an den Gehirnen von Menschen, die ihm von Odo
geliefert werden und Ramsay soll mit seiner Expertise die Forschung
am offenen Gehirn weiterbringen. Langsam wird Ramsay aber klar, dass
Thosti vielleicht nicht der nette exzentrische Herr ist für den er
ihn zuerst gehalten hat.
1956, so sollte man
jedenfalls meinen, war die Zeit für klassische Horrorstreifen mit
unheimlichen Doktoren und ihre unheiligen Operationen am lebenden
Objekt eigentlich schon ein paar Jahre vorbei. Trotzdem versuchte
sich der Regisseur Reginald Le Borg, nach einem Drehbuch von Gerald
Drayson Adams mit „Die Schreckenskammer des Dr. Thosti“ an einem
sehr klassischen Grusler, der so oder zumindest so ähnlich auch in
den 30ern und 40ern bei Universal hätte entstehen können.
Moderne Einflüsse sind
wenige auszumachen. Zwei Filme sind vor allem als Einfluss
auszumachen, nämlich „Frankenstein“ und „The Body Snatcher“.
Also wenig neues, abgesehen vielleicht von dem offengelegten Gehirn, aus dem Hirnwasser tropft, natürlich ohne einen Tropfen Blut zu
zeigen und da wäre noch eine brennende Dame die für Schmunzeln und
damals vielleicht noch für einen kleinen Schockmoment sorgte.
Außerdem wandern unsere Protagonist*innen am Ende noch eine ziemlich
trashige Geisterbahn, was uns aber kultige Auftritte von Tor Johnson
(The Beast of Yucca Flats) und John Carradine (Billy the Kid vs.Dracula) beschert. Vor allem letzterer glänzt hier als verrückt
gewordenes Opfer von Dr. Thosti, das sich für einen Kreuzritter beim
Angriff auf Jerusalem hält.
Neben den Beiden sind hier
noch weitere Horrorikonen zu entdecken. Bela Lugosi (Der Würger von London) tritt hier als Thostis stummer Butler Casimir auf, womit er
ebenso wie sein alter Stummfilmkollege Lon Chaney Jr. (The Wolf Man),
der ein weiteres Opfer des Doktors spielt, keine Sprechrolle
abbekommen hat. Mit diesem tollen Cast aus alten Horrorhelden ist
auch schon der größte Reiz dieses Filmchens gefunden. Darüber
hinaus kann vor allem Basil Rathbone (Die Reise zum prähistorischenPlaneten), der Dr. Thosti spielt, er heißt im Original übrigens Sir
Joel Cadman, durch sein überzeugendes und charismatisches Spiel
begeistern. Auch Akim Tamiroff, in dieser, für ihn sehr untypische,
aber gewohnt charmant gespielten Rolle sorgt für ein paar
Schmunzler. Hinzu kommt noch die handwerklich solide Machart und das
war eigentlich schon alles, was der Film auf der Haben Seite hat.
Insgesamt ist „The Black
Sleep“, so der Originaltitel sicherlich kein großer Genrefilm.
Alles wurde in ziemlich beengten Sets im Studio gedreht. Die Kulissen
sind zwar zweckdienlich, aber nicht sonderlich hübsch und die Matte
Paintings sind da nicht besser. Dem Film fehlt jegliche Spannung und
gerade das Finale plätschert nur so dahin und ist dann am Ende
ungeahnt antiklimatisch. Der tolle Cast und die handwerklich gute
Ausführung rettet dennoch einiges und macht daraus dann doch solide
Unterhaltung. Da wäre mehr möglich gewesen, vor allem wenn man
Herbert Rudley in der Hauptrolle etwas mehr zu tun gegeben hätte,
letztendlich ist sein Einfluss auf die Handlung nämlich sehr mager.
So ist die Schreckenskammer leider nicht viel mehr als etwas
altbackener Grusel und eine halbgare Geisterbahn.
„Die Schreckenskammer des
Dr. Thosti“ ist der 10. Eintrag in der „Die Rache der Galerie des
Grauens“ Kollektion von Anolis. Wie immer bekommt ihr hier die DVD
Fassung und die Blu-ray Fassung. Das Bild der Blu-ray ist etwas
körnig, aber davon abgesehen wunderbar restauriert. Die deutsche
Tonspur hat ein durchgehendes Rauschen und ein paar minimale
Aussetzer. Trotzdem ist der Ton gut genug restauriert, dass es zu
keiner Zeit störend und immer gut verständlich ist. Unter den
Extras befinden sich neben dem obligatorischen Audiokommentar mit Dr.
Rolf Giesen, Uwe Sommerlad und Volker Kronz auch noch ein etwas
kürzerer Kommentar mit Dr. Rolf Giesen und Volker Kronz. Außerdem enthalten
ist die deutsche „Grindhouse“-Kinofassung, der US-Trailer, der
deutsche Kinotrailer und Joe Dantes „Trailers from Hell“ Episode
zum Film. Dazu kommen noch einige Galerien bestehend aus dem
Werberatschlag von Lehmacher Film, dem US Pressbook, Filmprogramme
und eine Bildgalerie. Auch ein prallgefülltes und informatives physisches Booklet liegt wieder bei. Wie immer eine wunderbar liebevoll gemachte
Anolis Veröffentlichung.
6,4 von 10 Kellerkreuzritter