Freitag, 29. März 2019

Scanners II - Eine neue Generation (1991) [Wicked Vision]


Scanners II - Eine neue Generation (1991) [Wicked Vision]

Oberpolizist John Forrester (Yvan Ponton) möchte mit aller Macht zum neuen Polizeichef von Vermont werden. Aus eigener Kraft hat der Kommissar mit den leicht faschistischen Tendenzen jedoch nur schlechte Aussichten auf den Posten. Zum Glück gibt es da aber die Scanner. Scanner sind Menschen mit einer speziellen, durch ein Medikament hervorgerufenen Mutation. Diese Mutation lässt sie telekinetische und telepathische Fähigkeiten entwickeln. Mit einer Geheimeinheit versucht Forrester Scanner unter seine Kontrolle zu bringen und mit einer Droge zu kontrollieren. Bisher gelang ihm sein Vorhaben nur mäßig. Er hat jetzt zwar ein Labor voller Drogenabhängiger, für ihn arbeiten können sie aber nicht mehr. Mehr Erfolg hat er jedoch mit Peter Drak (Raoul Max Trujillo). Der mächtige und leicht unzurechnungsfähige Scanner hat auch kein Problem damit Forresters politischen Feinde aus dem Weg zu schaffen. Als er dann versucht seine Scanner Truppe mit dem harmlosen Veterinärmediziner David Kellum (David Hewlett) zu erweitern, durchschaut dieser das miese Spiel des bösen Cops und setzt alles daran, sein finsteres Treiben zu beenden.

Es gibt Filme, die zeitlos sind, deren künstlerische Natur sie über Jahrzehnte überdauern. Es gibt jedoch auch Filme die so sehr in ihrer Zeit gefangen sind, dass sie schon ein paar Jahre später nur noch schwer für Begeisterung sorgen können. Solch ein Film ist „Scanners II“. Die Fortsetzung des Scanner Franchise, beruht lose auf Cronenbergs Scanners Mythologie. Abgesehen von dem Grundkonzept und einer, sehr bemühten, direkten Verbindung zum ersten Film haben die Filme nur wenig miteinander zu tun. Auch Cronenberg selbst war nicht an den Arbeiten beteiligt.

Scanners II“ ist, was in den 80ern und 90ern passierte, wenn Videoverleiher*innen und Videofans Nachschub forderten. Anstatt sich nach interessanten neuen Ideen umzusehen konsumierte man lieber den achten Campingurlaub mit Jason Vorhees oder lies sich zum dritten mal von Leatherface, seiner merkwürdigen Verwandtschaft und einer Kettensäge durch Texas jagen. Da auch „Scanners“ über die Jahre eine größere Kultgemeinde erreichen konnte, wurden auch die Forderungen nach „Scanners II“ lauter. Und genau solch ein Film ist „The New Order“ dann auch geworden. In nur zwei Monaten stellte Regisseur Christian Duguay (Screamers - Tödliche Schreie, 1995) sein Projekt nach einem Drehbuch von B. J. Nelson (McQuade, der Wolf, 1983) fertig und warf es sogleich auf den Videomarkt, wobei dem Film sogar noch eine sehr kleine Kinoauswertung in Kanada und den USA vergönnt war. Nelson und Duguay waren zuvor beide für das kanadische Fernsehen tätig. Duguay konnte später noch etwas erfolgreicher werden und war neben einigen Kamerajobs für Werbespots großer US Unternehmen auch für die Regie an dem international bekannten und historisch fürchterlich schlecht recherchierten Fernsehzweiteiler „Hitler - Aufstieg des Bösen“ (2003) verantwortlich.

Dass Duguay einen Blick für die Kamera hat, wird auch hier deutlich. Einige Einstellungen machen mehr her, als in anderen Filmen dieser Machart. Leider ändert auch das nichts daran, dass das, was hier eingefangen wird, völlig seelenlos ist. Der Film versucht gar nicht erst, eine interessante Geschichte zu erzählen, die Charaktere bleiben zweidimensional, vieles wirkt wie der Versuch, Scanners zu imitieren ohne die Vorlage gesehen oder verstanden zu haben. Einige exploitative Elemente des Originals werden hier ziemlich genau kopiert ohne jedoch ihre Atmosphäre reproduzieren zu können. Auch die Drehorte wirken wie zufällig ausgewählt und tragen nicht zu einem kohärenten Look des Films bei.

Genauso wenig können die Schauspieler hier etwas beitragen. David Hewlett (Cube, 1997) spielt einen lupenreinen Good Guy ohne Ecken und Kanten. Er ist ein lieber Typ, der Hundewelpen rettet und am Ende auch nebenbei Kanada vor einem faschistischen Putsch bewahrt. Selbst wenn er Köpfe platzen lassen muss, bleibt er der saubere Held eines Familienfilms. Auf der anderen Seite sind die Bösen natürlich richtig böse und schleimig. Yvan Ponton (Schlappschuß, 1977) kann die Rolle dann wenigsten ein bisschen füllen. Ganz im Gegensatz zu Raoul Max Trujillo (Sicario, 2015) als böser Scanner. Schon von der ersten Szene an betreibt er Overacting erster Güte und wird im Verlauf des Films leider nicht weniger nervig.

Ein paar nette Kameraeinstellungen und für damals ausreichende Effekte sind die einzigen erinnerungswürdigen Eigenschaften von „Scanners II“. Ein Film der für die damaligen Videofans sicherlich einen netten Videoabend bedeuten konnte. Heute fehlt es dem Streifen an unterhaltenden Qualitäten, zugleich ist sein Campfaktor nicht hoch genug um einen lustigen B-Movie abzugeben.

Scanners II“ ist über Wicked Vision als Teil der 3-Disc Collector's Edition von „Scanners“ erschienen. In dieser Edition enthalten, sind neben der gesamten Scanners Trilogie auf Blu-ray auch noch Howard Shores Soundtrack zum ersten Film auf CD. Es handelt sich dabei um ein sehr edel aussehendes wattiertes Mediabook mit einem exklusiven Design von Sara Deck. Neben den Discs beinhaltet das Mediabook ein 28-seitiges Booklet mit Texten von David Renske. Darin wird nicht nur die originale Scanners Trilogie behandelt, sondern auch die beiden Spin-Off Filme. Außerdem im Booklet zu finden, ist ein Interview mit David Cronenberg, das 2004 im Zuge der Promotiontour zu „Spider“ geführt wurde. Das Bild des zweiten Scanners Film ist ziemlich gut geraten, der Ton ebenso. Leider ist die deutsche Synchro zwar nicht wirklich schlecht, einige Rollen sind aber eher unpassend besetzt. Als Bonus bekommt ihr begleitend zu dem Film auch die Minidoku „Inside Scan: Scanners 2“, Originaltrailer, deutsche Trailer und eine kleine Bildergalerie.

4 von 10 Milchmörder