Scanners
II - Eine neue Generation (1991) [Wicked Vision]
Oberpolizist
John Forrester (Yvan Ponton) möchte mit aller Macht zum neuen
Polizeichef von Vermont werden. Aus eigener Kraft hat der Kommissar
mit den leicht faschistischen Tendenzen jedoch nur schlechte
Aussichten auf den Posten. Zum Glück gibt es da aber die Scanner.
Scanner sind Menschen mit einer speziellen, durch ein Medikament
hervorgerufenen Mutation. Diese Mutation lässt sie telekinetische
und telepathische Fähigkeiten entwickeln. Mit einer Geheimeinheit
versucht Forrester Scanner unter seine Kontrolle zu bringen und mit
einer Droge zu kontrollieren. Bisher gelang ihm sein Vorhaben nur
mäßig. Er hat jetzt zwar ein Labor voller Drogenabhängiger, für
ihn arbeiten können sie aber nicht mehr. Mehr Erfolg hat er jedoch
mit Peter Drak (Raoul Max Trujillo). Der mächtige und leicht
unzurechnungsfähige Scanner hat auch kein Problem damit Forresters
politischen Feinde aus dem Weg zu schaffen. Als er dann versucht
seine Scanner Truppe mit dem harmlosen Veterinärmediziner David
Kellum (David Hewlett) zu erweitern, durchschaut dieser das miese
Spiel des bösen Cops und setzt alles daran, sein finsteres Treiben
zu beenden.
Es
gibt Filme, die zeitlos sind, deren künstlerische Natur sie über
Jahrzehnte überdauern. Es gibt jedoch auch Filme die so sehr in
ihrer Zeit gefangen sind, dass sie schon ein paar Jahre später nur
noch schwer für Begeisterung sorgen können. Solch ein Film ist
„Scanners II“. Die Fortsetzung des Scanner Franchise, beruht lose
auf Cronenbergs Scanners Mythologie. Abgesehen von dem Grundkonzept
und einer, sehr bemühten, direkten Verbindung zum ersten Film haben
die Filme nur wenig miteinander zu tun. Auch Cronenberg selbst war
nicht an den Arbeiten beteiligt.
„Scanners
II“ ist, was in den 80ern und 90ern passierte, wenn
Videoverleiher*innen und Videofans Nachschub forderten. Anstatt sich
nach interessanten neuen Ideen umzusehen konsumierte man lieber den
achten Campingurlaub mit Jason Vorhees oder lies sich zum dritten mal
von Leatherface, seiner merkwürdigen Verwandtschaft und einer
Kettensäge durch Texas jagen. Da auch „Scanners“ über die Jahre
eine größere Kultgemeinde erreichen konnte, wurden auch die
Forderungen nach „Scanners II“ lauter. Und genau solch ein Film
ist „The New Order“ dann auch geworden. In nur zwei Monaten
stellte Regisseur Christian Duguay (Screamers - Tödliche Schreie,
1995) sein Projekt nach einem Drehbuch von B. J. Nelson (McQuade, der
Wolf, 1983) fertig und warf es sogleich auf den Videomarkt, wobei dem
Film sogar noch eine sehr kleine Kinoauswertung in Kanada und den USA
vergönnt war. Nelson und Duguay waren zuvor beide für das
kanadische Fernsehen tätig. Duguay konnte später noch etwas
erfolgreicher werden und war neben einigen Kamerajobs für Werbespots
großer US Unternehmen auch für die Regie an dem international
bekannten und historisch fürchterlich schlecht recherchierten
Fernsehzweiteiler „Hitler - Aufstieg des Bösen“ (2003)
verantwortlich.
Dass Duguay einen Blick für die Kamera hat, wird auch hier deutlich.
Einige Einstellungen machen mehr her, als in anderen Filmen dieser
Machart. Leider ändert auch das nichts daran, dass das, was hier
eingefangen wird, völlig seelenlos ist. Der Film versucht gar nicht
erst, eine interessante Geschichte zu erzählen, die Charaktere
bleiben zweidimensional, vieles wirkt wie der Versuch, Scanners zu
imitieren ohne die Vorlage gesehen oder verstanden zu haben. Einige
exploitative Elemente des Originals werden hier ziemlich genau
kopiert ohne jedoch ihre Atmosphäre reproduzieren zu können. Auch
die Drehorte wirken wie zufällig ausgewählt und tragen nicht zu
einem kohärenten Look des Films bei.
Genauso
wenig können die Schauspieler hier etwas beitragen. David Hewlett
(Cube, 1997) spielt einen lupenreinen Good Guy ohne Ecken und Kanten.
Er ist ein lieber Typ, der Hundewelpen rettet und am Ende auch nebenbei Kanada vor einem faschistischen Putsch bewahrt. Selbst wenn
er Köpfe platzen lassen muss, bleibt er der saubere Held eines
Familienfilms. Auf der anderen Seite sind die Bösen natürlich
richtig böse und schleimig. Yvan Ponton (Schlappschuß, 1977) kann
die Rolle dann wenigsten ein bisschen füllen. Ganz im Gegensatz zu
Raoul Max Trujillo (Sicario, 2015) als böser Scanner. Schon von der
ersten Szene an betreibt er Overacting erster Güte und wird im
Verlauf des Films leider nicht weniger nervig.
Ein
paar nette Kameraeinstellungen und für damals ausreichende Effekte
sind die einzigen erinnerungswürdigen Eigenschaften von „Scanners
II“. Ein Film der für die damaligen Videofans sicherlich einen
netten Videoabend bedeuten konnte. Heute fehlt es dem Streifen an
unterhaltenden Qualitäten, zugleich ist sein Campfaktor nicht hoch
genug um einen lustigen B-Movie abzugeben.
„Scanners
II“ ist über Wicked Vision als Teil der 3-Disc Collector's Edition
von „Scanners“ erschienen. In dieser Edition enthalten, sind
neben der gesamten Scanners Trilogie auf Blu-ray auch noch Howard
Shores Soundtrack zum ersten Film auf CD. Es handelt sich dabei um
ein sehr edel aussehendes wattiertes Mediabook mit einem exklusiven
Design von Sara Deck. Neben den Discs beinhaltet das Mediabook ein
28-seitiges Booklet mit Texten von David Renske. Darin wird nicht nur
die originale Scanners Trilogie behandelt, sondern auch die beiden
Spin-Off Filme. Außerdem im Booklet zu finden, ist ein Interview mit
David Cronenberg, das 2004 im Zuge der Promotiontour zu „Spider“
geführt wurde. Das Bild des zweiten Scanners Film ist ziemlich gut
geraten, der Ton ebenso. Leider ist die deutsche Synchro zwar nicht
wirklich schlecht, einige Rollen sind aber eher unpassend besetzt.
Als Bonus bekommt ihr begleitend zu dem Film auch die Minidoku
„Inside Scan: Scanners 2“, Originaltrailer, deutsche Trailer und
eine kleine Bildergalerie.
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