Scanners
III: The Takeover (1991) [Wicked Vision]
Als
ein Kind der dritten hat man es nicht leicht. Helena Monet (Liliana
Komorowska) ist eine junge Scannerin, die schon seit Jahren sehr
unter ihren besonderen Fähigkeiten leidet. Ihr Bruder Alex (Steve
Parrish) hat sich schon vor ein paar Jahren in ein buddhistisches
Mönchskloster in Thailand abgesetzt, nachdem er versehentlich mit
seinen Scanner Fähigkeiten einen Arbeitskollegen auf einer
Weihnachtsfeier aus den Fenster gefeuert hatte. Somit steht sie mit
ihren Scannerproblemen ganz allein da. Eine Lösung könnte das neue
Mittel sein, an dem ihr Adoptivvater gerade forscht. Da diese neue
Therapie jedoch noch unerforscht ist und die Nebenwirkung somit nur
schwer vorherzusehen sind, verweigert er ihr das blinkende LED, das
man sich an den Hals klebt. Heimlich pappt sie sich das Teil gegen
den väterlichen Willen an den kessen Hals und ist sofort geheilt.
Alles super, bis auf die kleinen Aggressionsprobleme. Diese sorgen
dafür, dass sie nicht nur Tauben und üble Wissenschaftler
explodieren lässt, auch ihrem Vater geht es nicht nur an die
sprichwörtliche Wäsche nachdem dieser nicht mit ihr Nacktbaden
möchte. Als Alex von dem Tod seines Vaters hört kehrt er in die USA
zurück, gerade noch rechtzeitig um festzustellen, das seine
Schwester ein Medienkonglomerat aufgekauft hat und nun plant die
Weltherrschaft mittels scannen an sich zu reißen.
Direkt
im Anschluss an „Scanners II“ begann Christian Duguay (Screamers
- Tödliche Schreie, 1995) die Dreharbeiten am dritten Scanners
Aufguss. Mehr Geld und eine bessere Planung als im vorherigen Teil
ist nicht zu erwarten und auch das, durch viele Hände gereichte
Drehbuch ist weder schlüssig, noch pointiert. Somit entstand ein
Film, der die legendären Effekte des ersten Teils erneut kopiert,
dessen selbst gesetzte Unterhaltungshöhepunkte jedoch eine
explodierende Taube und der entsetzte Ausspruch: „Ich kann nicht
glauben, dass du mich überredet hast, rote Unterwäsche zu kaufen,
ich dachte so was tragen nur Prostituierte.“ Na dann.
Abgesehen
von den Scannern und einer Erwähnung des Medikaments Ephemerol hat
das gezeigte leidlich wenig mit Cronenbergs Scanner Mythos zu tun.
Schlimmer ist jedoch, wie Duguay versucht, durch eine ironische
Humorebene, die wirklich sehr schlechte Qualität des Films in allen
Belangen verzeihlich werden zu lassen. Durch Albernheiten distanziert
er sich schamvoll von Cronenbergs Vorlage um den Vergleich aus dem
Weg zu gehen. Dass dabei keines der humoristisch eingeworfenen
Versatzstücke auch nicht ein wenig lustig sind, bemerkt er wohl
nicht. Das ganze manifestiert sich schließlich in einer Tanznummer
in einem Restaurant, die ohne Frage als Test angesehen kann, wie viel
Trash und Fremdscham ihr ertragen könnt. Dabei bleibt „Scanners
III“ letztlich ein handwerklich solider Film, der zumindest
technisch und der Effekte her seinen Platz in einer kleinen Videothek
der Neunziger sicherlich verdient hätte, wäre der Streifen nicht so
elendig egal, unlustig und schlicht anstrengend anzusehen.
In
der Hauptrolle findet sich Liliana Komorowska wieder, die auch in
weiteren Werken von Duguay auftauchen durfte. Weshalb das so ist, darüber kann nur spekuliert werden. Trotzdem bleibt sie darstellerisch der Höhepunkt des Films. Dies liegt vor allem daran,
dass alle Nebenfiguren derartig egal sind, das es nur schwer möglich
ist, sich nach der Sichtung überhaupt noch an Personen zu erinnern
und zudem die einzige andere erinnerungswürdige Rolle von Steve
Parrish verkörpert wurde. Parrish weiß absolut nicht, was er tut und
ist die meiste Zeit sehr schläfrig. So ist es auch nicht
verwunderlich, dass er danach nie in erwähnungswürdigen Filmen
auftreten durfte. Selbst sein Gastauftritt im nachfolgenden „Scanner
Cop“ (1994) bleibt ein unbestätigtes Gerücht.
Somit
bleiben „Scanners III“ vor allem die wenigen, zwar mittelmäßigen
aber leicht spaßigen Goreeffekte. Zudem verbrachte die Crew
tatsächliche zwei der neun Drehwochen in Thailand. Grund dafür war
vor allem Duguays Wunsch, nicht wieder die gesamte Zeit im
winterlichen Kanada drehen zu müssen, was im Übrigen einer der
Punkte war, der die Atmosphäre des Originals so packend machte. Ganz
abgesehen davon, wie wichtig die Kälte für den Look der Scanners
Filme war, kommt hier jedoch noch hinzu, dass Duguay es dann nicht
mal gebacken bekommen hat, den spannenden Drehort in irgendeiner Weise
effektiv zu nutzen. Eine Einstellung auf einem Berg, eine Actionszene
auf dem Markt und in einer Gebetsstätte. Mehr gibt es nicht zu
sehen. Eigentlich eine Frechheit, die Produzierenden waren sicherlich
begeistert, so viel Geld auszugeben für ein paar Szenen die
problemlos auch in Nordamerika auf einem kleinen Set funktioniert
hätten.
Sicherlich
war „Scanners II“ keine würdige Fortsetzung für Cronenbergs
Original, einen Film, den selbst schon einige größere Probleme
plagten. Was Duguay uns dann aber als dritten Teil serviert, ist
ziemlich frech. Diese Art des dreisten Billigvideomaterials hat aber
oft den Vorteil sehr kurzweilig und unterhaltsam zu sein. Egal ob
freiwilliger oder unfreiwilliger Weise. Diesem Film gelingt leider
nichts davon. Die meiste Zeit ist er einfach nur ärgerlich und hat ohne
Frage noch weniger Aufmerksamkeit als die beiden Scanner Cops Sequels
verdient. Die sind zwar auch alles andere als gut, versuchen aber
wenigstens uns zu unterhalten.
„Scanners
III“ ist über Wicked Vision als Teil der 3-Disc Collector's
Edition von „Scanners“ erschienen. In dieser Edition enthalten,
sind neben der gesamten Scanners Trilogie auf Blu-ray auch noch
Howard Shores Soundtrack zum ersten Film auf CD. Es handelt sich
dabei um ein sehr edel aussehendes wattiertes Mediabook mit einem
exklusiven Design von Sara Deck. Neben den Discs beinhaltet das
Mediabook ein 28-seitiges Booklet mit Texten von David Renske. Darin
wird nicht nur die originale Scanners Trilogie behandelt, sondern
auch die beiden Spin-Off Filme. Außerdem im Booklet zu finden, ist
ein Interview mit David Cronenberg, das 2004 im Zuge der
Promotiontour zu „Spider“ geführt wurde. Der dritte Teil hat
ebenfalls ein paar eigene Extras spendiert bekommen. Neben dem Original-Trailer und dem deutschen Trailer, gibt es beides auch als
restaurierte HD Re-Cut Version. Zudem bekommt ihr auch eine kleine
Bildergalerie und die Minidoku „Inside Scan: Scanners 3“. Bild
und Ton dieser Remastered Version sind sehr gut geworden.
Überraschend, was hier selbst aus solch einem Film noch herausgeholt
werden konnte.
3
von 10 explodierende Daumen