Montag, 8. April 2019

Scanners III: The Takeover (1991) [Wicked Vision]


Scanners III: The Takeover (1991) [Wicked Vision]

Als ein Kind der dritten hat man es nicht leicht. Helena Monet (Liliana Komorowska) ist eine junge Scannerin, die schon seit Jahren sehr unter ihren besonderen Fähigkeiten leidet. Ihr Bruder Alex (Steve Parrish) hat sich schon vor ein paar Jahren in ein buddhistisches Mönchskloster in Thailand abgesetzt, nachdem er versehentlich mit seinen Scanner Fähigkeiten einen Arbeitskollegen auf einer Weihnachtsfeier aus den Fenster gefeuert hatte. Somit steht sie mit ihren Scannerproblemen ganz allein da. Eine Lösung könnte das neue Mittel sein, an dem ihr Adoptivvater gerade forscht. Da diese neue Therapie jedoch noch unerforscht ist und die Nebenwirkung somit nur schwer vorherzusehen sind, verweigert er ihr das blinkende LED, das man sich an den Hals klebt. Heimlich pappt sie sich das Teil gegen den väterlichen Willen an den kessen Hals und ist sofort geheilt. Alles super, bis auf die kleinen Aggressionsprobleme. Diese sorgen dafür, dass sie nicht nur Tauben und üble Wissenschaftler explodieren lässt, auch ihrem Vater geht es nicht nur an die sprichwörtliche Wäsche nachdem dieser nicht mit ihr Nacktbaden möchte. Als Alex von dem Tod seines Vaters hört kehrt er in die USA zurück, gerade noch rechtzeitig um festzustellen, das seine Schwester ein Medienkonglomerat aufgekauft hat und nun plant die Weltherrschaft mittels scannen an sich zu reißen.


Direkt im Anschluss an „Scanners II“ begann Christian Duguay (Screamers - Tödliche Schreie, 1995) die Dreharbeiten am dritten Scanners Aufguss. Mehr Geld und eine bessere Planung als im vorherigen Teil ist nicht zu erwarten und auch das, durch viele Hände gereichte Drehbuch ist weder schlüssig, noch pointiert. Somit entstand ein Film, der die legendären Effekte des ersten Teils erneut kopiert, dessen selbst gesetzte Unterhaltungshöhepunkte jedoch eine explodierende Taube und der entsetzte Ausspruch: „Ich kann nicht glauben, dass du mich überredet hast, rote Unterwäsche zu kaufen, ich dachte so was tragen nur Prostituierte.“ Na dann.

Abgesehen von den Scannern und einer Erwähnung des Medikaments Ephemerol hat das gezeigte leidlich wenig mit Cronenbergs Scanner Mythos zu tun. Schlimmer ist jedoch, wie Duguay versucht, durch eine ironische Humorebene, die wirklich sehr schlechte Qualität des Films in allen Belangen verzeihlich werden zu lassen. Durch Albernheiten distanziert er sich schamvoll von Cronenbergs Vorlage um den Vergleich aus dem Weg zu gehen. Dass dabei keines der humoristisch eingeworfenen Versatzstücke auch nicht ein wenig lustig sind, bemerkt er wohl nicht. Das ganze manifestiert sich schließlich in einer Tanznummer in einem Restaurant, die ohne Frage als Test angesehen kann, wie viel Trash und Fremdscham ihr ertragen könnt. Dabei bleibt „Scanners III“ letztlich ein handwerklich solider Film, der zumindest technisch und der Effekte her seinen Platz in einer kleinen Videothek der Neunziger sicherlich verdient hätte, wäre der Streifen nicht so elendig egal, unlustig und schlicht anstrengend anzusehen.

In der Hauptrolle findet sich Liliana Komorowska wieder, die auch in weiteren Werken von Duguay auftauchen durfte. Weshalb das so ist, darüber kann nur spekuliert werden. Trotzdem bleibt sie darstellerisch der Höhepunkt des Films. Dies liegt vor allem daran, dass alle Nebenfiguren derartig egal sind, das es nur schwer möglich ist, sich nach der Sichtung überhaupt noch an Personen zu erinnern und zudem die einzige andere erinnerungswürdige Rolle von Steve Parrish verkörpert wurde. Parrish weiß absolut nicht, was er tut und ist die meiste Zeit sehr schläfrig. So ist es auch nicht verwunderlich, dass er danach nie in erwähnungswürdigen Filmen auftreten durfte. Selbst sein Gastauftritt im nachfolgenden „Scanner Cop“ (1994) bleibt ein unbestätigtes Gerücht.

Somit bleiben „Scanners III“ vor allem die wenigen, zwar mittelmäßigen aber leicht spaßigen Goreeffekte. Zudem verbrachte die Crew tatsächliche zwei der neun Drehwochen in Thailand. Grund dafür war vor allem Duguays Wunsch, nicht wieder die gesamte Zeit im winterlichen Kanada drehen zu müssen, was im Übrigen einer der Punkte war, der die Atmosphäre des Originals so packend machte. Ganz abgesehen davon, wie wichtig die Kälte für den Look der Scanners Filme war, kommt hier jedoch noch hinzu, dass Duguay es dann nicht mal gebacken bekommen hat, den spannenden Drehort in irgendeiner Weise effektiv zu nutzen. Eine Einstellung auf einem Berg, eine Actionszene auf dem Markt und in einer Gebetsstätte. Mehr gibt es nicht zu sehen. Eigentlich eine Frechheit, die Produzierenden waren sicherlich begeistert, so viel Geld auszugeben für ein paar Szenen die problemlos auch in Nordamerika auf einem kleinen Set funktioniert hätten.

Sicherlich war „Scanners II“ keine würdige Fortsetzung für Cronenbergs Original, einen Film, den selbst schon einige größere Probleme plagten. Was Duguay uns dann aber als dritten Teil serviert, ist ziemlich frech. Diese Art des dreisten Billigvideomaterials hat aber oft den Vorteil sehr kurzweilig und unterhaltsam zu sein. Egal ob freiwilliger oder unfreiwilliger Weise. Diesem Film gelingt leider nichts davon. Die meiste Zeit ist er einfach nur ärgerlich und hat ohne Frage noch weniger Aufmerksamkeit als die beiden Scanner Cops Sequels verdient. Die sind zwar auch alles andere als gut, versuchen aber wenigstens uns zu unterhalten.

Scanners III“ ist über Wicked Vision als Teil der 3-Disc Collector's Edition von „Scanners“ erschienen. In dieser Edition enthalten, sind neben der gesamten Scanners Trilogie auf Blu-ray auch noch Howard Shores Soundtrack zum ersten Film auf CD. Es handelt sich dabei um ein sehr edel aussehendes wattiertes Mediabook mit einem exklusiven Design von Sara Deck. Neben den Discs beinhaltet das Mediabook ein 28-seitiges Booklet mit Texten von David Renske. Darin wird nicht nur die originale Scanners Trilogie behandelt, sondern auch die beiden Spin-Off Filme. Außerdem im Booklet zu finden, ist ein Interview mit David Cronenberg, das 2004 im Zuge der Promotiontour zu „Spider“ geführt wurde. Der dritte Teil hat ebenfalls ein paar eigene Extras spendiert bekommen. Neben dem Original-Trailer und dem deutschen Trailer, gibt es beides auch als restaurierte HD Re-Cut Version. Zudem bekommt ihr auch eine kleine Bildergalerie und die Minidoku „Inside Scan: Scanners 3“. Bild und Ton dieser Remastered Version sind sehr gut geworden. Überraschend, was hier selbst aus solch einem Film noch herausgeholt werden konnte.

3 von 10 explodierende Daumen