Dienstag, 23. April 2019

Die tödlichen Bienen (1966) [Wicked Vision]


Die tödlichen Bienen (1966) [Wicked Vision]

Die junge und überaus erfolgreiche Popsängerin Vicki Robbins (Suzanna Leigh) bricht völlig überarbeitet beim Dreh ihres neuesten Videos zusammen. Ein Vorfall, der ihren Arzt dazu bringt, sie zur Kur auf die einsam gelegene Möweninsel zu schicken. Vicki kommt dort auf dem kleinen Hof von Ralph (Guy Doleman) und Mary Hargrove (Catherine Finn) unter. Bei ihrem ersten Eiland Spaziergang lernt sie H.W. Manfred (Frank Finlay) kennen, der sich genauso wie Vickis Gastgeber an einer kleinen Bienenzucht versucht. Er warnt sie vor düsteren Machenschaften, denen Ralph angeblich nachgehen soll. Und wirklich: Schon bald fordern die Bienen der Insel ihre ersten Opfer.

„The Deadly Bees“  oder „Die tödlichen Bienen“, wie der Film in der BRD hieß  war ab dem 28. April des Jahres 1967 für kurze Zeit in den deutschen Kinos zu erblicken. Er ist der erste Film des bis heute kleinen Subgenres des Bienenhorrors. Das Drehbuch stammte von keinem geringeren als Robert Bloch, einem Meister der phantastischen Literatur und Brieffreund H. P. Lovecrafts. Zu filmischer Bekanntheit erlangte Bloch vor allem dadurch, dass Alfred Hitchcock eine seiner Geschichten zu seinem kommerziell erfolgreichsten Film „Psycho“ (1960) adaptierte. Auch ein paar Episoden der TV Serie „Alfred Hitchcock zeigt“ (1962-1965) basierten auf Geschichten und Drehbüchern Blochs. Blochs Drehbuch von „Die tödlichen Bienen“ wiederum, basiert auf dem Roman „A Taste for Honey“ (1941) von Gerald Heard. Die Geschichte selbst wurde schon zuvor in der Livedrama TV-Serie „The Elgin Hour“ als „Sting of Death“ (1955) mit Boris Karloff verfilmt.

Allerdings hält sich die Amicus Studios Produktion sehr viel weniger ans Drehbuch als es noch die TV-Fassung tat. Zwar hielt Blochs Drehbuch an dem eher Detektiv lastigeren Stoff fest, aber da Blochs Drehbuch nicht aufregend genug war, die Stars – scheinbar waren sogar Boris Karloff und Christopher Lee im Gespräch als die beiden Kontrahenten – das Budget überstiegen und zugleich Paramount ihr neues Sternchen Suzanna Leigh in den Mittelpunkt rücken wollten, stellte Anthony Marriott (Bitte keinen Sex, wir sind Briten, 1973) das Drehbuch kurz vor Dreh noch mal komplett um.

Und schon haben wie das Dilemma: Die Story war verhunzt und im Mittelpunkt steht eine unerfahrene Darstellerin, die bis auf ihren Dreh mit Elvis in „Südsee-Paradies“ (1966) nichts vorzuweisen hatte. Keine dankbare Aufgabe für den oscarpremierten Kameramann und Hammer Studio erfahrenen Freddie Francis (Haus des Grauens, 1963). Francis ist hier als Regisseur völlig außerhalb seines Wohlfühlbereichs. Ein paar Studioeinstellungen und die wenigen Außenaufnahmen lassen erahnen, dass hier ein handwerklich überragender Mensch hinter der Kamera steht. Die meiste Zeit fängt er das Geschehen jedoch äußerst emotionslos und routiniert gelangweilt ein. Im Nachhinein war er mit dem Film, aber auch mit dem Erlebnis des Drehs alles andere als zufrieden oder glücklich. Vor allem hätte hier Suzanna Leigh einen erfahrenen Charakterregisseur an ihrer Seite gebraucht, der sie mehr unterstützt. In ihren späteren Hammer Auftritten in „Bestien lauern vor Caracas“ (1968) und „Nur Vampire küssen blutig“ (1971) wird nämlich doch deutlich, dass sie mehr Talent besitzt als es hier den Anschein macht.

Darstellerisch sind es hier eigentlich eher die Nebenfiguren, die etwas Leben in die Bude bringen. Allen voran ist da Michael Ripper (Die Rache der Pharaonen, 1959), der in seiner Karriere in einer Vielzahl von Nebenrollen zu sehen war. Genauso macht er auch hier in der Rolle des Dorfsgastwirt/Polizisten eine gute Figur. Ebenfalls charismatisch, wenn auch ihr Auftritt nur kurz ist, ist Catherine Finn (Nachts, wenn das Skelett erwacht, 1973), die sich äußerst misslaunig durch ihre wenigen Szenen spielt. Im Vergleich dazu agiert Leigh eher ziellos durch ihre Szenen. Frank Finlay (Shaft in Afrika, 1973) ist in diesem Punkt noch ein wenig anstrengender und trägt in einigen Szenen doch sehr dick auf.

Effekttechnisch haben die Bienen leider auch nur wenig zu bieten. Höhepunkt des Ganzen ist sicherlich das Ableben von Frau Finn. Davon abgesehen bestehen die Bienenattacken leider nur aus ein paar angeklebten Plastikbienen, gestochen wird hier nur in dokumentarischen Archivaufnahmen und der Rest der Bienen wird ins Bild hineinkopiert. Da hilft es dann auch nicht, zu sehen, wie die kleinen Sets durch Matte Paintings zur Insel verwandelt werden sollen. Ein paar der schlechtesten Paintings dieser Art, vor allem mit den vielen Rissen und Beschädigungen. All dass dann erstmals in HD zu sehen macht die Sache sicherlich nicht besser.

Trotz allem konnte mich dieser B-Movie (ich verzichte auf das naheliegende Wortspiel) dennoch überraschend gut unterhalten. Mag sein, dass es vor allem daran liegt, dass meine Toleranz für schlechten Tierhorror durch die Produktionen des Syfy Kanals, als auch die der Asylum Studios sehr hoch geworden und meine Erwartungen ans Genre sehr niedrig sind. In jedem Fall bietet der Film seichte Unterhaltung und langweilt dabei nie richtig. Genauso kommt zwar auch nie so wirklich Spannung auf, für eine Sichtung an einem faulen Sofatag bietet der Film dann zumindest für Genrefans doch genügend Stoff.

Der Film ist als schön designtes Mediabook mit DVD und Blu-ray zu bekommen. Darin findet ihr ein 24-seitiges Booklet mit einem Essay von Dr. Rolf Giesen. Auf den Discs erwarten euch wie immer einige feine Extras. Den Anfang macht wie gewohnt ein Audiokommentar mit Dr. Gerd Naumann und Dr. Rolf Giesen. „Hives of Horror“ bietet kurze Interviews mit Produktionsmanager Ted Wallis (Der Puppenmörder, 1966) und Requisiteur Peter Allchorne (Der Fluch von Siniestro, 1961). Außerdem: „Monsterama“, ein Interview mit Suzanna Leigh, sowie der Originaltrailer und eine Bildergalerie. Bild und Ton des Films sind wie bei Wicked Vision gewohnt qualitativ hochwertig. Dafür wurde der Streifen extra vom originalen Paramount-Material neu abgetastet. Somit ist der Film nun erstmals in Europa auf DVD und Blu-ray erhältlich und dann auch noch in einer wirklich schönen Veröffentlichung.

5,9 von 10 Risse in der Realität