Die
tödlichen Bienen (1966) [Wicked Vision]
Die
junge und überaus erfolgreiche Popsängerin Vicki Robbins (Suzanna
Leigh) bricht völlig überarbeitet beim Dreh ihres neuesten Videos
zusammen. Ein Vorfall, der ihren Arzt dazu bringt, sie zur Kur auf
die einsam gelegene Möweninsel zu schicken. Vicki kommt dort auf dem
kleinen Hof von Ralph (Guy Doleman) und Mary Hargrove (Catherine
Finn) unter. Bei ihrem ersten Eiland Spaziergang lernt sie H.W.
Manfred (Frank Finlay) kennen, der sich genauso wie Vickis Gastgeber
an einer kleinen Bienenzucht versucht. Er warnt sie vor düsteren
Machenschaften, denen Ralph angeblich nachgehen soll. Und wirklich:
Schon bald fordern die Bienen der Insel ihre ersten Opfer.
„The Deadly Bees“ – oder „Die tödlichen Bienen“, wie der Film in der BRD hieß – war ab dem 28. April des Jahres 1967 für kurze Zeit in den deutschen Kinos zu erblicken. Er ist der erste Film des bis heute kleinen Subgenres des Bienenhorrors. Das Drehbuch stammte von keinem
geringeren als Robert Bloch, einem Meister der phantastischen
Literatur und Brieffreund H. P. Lovecrafts. Zu filmischer Bekanntheit
erlangte Bloch vor allem dadurch, dass Alfred Hitchcock eine seiner
Geschichten zu seinem kommerziell erfolgreichsten Film „Psycho“
(1960) adaptierte. Auch ein paar Episoden der TV Serie „Alfred
Hitchcock zeigt“ (1962-1965) basierten auf Geschichten und
Drehbüchern Blochs. Blochs Drehbuch von „Die tödlichen Bienen“
wiederum, basiert auf dem Roman „A Taste for Honey“ (1941) von
Gerald Heard. Die Geschichte selbst wurde schon zuvor in der
Livedrama TV-Serie „The Elgin Hour“ als „Sting of Death“
(1955) mit Boris Karloff verfilmt.
Allerdings
hält sich die Amicus Studios Produktion sehr viel weniger ans
Drehbuch als es noch die TV-Fassung tat. Zwar hielt Blochs Drehbuch an dem eher Detektiv lastigeren Stoff fest, aber da Blochs Drehbuch nicht aufregend genug war, die Stars – scheinbar waren sogar Boris Karloff und Christopher Lee im Gespräch als die beiden Kontrahenten – das Budget überstiegen und zugleich Paramount ihr neues Sternchen Suzanna Leigh in den Mittelpunkt rücken wollten, stellte Anthony Marriott (Bitte keinen Sex, wir sind Briten, 1973) das Drehbuch kurz vor Dreh noch mal komplett um.
Und
schon haben wie das Dilemma: Die Story war verhunzt und im
Mittelpunkt steht eine unerfahrene Darstellerin, die bis auf ihren
Dreh mit Elvis in „Südsee-Paradies“ (1966) nichts vorzuweisen
hatte. Keine dankbare Aufgabe für den oscarpremierten Kameramann und
Hammer Studio erfahrenen Freddie Francis (Haus des Grauens, 1963).
Francis ist hier als Regisseur völlig außerhalb seines
Wohlfühlbereichs. Ein paar Studioeinstellungen und die wenigen
Außenaufnahmen lassen erahnen, dass hier ein handwerklich
überragender Mensch hinter der Kamera steht. Die meiste Zeit fängt
er das Geschehen jedoch äußerst emotionslos und routiniert
gelangweilt ein. Im Nachhinein war er mit dem Film, aber auch mit dem
Erlebnis des Drehs alles andere als zufrieden oder glücklich. Vor
allem hätte hier Suzanna Leigh einen erfahrenen Charakterregisseur an
ihrer Seite gebraucht, der sie mehr unterstützt. In ihren späteren
Hammer Auftritten in „Bestien lauern vor Caracas“ (1968) und „Nur
Vampire küssen blutig“ (1971) wird nämlich doch deutlich, dass
sie mehr Talent besitzt als es hier den Anschein macht.
Darstellerisch
sind es hier eigentlich eher die Nebenfiguren, die etwas Leben in
die Bude bringen. Allen voran ist da Michael Ripper (Die Rache der
Pharaonen, 1959), der in seiner Karriere in einer Vielzahl von Nebenrollen zu sehen war.
Genauso macht er auch hier in der Rolle des Dorfsgastwirt/Polizisten
eine gute Figur. Ebenfalls charismatisch, wenn auch ihr Auftritt nur
kurz ist, ist Catherine Finn (Nachts, wenn das Skelett erwacht,
1973), die sich äußerst misslaunig durch ihre wenigen Szenen
spielt. Im Vergleich dazu agiert Leigh eher ziellos durch ihre
Szenen. Frank Finlay (Shaft in Afrika, 1973) ist in diesem Punkt noch
ein wenig anstrengender und trägt in einigen Szenen doch sehr dick
auf.
Effekttechnisch
haben die Bienen leider auch nur wenig zu bieten. Höhepunkt des
Ganzen ist sicherlich das Ableben von Frau Finn. Davon abgesehen
bestehen die Bienenattacken leider nur aus ein paar angeklebten
Plastikbienen, gestochen wird hier nur in dokumentarischen
Archivaufnahmen und der Rest der Bienen wird ins Bild hineinkopiert.
Da hilft es dann auch nicht, zu sehen, wie die kleinen Sets durch
Matte Paintings zur Insel verwandelt werden sollen. Ein paar der
schlechtesten Paintings dieser Art, vor allem mit den vielen Rissen
und Beschädigungen. All dass dann erstmals in HD zu sehen macht die
Sache sicherlich nicht besser.
Trotz
allem konnte mich dieser B-Movie (ich verzichte auf das naheliegende
Wortspiel) dennoch überraschend gut unterhalten. Mag sein, dass es
vor allem daran liegt, dass meine Toleranz für schlechten Tierhorror
durch die Produktionen des Syfy Kanals, als auch die der Asylum
Studios sehr hoch geworden und meine Erwartungen ans Genre sehr
niedrig sind. In jedem Fall bietet der Film seichte Unterhaltung und
langweilt dabei nie richtig. Genauso kommt zwar auch nie so wirklich Spannung auf, für eine Sichtung an einem faulen Sofatag bietet der
Film dann zumindest für Genrefans doch genügend Stoff.
Der
Film ist als schön designtes Mediabook mit DVD und Blu-ray zu
bekommen. Darin findet ihr ein 24-seitiges Booklet mit einem Essay
von Dr. Rolf Giesen. Auf den Discs erwarten euch wie immer einige
feine Extras. Den Anfang macht wie gewohnt ein Audiokommentar mit Dr.
Gerd Naumann und Dr. Rolf Giesen. „Hives of Horror“ bietet kurze
Interviews mit Produktionsmanager Ted Wallis (Der Puppenmörder,
1966) und Requisiteur Peter Allchorne (Der Fluch von Siniestro,
1961). Außerdem: „Monsterama“, ein Interview mit Suzanna Leigh,
sowie der Originaltrailer und eine Bildergalerie. Bild und Ton des
Films sind wie bei Wicked Vision gewohnt qualitativ hochwertig. Dafür
wurde der Streifen extra vom originalen Paramount-Material neu
abgetastet. Somit ist der Film nun erstmals in Europa auf DVD und
Blu-ray erhältlich und dann auch noch in einer wirklich schönen
Veröffentlichung.
5,9
von 10 Risse in der Realität