Jeden Morgen wird Melanie (Sennia Nanua) an einem Rollstuhl fixiert mit einigen anderen Kindern in einen Klassenraum gebracht. Gefangen gehalten in den Laboren werden sie von der britischen Armee, die aus diesen immunen Kindern einen Impfstoff entwickeln will. Denn vor einiger Zeit brach das Ende der Welt über die Menschheit herein und zwar in Form eines Pilzes der das menschliche Gehirn befällt. Er macht die Menschen zu den sogenannten „Hungries“ einer Art von Pilzen kontrollierten Zombies. Gerade als Melanies Gehirn untersucht werden soll erobern die Hungries die Militärbasis und retten ihr somit das Leben. Gemeinsam mit der Doktorin Caroline Caldwell (Glenn Close), die das Forschungsprojekt leitet, ihrer Lehrerin Helen Justineau (Gemma Arterton) und einigen Soldaten kann Melanie entkommen.
Oh nein, nicht schon wieder ein halbgarer Zombiestreifen. Allerdings häuften sich die Nachrichten, dass es sich bei „The Girl with All the Gifts“ mal wieder um einen Zombiefilm handelt, der es schafft der Thematik ein paar neue Nuancen hinzuzufügen. Und wirklich, TGWATG schafft es gleich zu beginn mit einer sehr beklemmenden Atmosphäre zu begeistern. Der erste Akt spielt noch im Labor und zeigt den Alltag der gefangenen Kinder, ohne die Außenwelt zu zeigen. Diese wurde nämlich schon vor 10 Jahren von den Zombies zerstört. Falls ihr jemand anderem den Film zeigt, lasst sie gerne im unklaren darüber, dass es sich hierbei um einen Zombiefilm handelt. Mach die ersten Minuten noch sehr viel unangenehmer.
Die Geschichte ist nur oberflächlich betrachtet ein Zombiestreifen. Es geht zum Glück nicht darum möglichst cool Zombies umzunieten sondern um eine Parabel auf Gesellschaftliche Probleme. Mit einigen Parallelen zu verschiedenen Griechischen Sagen können aus Colm McCarthys Verfilmung der gleichnamigen Kurzgeschichte aus der Feder von Mike Carey manche Kritik an Sexismus, Rassismus und Klassismus herausgelesen werden.
Dabei moralisiert der Film ziemlich wenig und kommt ohne erhobenen Zeigefinger aus. Gerade auch durch das sehr intelligente Finale beweisen die Macher*innen des Films viel Feingefühl und gute Intentionen. Im Mittelpunkt des Geschehens steht die gesamte Zeit über Melanie, die fabelhaft von Sennia Nanua gespielt wird. Nanua zeigt sich als sehr talentierte Teenage-Schauspielerin. Wenn sie bei der Sache bleibt, verdient sie ganz ohne Frage eine großartige Schauspielkarriere. Auf eine erfolgreiche Karriere muss Glenn Close nicht mehr. Die sechsmalige Oscar Nominierte hätte ich wirklich nicht in solch einer kleinen 4 Millionen Pfund Produktion erwartet. Überhaupt wirkt der Film sehr viel hochwertiger als man bei dem Budget erwarten könnte. Vor allem liegt das an den vielen handgemachten Effekten. Dabei ist es leider nicht möglich völlig auf CGI zu verzichten, aber wenigstens werden die Computereffekte nur sparsam und dann unvermeidbaren Stellen eingesetzt. Zur Glaubwürdigkeit tragen auch vor allem die gewählten Drehorte bei, die meist wirklich seit Jahren verlassene Orte sind. An der Stelle waren also gar keine Effekte nötig. Zusätzlich sorgt noch der Soundtrack von Cristobal Tapia de Veer für noch mehr Atmosphäre. Cristobal Tapia de Veer hat unter andrem auch schon die Musik für die TV-Serie „Utopia“ komponiert.
TGWATG ist ein durchweg gelungener Endzeitthriller, der Weit über die Genregrenzen des Zombiehorrors hinaus geht. Ein politischer Horrorfilm mit vielen philosophischen Denkanstößen und getragen von einem kleinen, dafür aber sehr talentierten Cast.
Das Bild der deutschen Blu-ray von Universum Film lässt keine Wünsche übrig, der deutsche Sound hingegen hätte besser abgemischt sein dürfen. Immer wieder schwankt die Lautstärke zwischen Umgebungsgeräuschen und Dialogen auffällig stark. Die deutsche Synchro ist aber gut geraten. Auch an Bonusmaterial fehlt es der Veröffentlichung nicht. Neben einem Behind the Scenes Feature gibt es noch ausführliche Interviews mit allen wichtigen Personen aus Cast und Crew.
8,4 von 10 Pilzbrände