Weil ihr Professor Machen (Kirk Alyn) leidliche Büroarbeiten erledigen muss gehen sechs Studierende alleine auf eine archäologische Exkursion in Kalifornien. Trotz den vehementen Warnungen eines alten Anwohners beschließen sie nach den Überresten alter Grabstätten der indigenen Bevölkerung zu suchen. Schon bald müssen sie dabei feststellen, dass der alte Fluch vor dem sie gewarnt wurden real ist und ihre Schaufeln den rachsüchtigen Geist von Black Claw (Richard Hench) geweckt haben.
„Der Fluch des blutigen Schatzes“ oder „Scalps“ wie der Film im Original sehr viel passender und prägnanter hieß, war in Deutschland lange nur in einer sehr stark zensierten VHS Fassung zu haben. Nicht nur das viele Szenen ganz geschnitten wurden und die meisten anderen blutigen Szenen durch Stockfootage und Standbilder ersetzt wurden, die Qualität war zudem noch derartig schlecht, dass die dunklen Szenen nicht ansatzweise zu erkennen waren. Dank cmv gibt es diesen Fred Olen Ray Klassiker nun erstmals ungeschnitten und in HD und zusätzlich noch in einem wunderschönen, hochwertigen Mediabook und einigen Extras.
In Scalps besinnt sich Fred Olen Ray zurück auf seine Liebe zum Autokino und präsentiert einen Slasher mit langsam aufbauender Atmosphäre und einem sehr rauen und polierten Filmstil der sehr stark an das Exploitation Kino der späten Siebziger erinnert. Da aber blutrünstigere Slasher wie „Halloween“ und vor allem „Freitag der 13.“ die damaligen Kinos dominierten wollte das Studio mehr Gewalt und Blut. Ohne Rays Wissen und gegen seinen Willen nahm das Studio also Szenen aus dem letzten Akt des Films und packten sie völlig zufällig an Stellen, die ihrer Meinung nach mehr Action brauchten.
Trotz dieses wirklich merkwürdigen Eingriffs ist Scalps entgegen vieler Behauptungen ein sehr unterhaltsamer Streifen. Ein Slasher mit einem ungewöhnlichen Setting, der es schafft trotz der unendlichen Weite der öden Wüste eine klaustrophobe Stimmung zu erzeugen. Die Spezialeffekte strahlen wie auch der Rest des Films etwas sehr ungeschliffenes aus, was den Realitätsgrad erhöht. Einige Effekte sehen trotz des extrem geringen Budgets sehr glaubhaft und ekelhaft aus. Auch die Darsteller*innen machen einen soliden Job. Mit Kirk Alyn ist sogar ein alter Hollywood Star mit dabei. Alyn war unter anderem nämlich der Darsteller von Superman in den Serials der Vierziger Jahre. Außerdem wäre da noch der durchgängig brütende Synthie / Soundscape Soundtrack der ebenfalls wirklich gelungen ist.
Scalps ist ohne Frage eine der spannendsten Arbeiten von Fred Olen Ray. Der Trash steht nicht im Mittelpunkt und verkommt nicht zum Selbstzweck, die Atmosphäre ist stark, es gibt tolle Effekte und der raue Stil ist eine schöne Abwechslung zu all dem modernen Hochglanzhorror von Heute. Natürlich wirkt vieles billig, hölzern und das Tempo ist aus heutiger Sicht selten optimal, aber wer etwas übrig hat für den Charme vergangener B-Movie Zeiten kann wenig gegen Scalps haben.
Das Bild der Blu-ray ist ordentlich körnig und sieht aus wie ihr es euch von solch einem Film wünscht. Ob es dafür wirklich eine Blu-ray braucht ist natürlich fraglich. Dafür gibt es noch einen Szenenvergleich zwischen der Uncut Version und der zensierten VHS Fassung, den Originaltrailer, einen Audiokommentar des Regisseurs, sowie das Featurette „Remembering Scalps“ und eine prall gefüllte Bildergalerie. Nicht zu vergessen das 15-seitige Booklet mit einem Essay über das amerikanische Drive-In Kino und den Werdegang von Fred Olen Ray. Nummeriert und Limitiert auf 333 Stück.
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