Montag, 22. Juli 2019

Transylvania 6-5000 (1985) [Wicked Vision]


Transylvania 6-5000 (1985) [Wicked Vision]

Im Auftrag seines Vaters – seines Zeichens Verleger einer Zeitung für obskure Verschwörungstheorien – soll Gil Turner (Ed Begley Jr.) nach Transsylvanien reisen. Dort soll Frankensteins Monster aufgetaucht sein und einige Touristen verschreckt haben. Gefundenes Fressen für die Zeitung seines Vaters. Da die journalistischen Fähigkeiten von Gil zu wünschen übrig lassen, soll der etwas fähigere und seriösere Jack Harrison (Jeff Goldblum) ihn dabei begleiten. In Transsylvanien angekommen gibt es zunächst wenig Hinweise auf einen herumspukenden Frankenstein, dafür machen sie aber schon bald Bekanntschaft mit dem unausgeglichenen Doktor Malavaqua (Joseph Bologna) und einer Reihe weiterer Monster.

Horrorkomödien haben es oftmals sehr schwer und auch wenn das Subgenre es in den Achtzigern sehr viel leichter hatte als heute, so konnte Rudy De Lucas (Mel Brooks' Spaceballs, 1987) schon damals nur auf zurückhaltendes Interesse für seine einzige Regiearbeit hoffen. Wie in dem Genre üblich werden hier einige klassische Horrortropes parodiert und mit kleinen, meist sehr unbedachten Witzchen bedacht. Zarter Grusel oder gar Horror kommt dabei natürlich nie auf, wie auch, wenn der Film bis auf die finale Sequenz in der prallen Sonne Jugoslawiens gedreht wurde. Allerdings kann man diesen Fakt nicht De Luca ankreiden, der aufgrund technischer Probleme in Jugoslawien und Interventionen der Produzierenden nicht nachts drehen konnte oder durfte.

Zwar macht der Film aus seinen geringen Mitteln relativ viel, was den Film technisch und optisch dennoch nicht reizvoller als eine TV-Produktion der damaligen Zeit erscheinen lässt. Die Monsterkostüme sind einfach, aber effektiv. Zumindest Wolfmann, Mumie, Vampirin und Frankenstein sehen ganz gut aus. Letztlich lebt der Film aber von den bekannten und talentierten Darsteller*innen. Allein Jeff Goldblum (Buckaroo Banzai - Die 8.Dimension, 1984) und Ed Begley Jr. (Straßen in Flammen, 1984) können durch ihr spleeniges Zusammenspiel die meisten Szenen für sich gewinnen. Außerdem handelt es sich hier um das erste, filmische Aufeinandertreffen von Goldblum und Geena Davis (Thelma & Louise, 1991). Daraus entwickelte sich nicht nur ihre Zusammenarbeit in den Hauptrollen von „Die Fliege“ (1986), sondern auch eine kurzlebige Ehe. Davis spielt hier eine Sex lüsterne Vampirin – optisch irgendwo zwischen Vampirella und Elvira angelegt – die zumindest im O-Ton durch einen glaubwürdigen Bela Lugosi Akzent überzeugt. Bis in die kleinsten Rollen ist der Film bestens besetzt. Der aus „Seinfeld“ (1989) bekannte Michael Richards verleiht vor allem dem klamaukigen, physischen Humor unglaublich viel Energie. Egal ob er an etwas schnüffelt, seine Beine durch die Luft sausen lässt oder auf einer Bananenschale ausrutschen soll, er ist immer mit vollem Körpereinsatz dabei – unabhängig davon wie blöd der Witz auch sein mag. In der Rolle als verschwörerischer Hotelier/Bürgermeister gefällt mir Jeffrey Jones (Howard the Duck - Ein tierischer Held, 1986) sehr gut. Seine bloße, zurückhaltende Mimik reicht meist schon aus, mich zum Schmunzeln zu bringen. In den ganz kleinen Rollen und als Kompars*innen finden sich jugoslawische Darsteller*innen wieder, die meist ohne Englischkenntnisse ihre Sache dennoch gut machen.

„Transylvania 6-5000“ wäre gerne die ganz große Nonsenssause. „Abbott und Costello treffen Frankenstein“ (1948) oder „Frankenstein Junior“ (1974) für eine neue Generation. An beides reicht man hier um Längen nicht heran. Etwas eigenes kann jedoch auch nicht geschaffen werden, zu sehr hechelt man den Genregrößen vergangener Dekaden nach und vergisst dabei, eigene Zutaten in die alberne Suppe zu werfen. Das Endergebnis sollte fad schmecken, vor allem weil die Horrorgrütze schon zu Kinostart altbacken und von Gestern wirkte. Trotzdem hatte ich viel Spaß an der „Reise nach Transilvanien“, wie der deutsche Videothekentitel lautete. Insgesamt ist der Film deutlich zu langsam und dürfte gerne auch etwas kürzer sein, wie sehr hier aber wirklich jeder kleine Funken Humor derart überstrapaziert wird bis man letztlich irgendwann aus Verzweiflung lachen muss, ist doch meisterhaft und zumindest eine feuchtfröhliche Sichtung wert. Selbst wenn ihr das alles wirklich nicht witzig findet, müsst ihr wenigstens zugeben, dass sich hier alle Beteiligten redlich Mühe geben, etwas Unterhaltsames abzuliefern In einem Film – den ein anderes Team lustlos abgespult hätte.

Wicked Vision veröffentlicht „Transylvania 6-5000“ als 2-Disc Collectors Edition Mediabook. Das Bild der Blu-ray Fassung ist dank des neuen 4K Scans ausgezeichnet geraten. Auch in der Restauration und der Bereinigung des Bildes, ebenso wie der Farbkorrektur wurde mit viel Liebe zum Detail gearbeitet. Der Ton ist ebenfalls gut und die deutsche Synchronisation ebenfalls sehr gelungen. Sehr gewöhnungsbedürftig ist allerdings Arne Elsholtz als die deutsche Stimme von Ed Begley Jr. Zu hören, der eigentlich als Sprecher von Jeff Goldblum bekannt wurde, der hier wieder rum von Heiner Lauterbach gesprochen wird. Ebenfalls zu erwähnen ist, dass Norbert Gastell – die deutsche Stimme von Homer Simpson – John Byner (Die blaue Elise, 1969) sprach. Als Bonusmaterial hat diese Edition einige Trailer, TV-Spots und Bildergalerien parat. Zusätzlich bekommt ihr noch einen Audiokommentar mit Regisseur Rudy De Luca und seinem Visual Consultant Steve Haberman und einen Audiokommentar mit James Chandler und Ash Hamilton von Horror-Fix.com. Abgesehen von all dem ist da natürlich noch das 24-seitiges Booklet mit einem Text von David Renske in Deutsch und Englisch.

6,3 von 10 lustige Bananenschalen