Transylvania 6-5000 (1985) [Wicked
Vision]
Im Auftrag seines Vaters – seines
Zeichens Verleger einer Zeitung für obskure Verschwörungstheorien –
soll Gil Turner (Ed Begley Jr.) nach Transsylvanien reisen. Dort soll
Frankensteins Monster aufgetaucht sein und einige Touristen
verschreckt haben. Gefundenes Fressen für die Zeitung seines Vaters.
Da die journalistischen Fähigkeiten von Gil zu wünschen übrig
lassen, soll der etwas fähigere und seriösere Jack Harrison (Jeff
Goldblum) ihn dabei begleiten. In Transsylvanien angekommen gibt es
zunächst wenig Hinweise auf einen herumspukenden Frankenstein, dafür
machen sie aber schon bald Bekanntschaft mit dem unausgeglichenen
Doktor Malavaqua (Joseph Bologna) und einer Reihe weiterer Monster.
Horrorkomödien haben es oftmals sehr
schwer und auch wenn das Subgenre es in den Achtzigern sehr viel
leichter hatte als heute, so konnte Rudy De Lucas (Mel Brooks'
Spaceballs, 1987) schon damals nur auf zurückhaltendes Interesse für
seine einzige Regiearbeit hoffen. Wie in dem Genre üblich werden
hier einige klassische Horrortropes parodiert und mit kleinen, meist
sehr unbedachten Witzchen bedacht. Zarter Grusel oder gar Horror
kommt dabei natürlich nie auf, wie auch, wenn der Film bis auf die
finale Sequenz in der prallen Sonne Jugoslawiens gedreht wurde.
Allerdings kann man diesen Fakt nicht De Luca ankreiden, der aufgrund
technischer Probleme in Jugoslawien und Interventionen der
Produzierenden nicht nachts drehen konnte oder durfte.
Zwar macht der Film aus seinen geringen
Mitteln relativ viel, was den Film technisch und optisch dennoch
nicht reizvoller als eine TV-Produktion der damaligen Zeit erscheinen
lässt. Die Monsterkostüme sind einfach, aber effektiv. Zumindest
Wolfmann, Mumie, Vampirin und Frankenstein sehen ganz gut aus.
Letztlich lebt der Film aber von den bekannten und talentierten
Darsteller*innen. Allein Jeff Goldblum (Buckaroo Banzai - Die 8.Dimension, 1984) und Ed Begley Jr. (Straßen in Flammen, 1984) können
durch ihr spleeniges Zusammenspiel die meisten Szenen für sich
gewinnen. Außerdem handelt es sich hier um das erste, filmische Aufeinandertreffen von Goldblum und Geena Davis (Thelma & Louise,
1991). Daraus entwickelte sich nicht nur ihre Zusammenarbeit in den
Hauptrollen von „Die Fliege“ (1986), sondern auch eine kurzlebige
Ehe. Davis spielt hier eine Sex lüsterne Vampirin – optisch
irgendwo zwischen Vampirella und Elvira angelegt – die zumindest im
O-Ton durch einen glaubwürdigen Bela Lugosi Akzent überzeugt. Bis
in die kleinsten Rollen ist der Film bestens besetzt. Der aus
„Seinfeld“ (1989) bekannte Michael Richards verleiht vor allem
dem klamaukigen, physischen Humor unglaublich viel Energie. Egal ob
er an etwas schnüffelt, seine Beine durch die Luft sausen lässt
oder auf einer Bananenschale ausrutschen soll, er ist immer mit
vollem Körpereinsatz dabei – unabhängig davon wie blöd der Witz auch sein mag.
In der Rolle als verschwörerischer Hotelier/Bürgermeister gefällt
mir Jeffrey Jones (Howard the Duck - Ein tierischer Held, 1986) sehr
gut. Seine bloße, zurückhaltende Mimik reicht meist schon aus, mich
zum Schmunzeln zu bringen. In den ganz kleinen Rollen und als
Kompars*innen finden sich jugoslawische Darsteller*innen wieder, die
meist ohne Englischkenntnisse ihre Sache dennoch gut machen.
„Transylvania 6-5000“ wäre gerne
die ganz große Nonsenssause. „Abbott und Costello treffen
Frankenstein“ (1948) oder „Frankenstein Junior“ (1974) für
eine neue Generation. An beides reicht man hier um Längen nicht
heran. Etwas eigenes kann jedoch auch nicht geschaffen werden, zu
sehr hechelt man den Genregrößen vergangener Dekaden nach und vergisst
dabei, eigene Zutaten in die alberne Suppe zu werfen. Das Endergebnis
sollte fad schmecken, vor allem weil die Horrorgrütze schon zu
Kinostart altbacken und von Gestern wirkte. Trotzdem hatte ich viel
Spaß an der „Reise nach Transilvanien“, wie der deutsche
Videothekentitel lautete. Insgesamt ist der Film deutlich zu langsam
und dürfte gerne auch etwas kürzer sein, wie sehr hier aber
wirklich jeder kleine Funken Humor derart überstrapaziert wird bis
man letztlich irgendwann aus Verzweiflung lachen muss, ist doch
meisterhaft und zumindest eine feuchtfröhliche Sichtung wert. Selbst wenn ihr das alles wirklich nicht witzig findet, müsst ihr
wenigstens zugeben, dass sich hier alle Beteiligten redlich Mühe
geben, etwas Unterhaltsames abzuliefern In einem Film – den ein anderes
Team lustlos abgespult hätte.
Wicked Vision veröffentlicht
„Transylvania 6-5000“ als 2-Disc Collectors Edition Mediabook.
Das Bild der Blu-ray Fassung ist dank des neuen 4K Scans
ausgezeichnet geraten. Auch in der Restauration und der Bereinigung
des Bildes, ebenso wie der Farbkorrektur wurde mit viel Liebe zum
Detail gearbeitet. Der Ton ist ebenfalls gut und die deutsche
Synchronisation ebenfalls sehr gelungen. Sehr gewöhnungsbedürftig
ist allerdings Arne Elsholtz als die deutsche Stimme von Ed Begley
Jr. Zu hören, der eigentlich als Sprecher von Jeff Goldblum bekannt
wurde, der hier wieder rum von Heiner Lauterbach gesprochen wird.
Ebenfalls zu erwähnen ist, dass Norbert Gastell – die deutsche
Stimme von Homer Simpson – John Byner (Die blaue Elise, 1969)
sprach. Als Bonusmaterial hat diese Edition einige Trailer, TV-Spots
und Bildergalerien parat. Zusätzlich bekommt ihr noch einen
Audiokommentar mit Regisseur Rudy De Luca und seinem Visual
Consultant Steve Haberman und einen Audiokommentar mit James Chandler
und Ash Hamilton von Horror-Fix.com. Abgesehen von all dem ist da
natürlich noch das 24-seitiges Booklet mit einem Text von David
Renske in Deutsch und Englisch.
6,3 von 10 lustige Bananenschalen