Die Sängerin Ellen Aim (Diane Lane) wird von der Bühne weg
von Rockerchef Raven (Willem Dafoe) und seiner Gang, den „Bombers“, entführt.
Die Diner Besitzerin Reva Cody (Deborah Van Valkenburgh), die die Entführung
mit ansehen musste, benachrichtigt daraufhin ihren Bruder Tom (Michael Paré). Der ist nämlich
nicht nur ehemaliger Soldat und leidenschaftlicher Träger von Jeanshemden ohne
Ärmel, sondern auch noch Ellens Ex-Lover.
Zusammen mit der, ebenfalls ehemaligen, Soldatin McCoy (Amy Madigan) lässt Tom sich von Ellens Manager Billy Fish (Rick Moranis) anheuern, um das Goldkehlchen zu befreien.
Zusammen mit der, ebenfalls ehemaligen, Soldatin McCoy (Amy Madigan) lässt Tom sich von Ellens Manager Billy Fish (Rick Moranis) anheuern, um das Goldkehlchen zu befreien.
Walter Hill hat ja gerade in den späten 70ern und 80ern so einige Actionkracher inszeniert. Man denke da an „Die Warriors“ oder „Nur 48 Stunden“. Auch im Späteren Verlauf seiner Karriere blieb er dem Genre treu mit Filmen wie „Red Heat“ oder „Last Man Standing“.
„Straßen in Flammen“ aber ist ein kleiner Ausreißer.
Die Wurzeln und Trademarks des Regisseurs sind zwar immer noch zweifelsfrei erkennbar und es fliegt auch so einiges in die Luft. Nur ist die Darstellung nicht so drastisch und auch nicht mehr so düster und grimmig, wie es z.B. bei „Die Warriors“ noch war. Und das obwohl das Drehbuch wesentlich düsterer angelegt war. Aber wie das nun mal so ist, ist da im Umsetzungsprozess einiges anders gelaufen, als mal ursprünglich geplant und so versteht sich „Streets of Fire“ seit seinem Release als „Rock & Roll Fable“.
Aus diesem Selbstverständnis heraus ergeben sich natürlich noch weitere Konsequenzen. So ist das Setting zwar sehr stark von den 50er Jahren beeinflusst, ist aber eindeutig nicht in den 50er Jahren unserer Welt angesiedelt. Vielmehr handelt es sich hier um eine Fantasiewelt, die nur sehr viele Parallelen zu unserer eigenen aufweist. So erinnern die Straßenzüge zwar an eine Mischung aus New York, Chicago und Boston, sind aber keiner der Städte klar zuzuordnen und der Schauplatz auch nicht weiter benannt. Lediglich einige Viertel bekommen eigene Namen, wie das üble „Battery“ Viertel, dass die Bikergangs beheimatet oder das beschauliche „Richmond“, in denen die Helden des Films verkehren.
Da man der Überzeugung war, dass die Worte „düster“ und
„Fabel“ nicht so ganz zusammenpassen wurde der Ton des Films ein wenig
aufgehellt. Und dass auch im wahrsten Sinne des Wortes. So erhellen Zahllose
Neonreklamen die Sets. Dass Art Director James Allen früher selbst Neonreklamen
hergestellt hat, dürfte daran auch nicht ganz unschuldig gewesen sein. Auch die
visuelle Kraft des kurz zuvor erschienen (wenn auch damals gefloppten – etwas
was ich bis heute nicht so ganz verstehe, wie auch bei aktuelleren Beispielen
wie „Dredd“) „Blade Runner“, könnte seinen Teil dazu beigetragen haben.
Visuell gibt’s also schon mal einiges geboten.
Da es sich ja nun aber um ein Rock & Roll Märchen handelt, sollte es auch was auf die Ohren geben. Und das tut es nicht zu knapp.
Ich kann verstehen, wenn einigen Leuten die Songs im Film zum Teil zu kitschig sind. Ich find sie jedenfalls äußerst passend und wichtig für den Ton (no pun intended) des Films. Gerade Songs wie „Nowhere Fast“ oder „Tonight is What it Means To Be Young“ zu Beginn und Ende des Films sind schon kleine Rockopern für sich. Da hört man ohne Probleme Jim Steinman, der ja auch für Meat Loaf komponiert, raus. Großes Drama ist auf jeden Fall vorprogrammiert.
Wie oben erwähnt fügen sich die Songs, meiner Meinung nach, super in den Film ein und auch wenn die eingestreuten Musiknummern, in Form von im Hintergrund laufenden Musikvideos oder Liveauftritten, manchen Zuschauer rausbringen könnten, finde ich sie einfach toll und wichtig für die Stimmung des Films. Auch wenn sie die Story nicht voranbringen.
Die ist nämlich auch nicht unbedingt die innovativste oder
komplexeste. Hat mehr etwas von nem klassischen Western.
Einsamer Held kommt zurück in die Stadt der er entstammt, um
einige Dinge die schief laufen ins Reine zu bringen. Dazu wird die Liebste
befreit und den bösen Buben im Duell eine Lektion erteilt, das von der ganzen
Stadt (bzw. dem ganzen Stadtteil) mitverfolgt wird. Und am Ende reitet der
Held, nach getaner Arbeit, in den Sonnenuntergang (bzw. fährt mit seinem
Sidekick im Auto in die Nacht, während 80s Rockhymnen die Szene untermalen).
Klingt jetzt nicht so ergiebig. Ist es auch nicht. Muss es meiner Meinung aber auch gar nicht sein, auch wenn‘s immer schön ist, wenn sich Autoren und Regisseure Mühe geben ihren Geschichten mehr Tiefe zu verleihen.
Klingt jetzt nicht so ergiebig. Ist es auch nicht. Muss es meiner Meinung aber auch gar nicht sein, auch wenn‘s immer schön ist, wenn sich Autoren und Regisseure Mühe geben ihren Geschichten mehr Tiefe zu verleihen.
Und unter der Oberfläche ist bei „Streets of Fire“ auch sicher einiges zu holen. Tom Cody und McCoy sind beides Ex-Soldaten und zudem noch ziemlich jung. Heißt also, dass der Krieg in dem sie gekämpft haben noch nicht allzu lange her sein dürfte, zumindest wenn man auf McCoy hört, wenn sie sagt: "Ich heiße McCoy. Ich bin Soldat. Das war ich jedenfalls bis vor einem Jahr. Dann sind mir die Kriege ausgegangen."
Was dieser Krieg (bzw. dieses Kriege) waren, worum es ging, warum sie in den Kampf gezogen sind, wird nicht erwähnt. Ist für die Geschichte auch nicht von Belang. Lässt aber vermuten, dass da mehr schlummert. Und wenn man dann von Walter Hill erfährt, dass eigentlich geplant war aus der Geschichte von Tom Cody eine Trilogie zu machen, erscheint es umso ärgerlicher dass mit „Straßen in Flammen“ der erste Teil an den Kinokassen gescheitert ist.
Auch die Dreiecksbeziehung zwischen Tom, Ellen und Billy hätte etwas ergiebiger sein können, nur vielleicht für einen anderen Film. Das ist nämlich der einzige Teil, des Films, der so ein wenig ins Leere läuft, da in diesem Punkt am Ende des Films alles wieder beim Alten ist.
Darstellerisch gibt’s von meiner Seite aus wenig auszusetzen. Michael
Paré als Cody ist vielleicht nicht der beste Schauspieler, wenn man aber
bedenkt, dass er bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht so viel gedreht hatte, geht
das schon in Ordnung. Den Rebellen nehm ich ihm jedenfalls ab.
Diane Lane als Ellen ist mir ein bisschen zu unterkühlt, was aber irgendwie auch ganz gut zu ihrer Rolle passt.
Highlights sind für mich jedenfalls Amy Madigan als McCoy und vor allem Willem Dafoe als Raven.
Diane Lane als Ellen ist mir ein bisschen zu unterkühlt, was aber irgendwie auch ganz gut zu ihrer Rolle passt.
Highlights sind für mich jedenfalls Amy Madigan als McCoy und vor allem Willem Dafoe als Raven.
Madigan spielt die Ex-Soldatin als hartes Raubein, was mir sehr gut
gefällt. Wenn man dann noch weiß, dass die Rolle eigentlich mal männlich
angelegt war, Mendez hieß und von Edward James Olmos gespielt werden sollte,
macht’s die Sache noch mal n Stück cooler.
Und Dafoe? Der ist halt einfach Dafoe, der er einen Bösewicht spielt. Einfach nur großartig und herrlich fies und psychopatisch.
Auch schön zu sehen ist der Auftritt des damals ebenfalls noch unbekannten Bill Paxton. Sein Charakter tut mir immer n bisschen leid, soviel wie er einstecken muss.
Und Dafoe? Der ist halt einfach Dafoe, der er einen Bösewicht spielt. Einfach nur großartig und herrlich fies und psychopatisch.
Auch schön zu sehen ist der Auftritt des damals ebenfalls noch unbekannten Bill Paxton. Sein Charakter tut mir immer n bisschen leid, soviel wie er einstecken muss.
Die ist wirklich sehr gut gelungen und hat als einziges Manko nur, dass es mit
Walter Hill, Michael Paré, Amy Madigan und James Allen, nur vier
Gesprächspartner gibt. Da wären mehr Sichtweisen wünschenswert gewesen.
Nichtsdestotrotz eine großartige Doku mit hohem Informationsgehalt.
Warum der Film damals eine 18er Freigabe
bekommen hat, ist mir bis heute nicht klar geworden. Aber nach welchen
Kriterien die FSK diese Siegel vergibt, weiß ja niemand so wirklich. Die FSK
selbst wohl am allerwenigsten und so ist dieses alte Rating nur wieder ein
Beweis der Willkürlichkeit dieser Institution.
Nach einer Neuprüfung prangt jetzt aber ein wesentlich gerechtfertigteres „ab 16“ Siegel auf dem Cover.
Nach einer Neuprüfung prangt jetzt aber ein wesentlich gerechtfertigteres „ab 16“ Siegel auf dem Cover.
„Straßen in Flammen“ gehört definitiv zu der Sorte Film, die man sich immer wieder ansehen kann, wenn man mal 90 Minuten totzuschlagen hat, ohne dass man überfordert wird.
Großartiges 80er Kino, dass vor allem eins macht: Spaß.
Wer eine tiefgründige, komplexe Story will, ist hier fehl am Platz. Wer aber pure Unterhaltung mit geiler, cheesiger Musik will, sollte zugreifen und wird sicher nicht enttäuscht werden.
Schade nur, dass er in den USA anfangs so gefloppt ist. In Europa und vor allem in Japan soll er aber sehr schnell sein Publikum gefunden haben. Und wenn ich mir dann mal Animes wie „Bubblegum Crisis“ ansehe und auf die Verbindung von Film und Musik achte, dann bin ich mir ziemlich sicher, dass „Straßen in Flammen“ seine Spuren hinterlassen hat.
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