Rameaus Neffe (Christoph Merian Verlag)
Jean-Francois Rameaus ist nur der Neffe des großen Rameaus. Denn egal wie er sich auch anstrengt, nie gelingt es ihm aus dem Schatten seines Onkels Jean-Philippe Rameaus zu treten. Genau wie dieser einst, ist auch er Musiker, Organist und Komponist. Der Grund für seine eher verhaltenden Erfolge sind für ihn vollkommen klar. Nicht sein durchschnittliches Talent ist sein Problem, sondern viel mehr der engstirnige Kulturbetrieb. Sie sehen nur das Erbe des Onkels und verkennen dabei sein, natürliches immenses, Genie.
Pünktlich zu Denis Diderots 300. Geburtstag veröffentlicht der Christoph Merian Verlag erstmalig das 74minütige SRF Hörspiel “Rameaus Neffe”. Adaptiert wurde das Stück in der Übersetzung von Johann Wolfgang von Goethe, durch eine Radiobearbeitung durch Dr. Vita Huber-Hering. Regie führte fürs Radio Urs Helmensdorfer. Die gesamten 74 Minuten bestehen aus dem Dialog zwischen Wolfgang Stendar und Wolfgang Reichmann. Die beiden geben den überheblich zynischen Rameaus, der Fehler und Talentlosigkeit nur bei anderen sieht, aber nie auf die Idee kommt selbst für sein scheitern verantwortlich zu sein. Gleichzeitig wirft er gerade denen Versagen vor, von denen er abhängig ist. Ihm gegenüber gestellt wird einen ein weltoffener Menschenfreund und Philosoph. Ihm sind seine Gedanken das wichtigste und nichts anderes ist für ihn wichtig.
Durch das Aufeinandertreffen der beiden kommt es zu einem lebendigen Dialog der immer mehr zu einem wortgewandten Wettstreit mutiert. Interessant ist dabei vor allem, dass der Stoff des Schriftstellers und Philosophen auch heute noch von selber Bedeutung ist wie damals. Schon damals warf Diderot moralische Fragen auf die auch heute noch von Bedeutung sind. Es geht um Grundwerte, Kunst, der Frage ob man etwas nachhaltiges erschaffen muss, ob immer alles verwertbar sein soll oder ob es nicht doch darum geht eigene Interessen zu verfolgen und nicht fremde Erwartungen zu erfüllen. Kein leichtes Hörerlebnis, auch nicht unbedingt kurzweilig. Dafür aber nachhaltig und durchaus dazu geeignet mehrere male gehört zu werden.
Der Dialog steht vollkommen im Mittelpunkt und von den beiden Sprechern und ihren Worten lenkt auch so gut wie nichts ab. Manchmal hört man eine Tasse klimpern oder einen Fuß leise auftreten. Abgesehen davon stehen die Worte für sich. Ohne Geräuschkulisse ohne Stimmungstreibende Musik. Kann ein wenig starr wirken, passt hier allerdings perfekt zum Inhalt des Dialogs, nur eine Intro und Outro Musik hätte man vielleicht noch nutzen können. Ansonsten aber stimmig und passen so wie es ist.
7,5 von 10 Donnerwetter