Die Rückkehr aufs Land #1 (Reprodukt)
Mariette und ihr Freund, der Cartoonist Manu Larcenet haben keine Lust mehr auf das Leben in der großen, lauten und dreckigen Stadt und beschließen aufs Land nach Ravenelles zu ziehen. Während Mariette sich recht schnell eingewöhnt, kommt Manu nur nach eigener Aussage mit dem Leben auf dem Land klar. In Wirklichkeit hilft ihm die Ruhe nicht wirklich dabei sein zweites Album von Ozon fertig zu stellen. Wenn schon sein Comic nicht vorankommt, kann er wenigstens das Haus mal einrichten. Mehr als den Rechner bekommt er allerdings nicht aufgebaut. Anscheinend hat er eine ungesunde Verbindung zu seinen Kartons. Aber auch außerhalb des Hauses läuft es für Manu nicht besser. Die Dorfbewohner scheinen etwas schräg drauf zu sein und selbst wenn er versucht sich zu integrieren wird es für ihn recht gefährlich. So legt er sich zum Beispiel mit am Hang gelegenen Kastanien an, die es auf Genicke abgesehen haben. Dem gemeinsamen Kater Speed scheint es in der Natur auch nicht zu gefallen und sogar sein Gesang wandelt sich von Hardcore Punk zu John Denver. Einziger Lichtblick ist die schöne Bäckerin, die ihm immer wieder den warmen Laib hinhält. Wenn das mal gut endet.
Vor kurzem erschien der erste Asterix Band des neuen Kreativteams. Bis dahin war Texter Jean-Yves Ferri hierzulande eher unbekannt. Seine einzige bisher bei uns erschienende Arbeit waren die beiden Rückkehr aufs Land Bände. Diese sind schon vor einiger Zeit dank Reprodukt bei uns erschienen. Um darauf aufmerksam zu machen, dass Ferri auch abseits der Gallier coole Eigenkreationen zu bieten hat, wollte ich nun mal die Rückkehr aufs Land vorstellen.
Die Idee dahinter ist recht amüsant. Illustrator Manu Larcenet zieht mit seiner Freundin aufs Land und erzählt Ferri davon. Ferri schreibt auf der Grundlage von Manus Erzählungen humoristische, zweireihige Sechspanel Strips und lässt diese dann wiederum von Manu zeichnen. Eine schlichte, aber grandiose Idee, die recht schnell urkomisch wird und durchgängig unterhalten kann. Keiner der Strips ist langweilig und fast jeder ist ein echter Treffer. Es dauert zu Beginn ein paar Seiten bis wir die Charaktere und die Nebenfiguren genügend kennengelernt haben. Dann aber gibt es schon sehr bald durchgängig gut getimte Running Gags und einige Callbacks. Obwohl die einzelnen Strips allesamt auf den schnellen Witz ausgelegt sind, lassen viele Seiten es aber auch zu zwischen den Zeilen zu lesen. Oftmals ist nämlich auch lockere Gesellschaftskritik und auch tiefer gehende Emotionale Momente, sowie sehr persönliche Gedanken von Manu heraus zu lesen. Weitestgehend ist es aber einfach nur lustig. Lustig ist noch, dass schon hier Asterix erwähnt wurde, scheinbar musste Ferri schon vor einigen Jahren gewusst haben, wohin es für ihn mal gehen sollte.
Manu zeichnet sich und seine Bekannten, Verwandten und Nachbarn als kleine, süßes und meist recht knubbelige Comicfigürchen. Insgesamt ist der Stil recht simpel, gerade die Hintergründe sind meist möglichst reduziert gehalten. Nur wenn es in die Natur geht, dann nehmen die Details zu und außerdem wären da noch ein paar ausgewählte Splashpages, die schon allein durch das Breitbildformat cool sind, aber auch ansonsten noch viel detaillierter sind als die anderen Panel. Unter anderem sind aber auch ein paar optische Gags zu entdecken, die stilistisch vom restlichen Look abweichen um noch den einen oder anderen Joke raus zu kitzeln.
Ein toller Comicband, meiner Meinung nach sehr komisch und durchgängig mit intelligentem Humor gesegnet. Wem also sein Asterix Abenteuer gefiel, sollte auch seinem eigenen Comic eine Chance geben. Zu lesen gibt es knapp 200 Seiten im Hardcover und der Text wurde sehr schön handgelettert von Dirk Rehm. Ist auf jeden Fall einen Blick wert.
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