Mittwoch, 6. November 2013

Marvel Exklusiv 107: Thor - Himmel und Erde (Panini)

Marvel Exklusiv 107: Thor - Himmel und Erde (Panini)

Dieser Panini Sammelband enthält die gesamte vierteilige Miniserie Thor: Heaven & Earth.

Thor ist nicht nur ein mächtiger Krieger, ein Gott und ein Avenger, sondern auch ein Bruder. Als solcher bekommt er es mit seinem eher unangenehmen Familienmitglied zu tun. Loki mag zwar der Prinz der Lügen sein, doch in Asgards größter Not, weiß nur er ob Ragnarök wirklich schon vor den Toren Asgards steht. Doch wie soll er herausfinden ob er diesmal die Wahrheit spricht. Auf Midgard hingegen führt seine Aufgabe als Held dazu sich einem Geiselnehmer entgegenzustellen, der von ihm das unmögliche einfordert. Eine Antwort hingegen fordert ein alter Katholischer Priester von dem Donnergott. Seitdem er Thor zum ersten mal sah, steht sein glaube an den einen Gott und dessen Sohn auf tönernen Beinen. Ob Thor ihm eine Antwort geben kann welcher Glaube ihn nun wirklich zu Gott führt? Zuletzt geht es noch einige Jahrhunderte in die Vergangenheit, in eine Zeit, in der Wales noch Gwynedd hieß und ein großer roter Drache namens Ddraig Goch Gwynedds Feinde gegen ein wenig Blutzoll gerne vernichtete.

Die vier Hefte dieser Miniserie sind allesamt unabhängig von einander zu lesende Geschichten aus der Feder von Paul Jenkins (Hellblazer). Dabei beschert er den Lesern nicht einfach nur irgendwelche neuen Heldengeschichten des Donnergottes. Stattdessen bemüht er sich viel mehr bestimmte Teile von Thors Psyche zu beleuchten, die sonst weniger erkundet werden oder stellt philosophische Fragen. So geht es im ersten Heft darum, dass selbst ein Ereignis wie Ragnarök oder die ständigen Lügen Lokis fürs Ganze sehr wichtig sind und nicht nur negative Aspekte mit sich bringen.

Die zweite Geschichte handelt von einem Familienvater der nach seinem Tod zum Terroristen wurde. Sein kleiner Sohn starb bei dem Versuch Spider-Man zu töten und nun bringt er Menschen um. Er will mit Thor sprechen, denn als Gott sollte er ja die Möglichkeit haben seinen Sohn auferstehen zu lassen. Von der Idee her ist auch diese Geschichte ebenso interessant wie die erste. Gelungen ist, wie Jenkins die Erkenntnisse der vorhergegangenen Geschichte aufgreift und sie an den Terroristen anwendet. Thors zentrale Aussage ist dabei eine ziemlich gute und besagt, der Mensch müsse selbst handeln dürfen und somit auch selbst mit seiner Trauer und dem Schrecken klar kommen, da er sonst nur eine Marionette der Götter wäre. Das Ende ist im Bezug darauf mutig und zu Ende gedacht, doch leider ist die Art wie es dazu kommt sehr bemüht und macht beinahe den Anschein, dass Thor für den Terroristen wie die drei Weihnachtsgeister auftritt. Vieles von dem was er dem verzweifelten Mann dabei sagt, geht weit am Thema vorbei und ist zum Teil auch totaler Blödsinn. Der Gedanke dahinter ist aber durchaus unterstützenswert und hätte mehr Aufmerksamkeit verdient.

Im dritten Heft wiederum nimmt er den Religiösen Teil wieder auf. Vor vier Jahren kämpfte Thor gemeinsam mit den Avengers und den Fantastic Four in New York gegen Dämonen seiner Welt. Nachdem diese Bedrohung getilgt war, traf er in einer Seitengasse auf einen alten katholischen Priester. Für den Priester, wie auch für Thor ein einschneidendes Erlebnis. Der alte Mann ist sich seitdem nicht mehr sicher in seinem Glauben zu Gott. Daher will er von Thor Antworten. Er will wissen welcher Glaube wirklich in den Himmel führt und was Thors Existenz für sein Leben bedeutet. Thor verspricht ihm in einem Jahr mit den Antworten zurück zu kehren, doch er kommt nicht wieder. Vier Jahre später droht der alte Mann an seinem Krebs zu verenden und Thor kann ihm immer noch keine Antworten geben. Vermutlich die feinfühligste und unauffälligste Ausgabe der Vier. Gemeinsam mit der ersten Ausgabe ist diese hier wohl die einzige, in der Jenkins Konzept richtig aufgeht und er den normalen Heldenmythos auf eine neue, tiefsinnigere Ebene hievt.

Zuletzt befassen wir uns noch mit einer alten walisischen Legende um einen Drachen, der das Land beschützt und eines Tages gegen Thor kämpfte. Wenn es hier einen tieferen Sinn gab habe ich ihn wohl übersehen. Abgesehen von der überheblichen Kampfeshaltung des jungen Thor und der Maßregelung durch seinen Vater, beides eh durchgängige Motive bei Thor Abenteuern die in der Vergangenheit angesiedelt sind, gab es da nicht zu viel. Dazu noch eine kleine Geschichtsstunde und ein Twilight Zoneeskes Ende. Ganz nett aber auch nicht weiter besonders.

Visuell haben die Geschichten einige sehr gute Momente. Lan Medina lässt den Kampf gegen den Drachen unheimlich episch aussehen und Ariel Olivetti bringt Thor heroisch in einem sehr starken photorealistischen Stil zu Papier. Leider hat das Artwork aber auch jedes mal schwächen. Einige digitale Effekte bei Olivetti sehen einfach nicht schön aus und reißen die betreffenden Panel total aus dem etablierten Stil und Pascal Alixe legt eine solide Vorstellung hin, aber beim emotionalen Höhepunkt verkackt er Thors Mimik total und macht einen eigentlich großartigen Moment ziemlich nieder.

Eigentlich ein interessantes und unterstützenswertes Unterfangen, jedoch in zu vielen Punkten nur halbgar. Allein schon wegen der frischen herangehensweise an ein paar der Punkte würde ich Thor Sammlern diesen Band unbedingt empfehlen, für eine größere Empfehlung reicht es dank der angesprochenen Punkte leider nicht.

6 von 10 ausgezogene Gürtel