Dead Love (Gringo Comics)
“Die beißen uns schon nicht!” War Jennifer Langs letzte und fatalste Fehleinschätzung in ihrem Leben. Seitdem sind 135 Tage vergangen. 135 Tage die sich ihr Freund, Jeff Hicks, um sie kümmert und das obwohl sie damals in einem verlassenen Supermarkt von einer Zombiekassiererin gebissen und somit zu ihresgleichen gemacht wurde. Trotzdem hält Jeff an der Beziehung und vor allem an Jennifer fest. Er will weiterhin mit ihr zusammen sein, auch wenn sie jetzt ein bisschen gammelt. Um nicht selbst von ihr verspeist zu werden ist er ständig auf der Suche nach frischem Gammelfleisch für sie. Allerdings ist er auch so nicht sicher vor ihrem Heißhunger.
Vor Stephan Hagenow bleibt auch kein Genre sicher. Neben Hard-Boiled Crime, hartem Endzeit Horror und in letzter Zeit auch mal western versucht sich der norddeutsche Comicerschaffer nun an einer Zombielovestory. Anstatt also darum möglichst viele Zombies aus dem Weg zu schaffen geht es in “Dead Love” vor allem darum, wie eine Beziehung zwischen Mensch und Zombie aufrecht erhalten werden kann. Jeff kümmert sich weiterhin liebevoll um seine Partnerin auch jetzt wo sie nicht mehr ganz so Prinzessinnenhaft aussieht und auch sonst nur noch wenig wie früher ist.
Der erzählerische Fokus liegt hierbei vor allem auf dem Alltag, der ständigen Nahrungssuche und dem Versuch halbwegs sicher mit einem geliebten Zombie zusammen zu leben. Die Zombies sind von der alten schlurfigen Sorte, die aber wie Romeros Zombies aus “Land of the Dead” langsam kleinere Charakterzüge ihres menschlichen Daseins zurückbekommen und sich daran erinnern. In diesem Fall erkennt Jennifer durchaus ihr altes ich auf Bildern und versteht diffus was Jeff für sie tut.
Da der gesamte Comic mit wenig Text und großen, weitläufigen Panels ausgestattet ist handelt es sich um ein recht kurzes vergnügen. Die Zeichnungen sind für Hagenow recht Typisch, nur perspektivisch gibt es ein paar etwas experimentellere Seiten. Insgesamt hätte etwas mehr länge der Geschichte sicherlich gut getan um mit den Figuren mehr Sympathie aufzubauen. So ist alles so schnell wieder vorbei, dass man sich nicht zu sehr an die Charaktere gewöhnen kann. Abgesehen davon aber ein farbenfrohes, dennoch blutiges Stück Zombieromanze. Etwas ungewöhnlich, aber dennoch oder gerade deshalb lesenswert.
7 von 10 alte Salamipizzen