Mumins #8 (Reprodukt)
Mumin will was machen, also so richtig was machen. Nicht nur was bauen oder so. Er will was erleben. Am besten ein Abenteuer. Viel abenteuerlicher als die Abenteuer von Robinson Crusoe wird es nicht mehr und daher beschließt der aktive Troll Schiffbrüchiger zu werden. Gemeinsam mit Snorkfräulein, die ihre Karriere als Muschelkleberin nur für dieses Abenteuer in den Wind schießt, schleichen sie sich als blinde Passagiere auf einen Dampfer. Doch egal was Mumin an Bord auch untersucht, der Kahn ist in beunruhigend gutem Zustand und ein Unwetter oder ähnliches will sich auch nicht zusammenbrauen. So wird das Boot nie untergehen, nicht wenn Mumin nicht nachhilft.
Nach vielen Anstrengungen und versuchen schafft er es endlich auf einer einsamen Insel zu stranden. Zum Glück ist diese vermeintliche Insel auch nicht weit vom Mumintal entfernt und man kann immer mal eine Pause vom Abenteuer machen. Hier versuchen die Mumins einen Weg aus der Sicherheit der Gesellschaft zu finden, ohne dabei je in Gefahr geraten zu müssen. Eine Art moderner Abenteuerurlaub also als Flucht vor dem Alltag in etwas, das sich ehrlicher anfühlt.
In weiteren Geschichten versucht Muminpapa sich als Künstler, nicht jedoch ohne dabei schnell von den anderen Künstlern des Tals als begabter Primitivist erkannt zu werden. Die haben angst um ihre Stellung und wollen ihn vertreiben. Sehr lustig wie Lars Jansson, Tove Janssons kleiner Bruder und ihr Muminerschaffer Nachfolger, hier die bonierte Kunstszene veralbert. Alle Künstler kämpfen um etwas Ruhm, während Muminpapa in seiner gewohnt einfach gestrickten Abenteuerlust einfach macht worauf er gerade Lust hat. Danach wollen die Trolle ein Ferienlager ganz für sich allein haben, dazu versuchen sie alles, Geister, Unwetter, Gerüchte und Gerüche und schließlich bilden sie sogar eine unheilige Allianz mit einem fiesen Seemonster. Das Seemonster ist allerdings gar nicht fies, sondern sanftmutig und obendrein Vegetarier. Auch hier wirft Tove Oberflächlichkeiten über den Haufen und macht das Monster zum Knuddeltier. Gleichzeitig wirkt die Egomanie der Mumins nur zu menschlich und auf ihre eigene Art und Weise nicht unsympathisch dabei wirken.
Die letzten Comicstrips erzählen die Geschichte vom Neffen des Inspektors, der sich als wahrer Rabauke herausstellt. Er reißt sich nicht nur die Destille unter die Nägel und braut damit teuflisches Zeug, sondern zieht auch die Polizisten beim Pokern über den Tisch und nebenbei lässt er nicht nur Stinky aus dem Knast, sondern lässt sich von ihm auch noch zeigen, wie man Schlösser knackt. Wenn das mal nicht zu viel antiautoritären Albernheiten führt.
Wie immer muss ich sagen, dass mir Toves Muminarbeiten einfach besser gefallen. Gerade weil sie subversivere und gleichzeitig kindlichere Geschichten geschrieben hat als ihr kleiner Bruder Tove. Aber auch er macht hier eine gute Figur, auch wenn es hier etwas weniger anarchistisch zugeht. Amüsant ist der Stoff aber allemal und die Zeichnungen wie gewohnt niedlich, knuddelig und voller Witz und Charme. Vor allem gehören die Mumins zu den wenigen Serien, die trotz des sehr eingeengten Rahmen eines Zeitungstrips immer neue interessante Arrangements zu bieten.
Auch der achte Mumin Sammelband von Reprodukt kommt als hübscher Hardcoverband mit Leinenrücken im Albenformat. Neben vier kompletten Geschichten auf knapp 100 Seiten gibt es noch einen kleinen Text zu Lars Jansson.
8 von 10 vegetarische Ungeheuer