Im Alter von nur 16 Jahren ist die Tochter von Gavin Land von zuhause abgehauen. Sie wollte nach Los Angeles um dort eine Karriere als Schauspielerin zu beginnen. Dazu kam es aber natürlich nicht. Stattdessen ist sie an finstere Typen geraten, die sie nur zu ihrem Vorteil ausnutzen wollten. Durch sie ist sie Drogensüchtig geworden und um ihre Sucht zu finanzieren musste sie für ihren Dealer Wentz Pornos drehen. Ein letztes Mal meldete sie sich auf der Mailbox ihres Vaters. Sie bettelte völlig verstört nach Hilfe, danach gab es kein Lebenszeichen mehr von ihr. Und wirklich verstarb sie kurz nach dem letzten Anruf. Um ihren Tod aufzuklären und sich für die schrecklichen Taten zu rächen die ihr angetan wurden macht sich Gavin auf den Weg nach Los Angeles und nicht mal die Apokalypse kann ihn davon abhalten seine Mission abzubrechen.
Im neuesten Band aus dem Crossed Universum erzählt David Lapham eine neue, abgeschlossene Geschichte über einen Mann, der den grausamen Tod seiner Tochter rächen möchte. Dabei wechselt die Erzählung immer wieder aus der postapokalyptischen Zukunft zurück in die Vergangenheit. Das Interessante daran ist der Gedanke, dass die Apokalypse nicht für alle Menschen eine Verschlechterung oder eine Veränderung dargestellt hat. Gavins Welt ist schon zuvor mit dem Tod seiner Tochter untergegangen. Mit diesem Ereignis hat er seine Menschlichkeit verloren, was ihn zu einem skrupellosen Killer gemacht hat, der nur so in der Welt der Infizierten überleben kann.
Vielmehr als ein klassischer Crossed Comic handelt es sich bei dieser Geschichte um einen harten Rachethriller, der scheinbar eher zufällig im Universum von Crossed gelandet ist. Die Gefirmten spielen nur eine untergeordnete Rolle und so kann Gavins Rachefeldzug im Mittelpunkt. So zeigt Lapham hier ein weiteres mal, dass der Weltuntergang nicht das schlimmste sein muss, denn für Gavin war der Tod seiner Tochter schlimmer als alles was die Gefirmten jemals tun können.
Die meisten Ideen sind auch innerhalb der Welt von Crossed nicht neu. Oft haben wir schon gesehen, dass die Überlebenden oft zu schlimmeren in der Lage sind als die Infizierten. Auch ist Gavins Charakter nicht unbedingt etwas neues, kaltblütige Typen die alles verloren haben und deshalb keine Moral mehr kennen sind nichts neues. Neu ist nur einen Thriller in diesem Universum anzusiedeln der sich nur im Crossed Setting abspielt. Kurzweilig funktioniert dies auch zuerst, im Laufe der Geschichte nutzt sich die Handlung aber sehr stark ab und es hätten am Ende auch gerne 1-2 Kapitel weniger sein dürfen. Abgesehen davon erwartet Crossed Fans aber eine solide Story. Falls ihr aber die Serie nur wegen ihrer zügelosen Darstellung von Sex und Gewalt lest, könnte hier zu wenig für euch geboten werden, die Gefirmten sind wie gesagt eher ein Hintergrundgeräusch als wirklich wichtig für die Handlung.
Das Artwork italienischen Künstlers Franciso Manna ist handwerklich solide, erfüllt aber sämtliche Crossed Klischees. Die Darstellung von Sex und Gewalt ist gewohnt überzeichnet und kann dabei nun schon lange nicht mehr schockieren. Zudem erstickt das digitale Coloring von Avatar wie immer sämtliche Details der Zeichnungen, weshalb eine Beurteilung von Mannas Leistung sich eher als schwierig erweist. Eine interessante Idee für eine Crossed Geschichte, insgesamt aber dann doch wieder nur mehr vom Altbekannten. Sicherlich kein schlechter Comic, aber auch wenn man etwas anderes an das Crossed Konzept herangeht, bleibt es doch eine recht typische Story die sich nicht zu sehr von den vorherigen Bänden unterscheidet. Als Extra enthält der Band von Panini noch eine Cover-Galerie.
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