Winsor McCay geboren im Jahre 1869 war nicht nur einer der wichtigsten Unterhaltungskünstler seiner Zeit, sondern ist auch einer der bahnbrechensten und bis heute einflussreichsten Pioniere des Animationsfilms und noch viel mehr der Comics. Neben seinen zahlreichen Zeitungsstrips wie „Dreams of a Rarebit Fiend“ erschuf er mit „Gertie the Dinosaur“ einen der ersten Cartoons, sowie zur Zeit des ersten Weltkriegs den ersten dokumentarischen Trickfilm überhaupt. Zu einer unvergessenen Legende der Comickunst wurde der amerikanische Künstler allerdings erst durch seine sonntäglichen, einseitigen Zeitungsstrips von 1905-1909 "Little Nemo".
Und auch heute noch, über 100 Jahre später, können die Little Nemo Strips sich sehen lassen. Jede Seite erzählt die Geschichte eines Traumes von unserem kleinen Nemo. Dabei erlebt er groteskes, abenteuerliches, lustiges, trauriges oder schlicht absurdes. Eines ist dabei aber immer gleich: McCays Einfallsreichtum kannte keine Grenzen. Diese Strips gehören zu den einfallsreichsten Comics, die man sich nur vorstellen kann und sind derartig besonders, dass sie zum Großteil auch heute noch sowohl erzählerisch wie auch visuell kein wenig schlechter sind als die besten aktuellen Comics.
Alle 220 jemals erschienen Little Nemo Comics sind hier enthalten. Darunter sicherlich einige der bis heute schönsten Stücke der Comicgeschichte. Einzig die wiederkehrenden rassistischen Stereotypen schmälern die Freude, auch wenn diese natürlich im geschichtshistorischen Kontext betrachtet werden müssen und dabei für ihr Alter meist als eher progressiv eingestuft werden können. Über diesen und eigentlich alle anderen wichtigen Punkte spricht Kunsthistoriker Alexander ausführlichst in seinem 150 Seiten starkem Essay zu McCay und Little Nemo. In diesem Essay erklärt er uns die einzelnen Stationen in McCays Leben, egal ob Jugend, Comickünstler, Animationskünstler, Werbedesigner oder sonstige Tätigkeiten. Andere Arbeiten und Comicstripserien werden vorgestellt und historisch eingeordnet. Wie von TASCHEN gewohnt, ist auch der dokumentarische Part großzügig bebildert und bietet eine Reihe von extrem seltenen McCay Strips, Notizen, Skizzen, Archivbildern und sonstigem Material.
Mit seinen 368 Seiten mit einem Umfang von 34x44cm ist dieses schwere Hardcoverbuch mal wieder ein unglaublicher Hingucker für jede Sammlung und einer der schönsten Comicreleases die ich im Regal - oder der Größe wegen eher vor dem Regal - stehen habe. Eine wichtige Veröffentlichung für alle, die sich mit Comichistorie auseinander setzen und zugleich die perfekte Möglichkeit um Little Nemo in einer wunderbar aufgearbeiteten Version zu bekommen.
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