Die Verschiebung (Reprodukt)
Julius Corentin Acquesfacques, seines Zeichens Gefangener der Träume, träumt mal wieder zu kräftig und so verwundert es nicht, dass sein Bett unendlich schnell beschleunigt und er dabei verloren geht. Daher muss die Handlung ohne ihn losgehen. Doch was ist eine Handlung ohne Helden und was ist ein Comic ohne Handlung? Nur mit Verspätung kann der Comic beginnen, die Titelseite jedoch hat sich ins letzte Drittel verirrt. Zwischenzeitlich sind sogar ein paar Seiten herausgerissen und letztlich geht es diesmal um gar nichts. So kann man jedenfalls annehmen, aber handelt die Geschichte am Ende doch von etwas?
Wie schon in anderen Alben über Julius, wie zum Beispiel “Der Anfang vom Ende” oder “Der Ursprung” erlebt der Gefangene der Träume auch diesmal ein Abenteuer, dass die normalen Bahnen des Comicmediums aufbricht und gänzlich neue, eigene Wege beschreitet. Es ist jedes mal aufs neue bewundernswert, wie Marc-Antoine Mathieu es hinbekommt mit jedem seiner Werke neue Wege zu gehen. Nie wiederholt er sich und schafft es völlig neue optische Spielereien kombiniert mit einer nachdenklichen Handlung zu philosophischen Reisen werden zu lassen. Der Humor bleibt dabei nicht auf der Strecke und trotzdem sind die Konzepte so sehr anders als alles anderen Comics.
Eine philosophische Reise, die von Nichts und allem handelt, umgesetzt auf eine Weise, die grundlegenden Konventionen des Mediums in Frage stellen. “Die Verschiebung” ist ein wilder Ritt und unterhält von Anfang bis Ende oder von der siebten Seiten bis zur dritten oder wie auch immer ihr dieses Album lesen werdet. Fatastisch.
9 von 10 Turbobetten