Sonntag, 5. Juli 2015

Electric Boogaloo - Die unglaublich wilde Geschichte der verrücktesten Filmfirma der Welt (2014) [Ascot Elite]

Electric Boogaloo - Die unglaublich wilde Geschichte der verrücktesten Filmfirma der Welt (2014) [Ascot Elite]

Yoram Globus (Superman IV) und sein Cousin Menahem Golan (Delta Force) starteten ihre Karriere Ende der Sechziger Jahre in Israel. Dort wurden sie als Produzenten, Autoren und Regisseure bald zu den größten des Landes. Mit der weltweit für Furore sorgenden, deutsch israelisch koproduzierten Teenysexkomödienreihe “Eis am Stil” erlangten sie in den Siebzigern erstmals zu internationalem Erfolg. Bald darauf wurde Israel ihnen zu kleine und sie zogen in die USA, wo sie alsbald die Cannon Filmgroup gründeten. Unter diesem Label produzierten sie beinahe 200, meist sehr müllige Filme, die fast immer im Exploitation Bereich angesiedelt waren. Verfilmte man nicht gerade aktuelle Trends oder warb mit nackten Tatsachen (gerne die von Bo Derek) um Zuschauer, dann lies man Chuck Norris (Invasion U.S.A.), Dolph Lundgren (Masters of the Universe) oder Charles Bronson (Death Wish) Dinge in die Luft jagen. Ein schlüssiges und erfolgversprechendes Prinzip. Gute Geschäftsmänner und vor allem fanatische Filmfans waren sie ebenfalls, also stand dem Erfolg nichts im Wege, abgesehen vielleicht davon, dass beide nicht mit Geld umgehen konnten und fast alle ihrer Filme ziemlicher Müll waren. Umso interessanter ist jedoch die Geschichte des Unternehmens, die Mark Hartley (Machete Maidens Unleashed!) hier in seiner Doku beleuchten will.

In einer Zeit in der Roger Corman (Caged Heat) ein wenig schwächelte und die Videotheken mit ständig neuen Müll gefüllt werden mussten kamen Cannon genau richtig. Sie füllten das Trashvakuum für einige Zeit ziemlich gut und kamen damit lange über die Runden. Wie eigentlich bei jeder Filmfirma, aber vor allem denen aus dem Exploitation Bereich funktioniert solch eine Firma nur durch eine gehörige Portion Wahnsinn, was sich in unendlich vielen Anekdoten niederschlägt. In seiner Doku versucht Mark Hartley einen möglichst umfangenreichen Blick über die Firmengeschichte zu bieten und gleichzeitig so viel des Cannon Wahnsinns zu vermitteln wie möglich. Dabei herausgekommen ist eine verdammt unterhaltsame Dokumentation, die es schafft die gesamte Karriere von Menahem und Yoram abzudecken wie auch alle wichtigsten Etappen von Cannon. Kleinigkeiten fehlen natürlich schon hier und da, zum Beispiel war kein Raum mehr für die Comicverfilmungen und so werden Captain America und die niemals veröffentlichte Spider-Man Adaption nur am Rande erwähnt.

Abgesehen davon ist von “Eis am Stiel”, über “Missing in Action”, bis hin zu “Cyborg” alles dabei. Den Ninjafilmen wird gehuldigt und auch die eher erotischen Kostümfilmchen werden nicht ausgespart. Zwischen vielen Ausschnitte aus den Trailern berichten Crew Mitglieder, Regisseure, Autoren und Darsteller über ihre Erfahrungen während ihrer arbeit mit Golan und Globus. Ihre Erinnerungen sind teilweise lustig, sehr kritisch oder auch emotional. Von Menschen die den beiden alles zu verdanken haben, bis hin zu Schauspielern die den Beiden alles schlechte wünschen ist jede Emotion dabei. Zum Ende hin hat sich das Konzept, wie auch bei Cannon selbst, etwas totgelaufen und mit ein paar Minuten weniger hätte die Doku vermutlich einen größeren Unterhaltungswert, insgesamt aber eine sehr aufschlussreiche Dokumentation über eines der spannendsten Trashkapitel der Neuzeit. Der Cast der Interviewten Personen kann sich ebenfalls sehen lassen. Franco Nero, Bo Derek, Tobe Hooper, Dolph Lundgren, Richard Chamberlain, Robert Forster, Michael Dudikoff und viele andere Stars von damals konnten aufgetrieben werden und erzählen zum Teil auch sehr offen und intim über die damalige Zeit. Wirklich cool daran ist, dass auch die negativen Seiten einer solchen Produktionsfirma angesprochen werden und nicht nur nostalgisch abgefeiert wird. Für Fans des unsinnigen Films also ein muss diese Doku und Hartley hat mal wieder bewiesen das er Dokus über Exploitation Filme wirklich drauf hat.

Die Blu-ray von Ascot Elite hat ein sehr gutes Bild und sogar die Qualität der Trailer ist durchweg richtig gut. Untertitel sind vorhanden, die lose drüber gesprochene Synchro hätte man sich aber sparen können. Die Disc kommt in einem Pappüberstülper und einigen Extras. Neben einer umfangreichen Cannon Trailershow gibt es einige erweiterte Sequenzen und andere Kleinigkeiten.

8 von 10 Laserpeitschen