RONIN (Devolver Digital)
Schwarz, dunkel und seelenlos legt sich die Nacht über diese namenlose Stadt, deren leere Gassen nur vom Klang des fallenden Regens erfüllt sind. Ein Geräusch zerreißt die Stille für den Bruchteil eines Momentes. Der diamantene Klang von Stahl, der sich durch Fleisch und Knochen bohrt gefolgt nur von einem dumpfen Aufschlag. Im Dämmerlicht einer Straßenlaterne erscheint eine Gestalt in Motorradkleidung, auf ihrem Rücken blitzt die Klinge eines Katana über deren glänzende Oberfläche langsam das noch warme Blut des jüngsten Opfers läuft. Die Unbekannte verschwindet lautlos in die Nacht.
Die Hintergrundgeschichte von RONIN ist schnell und kompakt erklärt. Ihr schlüpft in die Rolle eines/einer unbekannten Ronin und wollt euch, aus zunächst unbekannten Motiven, an fünf großen Persönlichkeiten der namenlosen Millionenstadt rächen. Ronin ist im übrigen die japanische Bezeichnung für einen autonomen agierenden Samuraikämpfer.
Die fünf erwähnten Charaktere werden durch eine ebenso große Anzahl an Kapiteln repräsentiert, von denen jedes aus drei Level-Abschnitten besteht. Das Gameplay dessen Genre sich als 2D-Action-Stealth beschreiben lässt, ist simpel aber ausgeklügelt. Mit den Pfeil- oder A-W-S-D-Tasten könnt ihr euch bewegen und mit der Linken-Maustaste kann gesprungen werden.
Der Clou dabei, sobald ihr die Linke-Maustaste gedrückt haltet, friert die Zeit ein und ihr könnt mit meditativer Ruhe den Ort wählen zu dem die Heldin springen soll. Außerdem könnt ihr zusätzlich im Sprung erneut die Zeit anhalten, um mit einem Greifharken nach einem Vorsprüngen und Wänden zu greifen. Hierdurch ist es möglich euch unbemerkt zu bewegen, an Hochhäusern empor zu klettern oder in den Rücken von feindlichen Agent springen. Solltet ihr in einen, oft unvermeidlichen, Kampf verwickelt werden wechselt das Spiel in einen runden-basierter Modus in dem erst wir und dann die Feinde einen Zug machen dürfen.
Das kann man sich nun so vorstellen, dass zum Beispiel ein Agent mit seiner Waffe auf uns zielt, die Zeit eingefroren wird und wir, gekennzeichnet durch eine Hilfslinie, seine Schussbahn sehen. Nun können wir in unserem Zug, durch einen gezielten Sprung, in seine Nähe gelangen. Sollte er in Schlagreichweite kommen, kann er durch das Katana der HeldIn zur Strecke gebracht werden. Reicht ein einzelner Sprung nicht aus, was grade bei vielen oder starken Gegnern der Fall ist, muss sich der Spieler eine Taktik überlegen und seine Sprünge gezielt koordinieren um alle Feinde auszuschalten, die ihrerseits natürlich versuchen uns den Bleitod sterben zu lassen.
Die Eliminierung aller Feinde in einem Level-Abschnitt wird durch einen Fertigkeitspunkt belohnt, den ihr im Anschluss in einem kleinen Fertigkeitsbaum in neue Angriffsmanöver oder Fähigkeiten investieren könnt. Dieser Rollenspiel-Anteil und seine nützlichen Erweiterungen sind grade in den späteren Levels sehr von nutzen. Außerdem motiviert dieses Element selbstverständlich dazu die Level möglichst gekonnt zu absolvieren oder ggf. noch einmal in Angriff zu nehmen.
Letzteres wird euch ziemlich häufig ereilen denn grade ab dem 2. Akt wird das Spiel schon recht kniffelig. Da gilt es manches Mal zehn Gegner in einem einzelnen Raum auszuschalten, während einem die Kugeln um die Ohren fliegen. Hier sind viele virtuelle Tode vorprogrammiert, bis die richtige Strategie gefunden ist. Dank der gelungenen Steuerung und der stilvollen Präsentation wurde das aber nie frustrierend, sondern motiviert eher dazu den besten Pfad der Rache zu finden.
RONIN ist ein visuell gut gelungener 2D-Action-Platformer, der mit seiner interessanten Steuerung und geschicktem Gameplay sowohl eine ordentliche Herausforderung, als auch eine Menge Spaß mit sich bringt.