The Empire of
Corpses (2015) [Kazé]
Das 19.
Jahrhundert nähert sich dem Ende und in London wandert der junge
Arzt John Watson auf dem Pfad des Doktor Viktor Frankensteins, der es
vor knapp hundert Jahren schaffte, einer Leiche neues Leben zu geben. Mittlerweile ist diese Prozedur alltäglich. Tausende wiederbelebte
Leichen arbeiten überall in der Welt und verrichten simple körperliche Arbeit oder führen sogar die Kriege für die Lebenden.
Aber bis heute ist Frankensteins Monster, genannt „Der Eine“, die
einzige Leiche, die auch seine Seele zurückbekommen hat und somit
selbständig denken und fühlen kann. Als Watsons bester Freund
Friday stirbt, beginnt er daran zu forschen ihn nicht nur
wiederzubeleben, sondern ihm auch seine Seele zurückzugeben. Da es
aber nur der englischen Regierung erlaubt ist an der sogenannten
„Necroware“ zu forschen, gerät er in den Fokus des britischen
Geheimdienstes und wird von diesem gezwungen auf einer weltweiten
Reise die Aufzeichnungen von Viktor Frankenstein zu finden.
Bei Empire of
Corpses handelt es sich um eine Animeverfilmung des Science-Fiction
Autors Project Itoh, so der Künstlername des 2009 im Alter von 34
Jahren an Krebs gestorbenen Itoh Keikaku. Seine Romane „Genocidal
Organ“ und „Harmony“ gehören zu den höchst Gelobten des
Genres der letzten Jahre und auch die Handlung zu Metal Gear Solid 4
stammt von ihm. Empire konnte Itoh allerdings nicht mehr vor seinem
Tod beenden. Zu Ende geschrieben wurde der Roman dann von dem ebenfalls renommierten japanischen Science-Fiction Autor Toh Enjoe.
Empire of Corpses ist nun eines von drei Itoh Büchern die in
kürzester Zeit verfilmt wurden und wurde nun von Kazé nicht nur für
den DVD und Blu-ray Vertrieb lizenziert, sondern für die Anime Night
sogar in vielen deutschsprachigen Kinos aufgeführt - wenn auch nur
einmalig.
Die mittleren
bis hohen Erwartungen kann das fulminante, zweistündige Spektakel
allerdings nicht erfüllen. Der Film erreicht es problemlos, ein kompetentes Zombie-Actionspektakel abzugeben. Auf der visuellen
Ebene ist der Film über jeden Zweifel erhaben. Die Monster sehen
eklig und überzeugend aus, die visuellen Effekte kommen vor allem im
Kino wundervoll zur Geltung, die Action ist rasant und immer auf
hohem Level und abgesehen von ein paar zu abgedroschenen
Charakterdesigns hat der Film nur Gutes fürs Auge zu bieten. Selbst
in den ruhigen Momenten wissen die weichen Animationen und die
wirklich schönen Hintergründe sowie tollen Naturdarstellungen zu
begeistern.
Problematisch
ist eher der Plot, dieser bedient sich nämlich freigiebig bei einer
Reihe klassischer Romane. Die Reise geht dabei von „Frankenstein“,
„M – Eine Stadt sucht einen Mörder“, „Robinson Crusoe“
über „Sherlock Holmes“ bis hin zu „20.000 Meilen unter dem
Meer“ und „James Bond“. Versatzstücke und Charaktere werden
sehr frei mit historischen Ereignissen und Figuren kombiniert. So
treffen unsere Helden auf den 18. Präsidenten der Vereinigten
Staaten Ulysses S. Grant, den Erfinder Thomas Alva Edison und werden
unter anderem Zeugen des ersten Anglo-Afghanischen Krieges.
Ich bin ein
sehr großer Fan von derartigen Kombinationen verschiedener fiktiver
Werke und realpolitischen Ereignissen. Im Manga und Comic wären da
als gelungene Beispiele „Read or Die“ und vor allem „Billy Bat“
und „Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ zu nennen.
Im Gegensatz
zu diesen positiven Beispielen scheint Empire aber seine Quellen
nicht sonderlich zu schätzen. Anstatt diese interessanten Fragmente
so zu nehmen, wie sie sind und uns zu zeigen wie diese Figuren in
dieser Frankenstein Welt agieren würden, werden teilweise nur
einzelne Charakterzüge oder Namen verwendet ohne das diese
Referenzen irgendwelche Konsequenzen haben. Die Referenzen verkommen
schnell zum Selbstzweck und haben keinerlei Bedeutung.
Hieran
erkennt man die größte Schwäche des Films, nämlich seine
vollkommen krude zusammen getackerte Handlung, die nach einem guten
Start über die gesamte Laufzeit immer mehr zerfasert und im finalen
Akt dann völlig auseinanderbricht. Der Plot ist zwar über die
gesamte Spielzeit sehr viel komplizierter als es nötig wäre, aber
wer mir detailliert erklären kann was im letzten Akt passiert und
vor allem warum und wie, hat sich einen Preis verdient. Problematisch
ist daran nicht die Komplexität des Stoffes, sondern vielmehr, dass
nichts wirklich Sinn ergibt. Der bricht seine eigenen Regeln immer
wieder und füllt Lücken mit pseudophilosophischem Gerede über
Seelen und die Natur des Menschen auf. Leider führt vor allem dieser
Punkt ins Nichts und bleibt bis zum Ende hin sehr flach - egal wie
aufgebauscht das Thema auch behandelt wird.
Empire of
Corpses schafft es nur in der ersten halben Stunde zu sein, was es
sein möchte. Die darauf folgenden 1,5 Stunden bleiben weit hinter
den eigenen Ansprüchen zurück und wird zusehend egaler und
langweiliger. Als Action Film mit Zombies funktioniert der Film aber
eher als die angepeilte Mischung klassischer Literatur mit
dystopisch-philosopihschen Anstrich. Weniger Gerede und sich selbst
nicht so ernst nehmen hätte geholfen oder eben etwas mehr Tiefgang
und eine besser bedachte Handlung. Schade um einen Film der so viel
mehr hätte leisten können.
6 von 10
kesse Frösche