Sonntag, 28. Juni 2015

Unmoralische Geschichten (1974)

Unmoralische Geschichten (1974)

Vier unmoralische Geschichten aus verschiedenen Epochen. “The Tide” spielt in den Siebzigern und handelt von einem jungen Mann Namens André (Fabrice Luchini), der mit seiner jüngeren Cousine Julie (Lise Danvers) bei einem Spaziergang am Strand von der Flut überrascht wird. Auf einer Düne suchen sie Schutz vor der Flut und bis das Wasser wieder zurückgeht zeigt er ihr was man in der Einsamkeit so treiben kann. Im 19. Jahrhundert wird in “Therese Philosophe” die junge Thérèse (Charlotte Alexandra) zur Strafe in einen recht kargen Raum gesperrt. Doch diese Einsamkeit verleitet sie dazu die Sinnlichkeit der vorhandenen Objekte zu entdecken. Es geht weiter zurück in der Zeit, denn “Erzsebet Bathory” erzählt natürlich von der Gräfin Elisabeth Bathory (Paloma Picasso), die der Legende nach im 16. Jahrhundert im Blut von Jungrauen badete um ihre Jugend zu erhalten. Die letzte Geschichte bleibt zeitlich nicht weit von der letzten Epoche entfernt. Wir befinden uns im 15. Jahrhundert und von Osteuropa reist die Handlung nach Italien. “Lucrezia Borgia” erzählt von den inzestuösen Orgien der Lucrezia Borgia (Florence Bellamy), ihrem Bruder Caesar (Lorenzo Berinizi) und ihrem gemeinsamen Vater dem Papst Alexander VI (Jacopo Berinizi).

Unmoralische Geschichten ist ein Episodenfilm des berüchtigten Regisseurs Walerian Borowczyk, der wie es nicht anders sein könnte fünf, beziehungsweise vier erotische Episoden im historischen Gewand gedreht und diese 1974 auf die Menschheit losgelassen hat. Besprochen werden hier jedoch nur die vier Episoden der geschnittenen Version, da es sich bei der fünften meist entfernten Geschichte um “The True Story of the Beast of Gevaudan” handelt. Diese Episode viel aufgrund ihrer pornografischen Darstellung von Werwolfsex jedoch der Zensur zum Opfer und wurde von Borowczyk ein Jahr später in den Film “Das Biest” als die berühmte Traumsequenz eingebaut.

Die übrigen vier Geschichten bekamen ohne Skandale nie die gleiche Aufmerksamkeit, sind für Fans von Erotik Filmereien gepaart mit Arthouse Kino jedoch durchaus einen Blick wert. Jede der Geschichten hat eine ganz besondere, sehr eigene und gut überlegte Atmosphäre. Borowczyk liefert pausenlos schöne Bilder, schöne Darsteller*innen nur wie für ihn üblich steht die Handlung hinten an. Dabei fällt es hier nicht sonderlich negativ auf, da alle Episoden nur kurze Teilausschnitte und keine ganzen Geschichten darstellen. Nur die Episode über die Borgia fand ich zu harmlos für das was sie wirklich waren. Da dann doch lieber die Comicversion von Jodorowsky. Ansonsten ganz okay gespielt, aber eben vor allem optisch ein kleines, aber feines Werk der europäischen Erotikfilmkunst.

7 von 10 pimmelförmige Steine