Der Fan (1982) [cmv-Laservision]
Simone (Désirée Nosbusch) ist unsterbliche in den New Wave Musiker ‘R’ (Bodo Steiger) verliebt. Seitdem sie ihm einen Liebesbrief geschrieben hat wartet sie täglich auf den Postboten, der ihr eine Antwort des Sängers überliefern soll. Täglich wird ihr warten verzweifelter, sie geht nicht mehr zur Schule und als sie dann noch mit ihren Eltern streitet, beschließt sie abzuhauen. Alleine versucht sie nach München zu trampen, wo ‘R’ gerade sein neuestes Video dreht. Auf dem Weg dorthin entkommt sie nur knapp einem Mann, der sie vergewaltigen möchte. Erstmal in München angekommen scheint es für sie endlich besser zu laufen, sie lernt ihren Schwarm kennen und er interessiert sich sogar für sie. Bald darauf verbringen sie gemeinsam eine romantische Nacht und dennoch wird diese Geschichte kein gutes Ende nehmen.
Was für ein unheimlich wuchtiger Film. Ohne Probleme hat “Der Fan” es bei meiner ersten Sichtung geschafft mich umzuwerfen. Und es wird sicherlich nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich die Blu-ray eingeworfen habe. Ich selbst kannte von dem Film vorher nur das Poster und ich wusste von der damaligen Kontoverse um Désirée Nosbuschs Nacktszenen, da sie beim unterschreiben des Vertrags erst 17 gewesen war. Mehr nicht. Vermutlich auch besser so, denn auf diese Weise konnte mich der Twist eiskalt erwischen. Deshalb werde ich allen, die den Film ebenfalls nicht kennen, die gleiche Chance geben und nicht verraten wohin sich die zweite Hälfte des Films entwickelt.
Eckhart Schmidt hat mit “Der Fan” einen langsam aber stetig unterschwellig treibenden Film kreieren können. Die 93 Minuten kommen einem beim Schauen sehr viel länger vor, trotzdem ist der Streifen nie langweilig. Ganz im Gegenteil, obwohl in der ersten Stunde so gut wie nichts aufregendes passiert ist die Atmosphäre durchgehend beißend hoffnungslos, depressiv und angespannt. Neben der bedachten und filigranen Kameraarbeit von Schmidt, liegt dies vor allem an dem Soundtrack der NDW Band “Rheingold”, die nicht nur den gesamten Soundtrack beigesteuert hat, sondern auch die männliche Hauptrolle wird von Bodo Steiger, Gitarrist und Sänger der Band, gespielt.
Die Kälte der Songs und ihre distanziert anmutende Art kreiert dabei einen großen Teil des unterschwelligen dieses Films. In Musik und Bild wird durchgängig mit NS-Optik kokettiert. Steiger trägt braune Hemden, mal auch eine SS-Uniform, es gibt viele Anspielungen auf die Olympiade 1936 und das Bandlogo sind leicht abgewandelte SS-Runen. Letztlich wird dabei nicht nur der reaktionäre Teil der NDW Bewegung und das Spiel mit Nazisymbolik angesprochen, sondern vor allem der Führerkult hinterfragt. Hitler als Popstar trifft auf die Frage der Schuld der deutschen. Schaut man sich schließlich an wie die Menschen jedem “Star” hinterherlaufen und verehren ist die Frage zu stellen, ob die Gemeinschaft sich damals nicht einen starken Führer gewünscht hat und dies auch heute ebenso noch tut.
Doch das ist nur eine kleine Randnotiz des Films. Der Löwenanteil handelt von Simone, ihrer Reise und schließlich ihrer Zeit mit ‘R’. Dabei läuft dann einiges aus dem Ruder, was Nosbusch darstellerisch wahnsinnig gut einfangen kann. Die meiste Zeit über muss sie das Gewicht des Filmes beinahe alleine auf ihren Schultern tragen, wobei Musik und Atmosphäre derartig präsent sind, dass auch sie selbst zu eigenständigen Charakteren werden.
Viel mehr kann gar nicht mehr gesagt werden, ohne zu viel zu sagen, daher abschließend nur noch meine Empfehlung für alle Freunde des besonderen Kinos: Gönnt euch!
Die Blu-ray von cmv hat ein sehr gutes Bild, ebenso klaren Sound und noch einige Extras. Deutscher Trailer, englischer Trailer, Featurette, Auszüge aus dem Drehbuch, Fotostory und Bildergalerie.
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