Blast #4: Hoffentlich irren sich die Buddhisten (Reprodukt)
Polza Mancini war von seinem Leben so sehr angekotzt wie man es nur sein kann. Als dann sein Vater nach langer Krankheit verstarb, brannten bei dem stark fettleibigen Mann die letzten Sicherungen durch und er gab sein Leben auf. Danach lebte er in der Natur, zusammen mit den verschiedensten gescheiterten und gefährlichen Personen. Dazwischen Aufenthalte im Krankenhaus und einer Psychiatrischen Anstalt. Aus beidem konnte er fliehen und trotz des Verdachts, er habe mehrere Morde begangen, konnte er lange Zeit nicht ausfindig gemacht werden. Versteckt hatte er sich bei Roland einem Triebtäter mit dem er sich in der Anstalt angefreundet hatte und dessen Tochter Carole, mit der er so etwas wie eine Affäre pflegte. Beide sind mittlerweile ermordet worden und Polza wird von der Polizei verhört. Polza erzählt der Polizei freigiebig von den vergangenen Wochen, nur kann man ihm nicht alles glauben und an die wichtigsten Momente scheint er sich nicht zu erinnern. Was geschah wirklich im vergangenen Winter.
Manu Larcenets “Blast” ist mit diesem Band, dem Vierten der Reihe, abgeschlossen. Wie schon die Ausgaben zuvor ist auch dieser Comic ein düsterer Abgrund. Kratzige Graphitzeichnungen teilen sich die Seiten mit verlaufenen schwarzen Tuscharbeiten. Dazu bunte Kinderzeichnungen, pornographische Collagen und ein paar von Jean-Yves Ferri (Die Rückkehr aufs Land) beigesteuerte Funnys. Zu sehen ist Polza, ein fetter Mann der depressiv, suizidal und drogensüchtig ist. Angeblich hat er mehrere Menschen umgebracht, darunter auch Carole in die er sich verliebt hatte. Polzas Erscheinungsbild gleicht einer Eule, eine 130 Kilogramm schwere, dennoch dynamische Eule. Naturbilder sind hierbei sehr wichtig. Immer wieder wird die Handlung unterbrochen um Natur zu zeigen, wodurch Atmosphäre aufgebaut wird. Atmosphäre ist beim “Blast” ein wichtiges Wort. Blast ist vom ersten bis zum letzten Band durchgängig ein schweres Erlebnis gewesen. Larcenet lässt euch durchgängig hinterstarren in einen der dunkelsten Orte und es wird immer schwerer sich dieser Dunkelheit zu entziehen.
Das Finale Kapitel klärt sehr viel auf, lässt anderes aber weiterhin im vagen. So ganz versteht auch die Polizei Polza am Ende nicht. Genauso wenig können die Leserinnen nach Beendigung der Reihe den Protagonisten verstehen. Bis dahin wurden jedoch viele Emotionen geweckt. Wir mussten viel durchmachen mit der Hauptfigur und auch wenn es sich hierbei um eine ausnahmslos gute Comicreihe handelt, bin ich froh das es zu ende ist. Selten konnte ein Comic mich beim lesen derartig runterziehen wie dieser hier. Die Gewalt ist so stumpf und tut beim lesen weh, genauso stumpf wie die Schädel der ermordeten, werden auch uns die Emotionen eingehämmert, dabei wirkt nichts erzwungen, alles jedoch unheimlich gemein. Larcenet spielt mit seinen Leserinnen und scheint auch etwas Spaß daran zu haben. Ob und welche philosophische Botschaft ihr jedoch aus dem gelesenen zieht sei euch selbst überlassen. Insgesamt ist die Geschichte jedenfalls vollkommen hoffnungslos und nihilistisch. Das letzte Kapital war zum Glück sehr bedacht geschrieben und konnte all meine Furcht auf ein plattes oder dummes Ende wegwischen.
Blast ist eine der besten Comicreihen die ich in der letzten Zeit lesen durfte. Der Plot ist in sich verworren, nie weiß man was wir glauben dürfen und Horror, sowie Drama sind sehr effektiv. Dazu noch ein trostloses und zugleich wunderschönes Artwork. Alles richtig gemacht.
9,5 von 10 Bipolar Bären