The Suicide Forest #1 (IDW)
Vor etwa fünf Jahren entschied sich ein guter Freund von mir sein Studium in Japan zu beginnen. Kurze Zeit nachdem er und seine Freundin sich dort eingelebt hatten machte ich bei den beiden sechs Wochen lang Urlaub. Wir besuchten das Ghibli Museum, Gedenkstätten in Hiroshima, ich kaufte mir einige Retrovideospiele und ne menge andere freakige Sachen. Da die beiden wissen das ich ein großer Fan von morbiden Dingen bin zeigten sie mir auch Aokigahara. Aokigahara ist ein Wald der am Fuße des Mount Fuji liegt, im Wald ist es ziemlich ruhig und dunkel. Was daran liegt das der Wald recht dicht gewachsen ist. Das besondere aber ist das sich in diesem Wald jedes Jahr um die 100 Menschen das Leben nehmen (vermutlich noch mehr da der Wald wirklich groß ist und man sicherlich nicht alle findet). Der Auslöser warum so viele Menschen gerade diesen Wald zum sterben aufsuchen waren wohl zwei Liebesromane von Matsumoto Seicho deren Hauptfiguren sich in diesem Wald umbringen.
Seitdem ist das Meer aus Bäumen zum zweit beliebtesten Ort für Suizide geworden, gleich nach der Golden Gate Bridge. In diesem Wald spazieren zu gehen war schön. Wir waren im Sommer da kurz nachdem wir die Tage davor die drei Höhlen in der Nähe besucht hatten (Bat Cave, die heißt echt so, Wind Cave und Ice Cave). Der Wald ist wirklich sehr dicht und die Warnung davor das man sich dort schnell verlaufen kann ist wohl berechtigt, nur glaube ich das die meisten Menschen die dort verschwunden sind nie die Absicht hatten wieder gefunden zu werden. Es gibt auch einen Mythos der besagt das Geister Kompasse manipulieren um Wanderer tiefer in den Wald zu locken. An manchen Stellen des Waldes spielen Kompasse wirklich verrückt was aber wohl eher an dem Vulkangestein liegt auf dem der Wald wächst. Wir haben trotzdem die Wege nicht verlassen denn mein verlangen danach eine Leiche zu finden war eher gering. Unheimlich ist der Wald wirklich aber auf eine eher romantische Art. Eine letzte interessante Info wäre noch das an vielen Eingängen Schilder zu finden sind auf denen in etwa steht: „Dein Leben ist ein kostbares Geschenk deiner Eltern wirf es nicht einfach Weg! Rede mit jemandem über deine Probleme!“ Warum ich das jetzt erzähle?
IDW machen ihrem Ruf als einer der führenden Publisher in Sachen Horrorcomics alle Ehre und kredenzen uns eine neue Horrorserie Namens Suicide Forest, die in genau diesem Wald spielt.
Der Gaijin (Gaijin bedeutet soviel wie “Nicht-Japaner” das sagt man eigentlich nicht mehr da es gegenüber Menschen die nicht in Japan geboren sind beleidigend ist. Stattdessen sagt man Gaikokujin was bedeutet „Person aus einem anderen Land“. Der Comic ist daher nicht politisch korrekt oder schlecht recherchiert. Mir ist das aber egal, ich wollte nur ein bisschen klugscheißen) Alan verlässt seine japanische Freundin Masami. Während er feiern geht und sich mit anderen Frauen amüsiert ist Masami auf dem Weg zum Selbstmord Wald. Im zweiten Handlungsstrang begleiten wir zwei Menschen die in diesem Wald arbeiten und gerade die von mir erwähnten Schilder aufbauen. Während sie sich unterhalten fallen ein paar Zahlen wie viele sich in dem Jahr getötet haben was darauf schließen lässt das der Comic im Jahre 2002 spielt aber wahrscheinlich interpretier ich da zu viel hinein. Die beiden finden eine weitere Leiche und nach dem alten Brauch muss einer der beiden die Nacht neben der Leiche verbringen ansonsten wird aus ihr ein böser Geist. Der weibliche Teil der beiden übernimmt diese Aufgabe und kurz nachdem sie einschläft geschehen unheimliche Dinge. Anscheinend sind in diesem Wald auch dunkle Erinnerungen von ihr zu finden.
Das Artwork ist hier der wirkliche Star. Der Wald ist unheimlich und gleichzeitig zauberhaft genau wie ich ihn in Erinnerung habe. Schattierungen und ein dunkler Ton bringen die Einsamkeit einer anonymen Millionenstadt sehr gut rüber. Das Problem hier sind die Dialoge. Die Geschichte um Alan und Masami ist nicht sehr originell und die uninspirierten Dialoge machen das ganze dann fast lächerlich. Die beiden Waldarbeiter gefallen mir aber ganz gut. Nur hoffe ich das der Geist nur ein schlimmer Traum ist da ich es schade fände wenn in diesem Comic wirklich Geister und Dämonen auftauchen würden, wenn doch der Wald selbst hunderte reale Schauergeschichten erzählen kann die um einiges gruseliger sind als übersinnlicher schnick schnack.
7 von 10 Gaijins