Diese Spieleserie bedarf im Grunde keiner großen Einführung zumindest für jene die nicht unter einem Stein gelegen und wie Rainer Langhans die Kopfstandbank gedrückt haben. Da es aber natürlich auch jüngere Semester unter uns gibt, hier eine kleine Geschichtsstunde mit Dr. Faust. In den frühen 1990er Jahren entwickelte Ron Gilbert die Geschichte um einen jungen Mann, der an einer karibischen Insel angespült wird und den inneren Drang verspürt ein Pirat zu werden. Einer überlieferten Anekdote zu folge sei ihm diese Idee bei einer Fahrt mit Disney-Attraktion "Pirates of the Caribbean" gekommen. Das war die Geburtsstunde von Monkey Island seit nun mehr als 20 Jahren ist dieser Name Inbegriff des Grafikadventures und aus den ewigen Bestenlisten der Spielegeschichte nicht mehr wegzudenken. Was diese Serie so beliebt und erfolgreich macht ist ganz klar zum einen das Szenario in der Karibik mit Freibeutern und einem sehr tollpatschigen aber auf seine Art liebenswert zielstrebigen Protagonisten (Guybrush Threepwood). Zum anderen die in den 80/90er Jahren unheimlich beliebte "Popkultur" und das Augenzwinkern. In jedem Teil wimmelt es von urkomischen Dialogen und Anspielungen an die reale Welt.
Der neuste Teil dieser, man darf es sagen, historischen Serie ist The Tales of Monkey Island von Telltale Games. Gemäß dem umstrittenen Firmenmotto Adventure in Episoden zu unterteilen gliedert sich das Spiel in fünf solcher Akte, da diese allerdings in der hier getesteten PC Version (es erschien auch für PS3, Wii und iPad) alle in einem Paket verkauft werden betrachte ich sie hier als Ganzes.
Die Karibik ist mal wieder in Gefahr. Das Spiel beginnt, damit das Guybrush nur den letzten Schritt unternehmen muss um den Geisterpiraten LeChuck ein für allemal zu besiegen und in die Hölle zu schicken. Leider passiert Guybrush, wie sollte es anders sein, ein Missgeschick und sein mächtiger Voodoo Säbel geht kaputt. Das in tutorialmanier neu zusammen gebastelte "Rootbear-Voodoo-Säbel" erzielt in diesem Fall nicht ganz die gewünschte Wirkung und LeChucks böse Voodoo Energie wird freigesetzt. Was zum einen dafür sorgt, dass LeChuck wieder eine menschliche Gestalt annimmt, aber zum anderen wird die ganze Karibik nun von den gefährlichen Voodoopocken heimgesucht, die aus jedem Piraten einen ungehobelten, blutrünstigen Freibeuter machen.
Diese Unglück gilt es nun in den folgenden fünf Episoden wieder rückgangig zu machen, wobei einen die Wege auf eine Meerjungfraueninsel, in den Bauch einer riesen Seekuh und letztlich sogar ins Jenseits führen. Die technische Umsetzung des Spieles ist zeitgemäß und hält sich an den etwas verschrobenen Comicstil, der mit Monkey Island 3 eingeführt wurde, wo die Vorgänger noch schwächen hatten ist es diesem Teil außerdem gut gelungen die Serie von einstiger 2D VGA Grafik gut in ansehnliches 3D zu portieren. Besonders erwähnenswert ist die Vertonung dieses Teils sowohl die abgewandelten Musikstücke von Michael Endes einstigen Klassikern bis hin zur sehr gelungenen Sprachausgabe mit den bereits vertrauen Sprecher sehr gut umgesetzt.
Gesteuert wird das Spiel mit der Maus wobei man die Hauptfigur durch drücken der linken Maustaste und an schließendes ziehen in Gehrichtung bewegt. Was zuerst ungewohnt erscheint geht im Verlauf des Spiel sehr gut von der Hand uns ist ein guter Ersatz für die schreckliche Tastatursteuerung in Monkey Island 4. Das Inventar zum Untersuchen und Kombinieren von Gegenständen öffnet sich über einen Rechtsklick an der rechten Seite des Bildschirms.
Ich persönlich hatte die Serie fast schon auf gegeben und mich in die warme Umarmung des meiner Meinung nach immer noch besten Teils Monkey Island 3 geflüchtet, als mir dieses Spiel auf den Schreibtisch kam. Was soll ich sagen, es verbreitet vom ersten Augenblick an wieder den alten und so geliebten Charm der Serie, die Charaktere sind skuril und manchmal etwas verschroben, aber bleiben sich treu und machen innerhalb der Spielzeit sogar eine Entwicklung durch, was mir sehr gut gefallen hat. Ein besonderes Lob geht hier an die Autoren der Geschichte ist diese doch sehr dicht und manchmal nicht ganz so durchschaubar, wie man vermuten würde. Alles in allem gelang es Telltale Games hier einen würdigen Nachfolgen zu erschaffen der sich in Sachen Spieltiefe und Atmosphäre meiner Meinung nach gleich hinter Monkey Island 3 einreiht.
P.S. Hoffen wir das die Jungs ähnlich gute Arbeit bei "Back to the Future" geleistet haben ... coming soon
9.5 von 11 Fässern "beinahe"-Grog