Du bist ein Cyborg aus der Zukunft, angesetzt um die letzten Überbleibsel der Menschheit zu vernichten. Punkt. Mehr Story gibt es nicht. Besser lässt Butcher sich aber so beschreiben: Ihr stolpert vollkommen mit Fremdorganen besudelt durch ein bluttriefendes Teleportationstor. Nur bewaffnet mit einer Kettensäge. Auf der anderen Seite warten Soldaten mit Flammenwerfern, Schrotflingen, MGs und Granatwerfern auf euch. Sofort befördert ihr den ersten mit einem Tritt auf einen Fleischerhaken. Seine Schrotflinte ist nun in euren Händen und beendet das Leben der weiteren Soldaten. Durch einen kargen Gang aus rostigen Metall und flüssigem Stahl kämpft ihr euch in den nächsten Raum. Auch dort dauert es nicht lange bis die knarrenden Geräusche der Maschinen durch das Blutgurgeln eurer Feinde übertönt wird. Dann ein weiteres Tor und alles beginnt von vorn.
Über den polnischen Publischer Crunching Koalas findet der 2D Arcade Shooter „Butcher“ von Transhuman Design den Weg auf euren PC, PS4 oder Xbox One. Schon von der ersten Sekunde an tropft das Game vom Machismo und dem ironiefreien Kult darum Böse sein zu wollen, der so typisch für viele Games und Comics der 90'er war. Naheliegende Vergleiche zu „Butcher“ wären Doom und Duke Nukem 3D, aber eben eine 2D Sidescroler Version davon. Doom kommt dem Game nicht nur vom Feeling, sondern auch stilistisch sehr nahe. Der Pixelartstyle ist sehr ähnlich, alles sehr matschig und nur aus düsteren Farbtönen bestehend die höchstens durch das Rot von Blut und Feuer aufgebrochen werden.
Aber auch die Sounds erinnern sehr stark an den Ego Shooter Klassiker. Nicht nur die Grafik sondern auch der Sound kommt ganz Retro. Die Musik besteht aus stumpfen pumpenden Chiptunes und die Waffensounds blechern und die Schmerzensschreie der Feinde sind Lo-Fi digitalisiert. Hier ist es verständlich wenn gerade die Grafik einigen zu archaisch geraten ist, Teilweise ist es nämlich nicht einfach zu erkennen was eigentlich gerade auf dem Bildschirm passiert. Besonders die Charaktermodelle würden von mehr Größe und ein paar Pixeln mehr profitieren. Warum das Studio sich aber für diesen Stil entschieden haben ist aber offensichtlich und eine klare artistische Entscheidung. Gefallen wird es trotzdem nicht allen.
Viel wichtiger ist aber das Gameplay, dass zwar nicht perfekt ist, aber viel Laune macht. Gleich zu Beginn wird jedoch deutlich, dass das hier kein Zuckerschlecken wird. Schon die ersten der 21 Level werden euch alles abverlangen und an den Anfang der Stage setzen. Wie die Tagline des Games schon treffend beschreibt „The easiest mode is HARD“. Keine Checkpoints, keine Save States und wenn euch das zu leicht ist gibt es noch drei weitere Schwierigkeitsgrade. Auch bei erfahrenen Gamern wird es dabei zu einigen frustigen Momenten kommen. Die Lernkurve zu beginn ist extrem Steil und erfordert einige Geduld. Vor allem da es noch sehr viele versteckte Spielmechaniken gibt die ihr für Speedruns benötigt, die aber nirgendwo erklärt werden und von euch selbst entdeckt werden müssen. Wenn aber gerade der knackige Schwierigkeitslevel was für euch ist und ihr euch für Speedruns begeistern könnt, ist das Game euer Ding. Hat man dann auch erst mal alles verinnerlicht wird es zunehmend spaßiger und was zuvor noch unschaffbar erschien wird zum Kinderspiel.
Leider gibt es hier auch Kritik, denn besonders wenn ihr auf einem sehr hohen Niveau spielt stört die Tastenbelegung für den Waffenwechsel, was durchaus ein paar unnötige Tode in stressigen Situationen bedeutet, genauso wie die Taste fürs Treten. Dadurch wird die Kickoption noch unattraktiver als sie eh schon ist. Außerdem wären ein paar weitere Level noch nett gewesen und mehr als ein Bosskampf hätte es schon sein dürfen. So ist es letztlich möglich das Spiel in unter einer Stunde zu schaffen, wenn ihr denn überlebt.
„Butcher“ ist ultra brutale 2D Action, bock schwer und kommt in einem verdammt düsteren und grimmigen Gewand. Könnt ihr von ein paar kleineren Gameplay Mängeln absehen und stört euch nicht daran das es abgesehen von ein paar Geheimnissen in den Leveln nichts zu entdecken gibt habt ihr hiermit einen deftigen Speedrun Kracher vor euch, der euch alles abverlangt und keine Sekunde zu verschnaufen lässt. Mir hat es sehr gut gefallen, gerade weil die Leveldesigns sich als viel cleverer als zuerst angenommen erwiesen haben. Solltet ihr aber mal feststecken wird die ständige Wiederholung dennoch schnell frustrierend.
7 von 10 mechanische Sägeblattspinnen