Noch bis vor einigen Jahren machte der Pirat Captain Clegg und seine Männer die Meere unsicher. Die Taten dieser Seeräuber fanden jedoch ein jähes Ende als Clegg in einem kleinen, verarmten Dorf in der Marschlandschaft gefangen und hingerichtet wurde. Was außerhalb des Dorfes jedoch niemand weiß, ist das Clegg niemals wirklich starb. Durch seine Freunde konnte er wieder dem Tode entrinnen und versteckt sich als Vikar Dr. Blyss (Peter Cushing) in in der örtlichen Kirche. Zusammen mit seinen alten Wegbegleitern verkleidet er sich des Nachts als Skelettreiter und schmuggelt Waren ins Dorf. So konnten sie die Armut im Ort bekämpfen und die Steuern der Monarchen umgehen. Was die Obrigkeit natürlich nicht mehr hinnehmen will. Daher wird Captain Collier (Patrick Allen) der königlichen Marine ausgesandt um die Taten der mysteriösen Geisterreiter aufzuklären.
Wenn man sich einigen Jahren DVDs und Blu-rays von Horrorfilmen in unzähligen Regalen bis knapp unter die Decke stapelt kennt man den Großteil des Filmkatalogs der Hammer Studios auswendig. Neues entdeckt man dabei eher selten, doch mit „Die Bande des Captain Clegg“ veröffentlicht Anolis einen Film in ihrer Hammer Reihe, von dem ich bisher nur das Poster kannte und daher auch wusste das Peter Cushing die Hauptrolle spielt. Mehr nicht. Abgesehen von ein paar Jahren meiner Kindheit sind Piraten im Filmmedium nicht unbedingt mehr mein Ding, auch wenn Piraten natürlich immer cool sind. Daher war auch dieser eher zurückhaltende Piratenstreifen nicht unbedingt auf meiner Watchlist anzutreffen. Bisher entging mir dabei aber ein recht unterhaltsamer und vor allem gut gespielter Film mit Peter Cushing in einer seiner bemerkenswerteren Rollen.
Die Geschichte basiert auf einer Geschichte aus einer Romanreihe von Arthur Russell Thorndike. Dunkel erinnere ich mich auch daran eine andere Verfilmung des Stoffes gesehen zu haben. Jedenfalls habe ich die Erinnerung an einen schwarzweiß Film mit einer ähnlichen Story. Die Hammer Produktion wurde verfilmt durch Peter Graham Scott, der ansonsten eher als TV-Regisseur und Produzent in Erscheinung getreten ist. Das Drehbuch stammt von Anthony Hinds, der zuvor schon das Drehbuch für Terence Fishers „Der Fluch von Siniestro“ geschrieben hatte. Der Background der Geschichte ist zwar in der Piratennische zu suchen, aber abgesehen davon, dass Peter Cushing am Ende des Films einmal am Kronleuchter der Kirche schwingen darf, halten sich die Piratenklischees angenehm im Hintergrund. Auch der Gruseleinschlag ist minimal, auch wenn die reitenden Leichen damals sicherlich ziemlich grausig wirkten.
Im Mittelpunkt steht also kein klassisches Piratenabenteuer, sondern vielmehr ein historischer Krimi. Das kommt daher, da wir sehr viel Zeit mit dem Hauptmann der Marine verbringen, der Versucht die mysteriösen Ereignisse der Reiter aufzuklären. Gespielt wird dieser sehr überzeugend von einem mies gelaunten Patrick Allen, der mir bisher fast nur als Synchronsprecher und Erzähler bekannt war. Am besten gefällt aber Cushing, hier mit einem seiner besten Auftritte überhaupt. In jeder Szene wirkt er wie unter Spannung, energiegeladen und gleichzeitig ziemlich verschroben.
Einziger Kritikpunkt an diesem soliden Film, ist das alles etwas langatmig geraten ist. Zwar habe ich mich nicht gelangweilt, aber Captain Clegg bekommt insgesamt zu wenig Möglichkeit sich als erfahrener Gauner zu beweisen und stattdessen nimmt die Liebesgeschichte im dritten Akt etwas zu viel Raum ein. Ansonsten aber ein netter kleiner Film für einen ruhigen Abend.
Auch der restaurierten Blu-ray des Films sieht man sein alter noch deutlich an und es gibt einige körnige Stellen, sowie einige Verunreinigungen. Aber niemals so sehr, dass es stören würde. Der Ton ist sehr klar und lässt nichts zu wünschen übrig. Wie gewohnt haben Anolis sich alle Mühe gegeben möglichst viele hochwertige Extras hinzuzufügen. So enthält die Disc neben dem Film den obligatorischen Audiokommentar mit Dr. Rolf Giesen, den amerikanischen und den deutschen Tailer, sowie die deutschen, britischen und französischen Werberatschläge. Dazu kommen noch Filmprogramm und eine Bildergalerie. Ganz besonders hervorzuheben ist allerdings die halbstündige Minidoku „The Making of Captain Clegg“ und eine sechs Minuten lange Doku über George Mossman, der in England alte Kutschen aufkaufte und restaurierte, als die Pferde gegen Automobile eingetauscht wurden. Seine Kutschen waren es auch, die sich die Hammerstudios ausliehen wenn ihre Protagonisten kutschiert werden sollten. Tolle Extras!
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