Donnerstag, 9. Juni 2011

Birdemic (2008)

Birdemic (2008)

Rod rast gerade auf der Überholspur einem äußerst rosigem Leben entgegen. Nicht nur, dass er so schon ein töfter Kerl wäre - er fährt einen Hybrid-Mustang und plant, eine Solaranlage auf sein Häuschen zu montieren - nein, er kann auch noch einen Deal über eine Million Dollar abschließen und ein Unterwäschemodel durch seinen unfassbaren Charme für sich gewinnen. Alles sieht perfekt aus. Würden da nur nicht Adler und Geier auf die Idee kommen, Schock und Terror in der Welt zu verbreiten...

Ich habe mich lange gescheut, dieses Review zu schreiben. Das liegt hauptsächlich daran, dass es sehr schwierig ist, das, was ich während des Schauens so empfunden und gedacht habe, in Worte zu fassen. Die meiste Zeit saß ich mit offenem Mund vor dem Fernseher und konnte nicht so recht glauben, dass dieser Film ernstgemeint ist. Unterbrochen wurde das ungläubige Starren durch markerschütterndes Lachen.
Wir reden hier bei Tofunerdpunk ja wirklich gerne über schlechte schauspielerische Leistungen - das ist ja schlichtweg durch unseren Fokus bedingt - aber bei Birdemic haben wir es wirklich mit einem Wegfall jeglicher Leistung zu tun. Da entgleisen der Dastellerin des Unterwäschemodels, das ihre Fotosessions in einem One-Hour-Photoshop erledigt, schon mal die Gesichtszüge, wenn sie Rod, der das Model durch eloquente und überaus verzückende Komplimente für sich hat gewinnen können (zumindest laut Skript), in einer „Tanzszene“ etwas näher kommen muss – von der heißen Liebesnacht mit schweißtreibendem Füßeln mal ganz abgesehen. Aber „Tanzen“ ist ja auch schon ein komplexer Vorgang, Rod scheitert schon recht früh am „Schlendern“ über die Promenade. Awesome.

Man darf die Darsteller jedoch nicht allein dafür verantwortlich machen, dass das Gros der Szenen hölzern oder ungewollt lustig daherkommt. Die Schnitte sind...nennen wir es mal unvorteilhaft. Am schönsten sieht man das an einer Unterhaltung, die das Model mit ihrer Mutter führt. Im Grunde fügt sich die Szene von ihrer Güte nahtlos in den Rest ein, wäre da nicht am Ende Muttis Seufzer, dass die Szene endlich im Kasten ist und ihr ratloser Blick, wie es denn weitergehen soll. Das wäre mitunter ein Moment gewesen, denn man ohne Weiteres hätte rausschneiden können. Awesome.
Soweit wäre Birdemic jedoch nur ein ganz schrecklicher Film. Dass das Werk zu etwas viel Höherem berufen ist, deutet sich nach 22 Minuten an. Während das turtelnde Pärchen durch die Gegend „schlendert“ beobachten sie Papapeien (?), wie sie sich an den Früchten eines Baumes laben. Das Fragezeichen soll keine Nachfrage zur Korrektheit meiner Deklination des Wortes „Papagei“ sein, sondern eher ausdrücken: WAS ZUM GEIER?? SIND DAS GIFs??? DAS SIND GIFs!!! FUCK!!! Aber auch ein bisschen: totally awesome.
Nachdem man sich selbst und dem Film diesen kleinen Ausbruch verziehen und sich beruhigt hat, wird wieder auf die gewohnten Bahnen geschwenkt. Es wird auch ein wenig Werbung für irgendeine Yoko Ono-Website gemacht und das ganze mit einer billigen Midi-Variante von Lennons „Imagine“ untermalt. Bis die beiden einen toten Bitmapvogel am Strand finden. Löblich, dass sie keinen echten Vogel erlegt haben. Nichtsdestotrotz deutet das auf Unheilvolles. Nach der oben erwähnten Liebensnacht geht die Welt unter.
Wie sieht das bei Birdemic aus? GIF-Geier und -Adler stürzen sich auf Häuser, Tankstellen und Autos und explodieren. Dabei machen sie Geräusche, die man eher mit Jagdflugzeugen aus dem Zweiten Weltkrieg verbinden würde. Mit Kleiderbügeln bewaffnet kämpfen sich die Protagonisten aus der Stadt, in der Hoffnung, den Killervögeln zu entkommen. Auf ihrer Flucht begegnen sie u.a. einem Wissenschaftler, der ihnen das Offensichtliche erklärt. Die globale Erwärmung hat dazu geführt, dass die Vogelgrippe entsteht und die Vogelgrippe macht die Vögel jetzt so grantig auf Umweltverschmutzer, dass sie einen Gegenschlag durchführen. Spätestens jetzt wird einem klar, dass man sich einen Film mit einer Öko-Botschaft ansieht – was nach den ganzen Hinweisen mit Hybrid-Mustangs, Solaranlagen und der Werbung für „Eine unbequeme Wahrheit“ nicht ganz klar war. Awesome to the max!

Im Grunde möchte ich den ganzen Film nochmal in diesem Review nacherzählen, so verdammt gut ist er. Die Kombination aus hochgradigem Trash und der Überzeugung, einen ernsten und wichtigen Film zu drehen, ist so unglaublich unterhaltsam. Ich freue mich auf den zweiten Teil, der wohl hoffentlich noch dieses Jahr erscheint.

8,5 von 10 Büro-Partys