Vampyros Lesbos: Die Erbin des Dracula (1971)
Wir befinden uns in Istanbul, der Big Apple, die Stadt die niemals schläft und so weiter. Dort träumt die Anwältin Linda Westinghouse (Ewa Strömberg) jede Nacht von der selben mysteriösen Frau. Ihr Therapeut, Dr. Alwin Seward (Dennis Price) empfiehlt sich einfach mal wieder knattern zu lassen. Viel Zeit bleibt ihr allerdings nicht um sich einen neuen / eine neue Bettgesellschaft zu suchen. Bei ihrem neuesten Auftrag macht sie sich mit einem Erbstreit vertraut. Die ungarische Gräfin Nadine Oskudar (Soledad Miranda) hat den Wohnort eines gewissen Grafen Dracula geerbt. Um alle Infos zusammenzutragen reist sie zum Anwesen, auf die Insel Kadidados. Auch wenn sie von einem ortskundigen gewarnt wird, lässt sie sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen und wundert sich schon sehr, als jemand ihr ans Blut will. Jetzt ist sie eine Vampirin und damit fängt der Ärger erst richtig an.
Bei vielen Zuschauern steht Jess Francos (Barbed Wire Dolls) Vampyros Lesbos kein bisschen besser da als seine meisten anderen kleinen Schundproduktionen. Eigentlich schade, denn schuld daran ist vermutlich vor allem die Erwartungshandlung der Horrorfans. Diesmal handelt es sich nicht einfach nur um einen weiteren billigen Sexhorrorstreifen aus dem alten Europa, sondern eher einen kleinen windigen Arthouse Movie. Die meiste Zeit ist Vampyros Lesbos mehr ein Fiebertraum als ein normaler Horrorfilm. Der Symbolismus ist dabei eher mit dem Holzhammer präsentiert worden, davon abgesehen sind die lesbischen Vampirinnen allerdings wahnsinnig hübsch inszeniert worden.
Optisch handelt es sich wirklich um einen der größten Würfe Francos. Unterstützt wird diese gekonnte handwerkliche Umsetzung durch den psychedelisch wabernden Soundtrack des deutschen Musiker Duos Manfred Hubler und Sigfried Schwab. Sehr atmosphärisch. Gemeinsam kann beides die Zuschauer in eine zwielichtige Zwischenwelt. Soledad Miranda (Sie tötete in Ekstase) und Ewa Strömberg (Der Teufel kam aus Akasava) passen perfekt in die Hauptrollen und spielen vielleicht nicht immer gerade virtuos gut, fügen sich aber bestens in das Gesamtkunstwerk, was wohl viel wichtiger ist. Auch nicht viel schlechter ist Dennis Price (Die Nacht der offenen Särge), als merkwürdiger Psychoonkel. Sogar Regisseur Franco persönlich hat mal wieder einen Gastauftritt a la Hitchcock. Diesmal als der putzige Hekelheini Memmet.
Vielleicht kein Film, der den Meisten auf Anhieb gefallen wird, aber allemal einer von Francos best inszenierten. Teilweise wird dieser Trip ein wenig anstrengend und die Symbolik, wenn sie auch hübsch sein mag, ist zu plump. Sieht man davon aber ab und lässt sich in den Bann des abstrusen Traumes ziehen, dann sollte man hier dran seinen Spaß haben.
7 von 10 ertrinkende Skorpione