Daredevil #6: Endspiel (Panini)
Enthält die finalen US-Ausgeben Daredevil #28-#36.
Unverhofft bekommt Matt Murdock besuch von Nate Hackett. Ein ehemaliger Rundfunktechniker, der sich allerdings eine gemeinsame Vergangenheit mit dem blinden Anwalt teilt. Schließlich sind die beiden zusammen aufgewachsen und Nate war es, der den nerdigen Jungen zuerst als Daredevil bezeichnete, wenn auch nur um seine langweilige Art zu veralbern. Doch nun braucht er Matts Hilfe, er war kurzzeitig bei den Sons of the Serpants, einer faschistischen Terrororganisation, die als Teil davon war allerdings nur ein gesseliger Männerclub war. Nun hat man ihn festgenommen, dabei war er niemals in illegale Machenschaften des Vereins verwickelt. Nun soll Matt ihn von den Vorwürfen befreien, der Anwalt selbst jedoch hat keine Lust seinen einstigen Demütiger, der nicht ganz unschuldig ist an seiner Blindheit, zu verteidigen. Andererseits hasst Murdock auch nichts anderes so sehr wie Ungerechtigkeit, weshalb er letztlich doch einwilligt ihn zu vertreten.
Er muss allerdings nicht nur Nate verteidigen, sondern auch für seinen, an Krebs erkrankten Kumpel Foggy da sein. Genauso gilt es aber die Sons of the Serpants und ihre rassistische Propaganda aufzuhalten. Denn bei dem Gerichtsverfahren gegen Nate wird dieser beinahe vom Richter erschossen, der genauso wie viele andere Arbeiter des Systems Teil der rassistischen Vereinigung ist. In der Zwischenzeit wird Foggy von Kirsten McDuffie vertreten, es kommen also auch noch so manche emotionalen Zwickmühlen auf unseren Helden zu. In der Zwischenzeit muss er nicht nur die Hilfe von Ant-Man und Dr. Strange in Anspruch nehmen, sondern greift auch noch dem Silver Surfer unter die quicksilbernen Ärmchen.
Mit diesem Trade liegt leider schon das Ende von Mark Waids genialem Daredevil Run vor. Wäre es doch nur so weitergegangen, denn bis auf Millers kultigen DD Geschichten, konnte wohl niemand den Charakter derartig neu erfinden und zu neuer Blüte auferstehen lassen wie Waid es mit diesem, leider nur 36 Hefte umfassenden Volume. Der Finale Arc um die schlängelnden Söhne der paradiesischen Schlange, die einst Adam und Eva aus dem Garten Eden kicken ließ, ist ein Glanzstück in Punkto Comicerzählkunst, wie auch für den Charakter ein wichtiger Meilenstein. Die Art wie hier Persönliche-, Berufliche- und Superheldenelemente des Daredevils miteinander verknüpft werden, dies auch noch in einer Geschichte, die die Unterstützung anderer Helden erfordert, gleichzeitig aber auch Umwälzungen heraufbeschwört, die auch die Zukunft der Figur auf lange Sicht sehr prägen werden, alles famos. Irgendwie schafft Waid es hier trotz all der Ernsthaftigkeit und dem dunklen Charakter der Story immer ein zwinkerndes Auge zu bewahren. Der Humor kann immer aufrecht gehalten werden, wobei sogar relativ nostalgisch an die eher schillernden Silver Age Zeiten der Figur erinnert werden. “Endspiel” ist nicht nur spannend, eine gute Superheldengeschichte und gleichzeitig komisch, wie auch unterhaltsam, sondern eben auch sozialkritisch und ein tagesaktueller Politthriller. Duftigst!
Waids [Superlativ einfügen] Writing ist allerdings nur die halbe Miete und könnte sich alleine nicht behaupten. Zum Glück ist mit Chris Samnee ein Zeichner mit an Bord, der auch die merkwürdigsten oder kompliziertesten Ideen virtuos umsetzen kann. Wofür er ja nicht ganz zu unrecht einen Eisner Award mit nach Hause nehmen durfte. Alles was er hier macht sieht klasse aus und es ist schwer nur wenige Highlights zu nennen. Schatten werden bestens genutzt, Daredevils Bewegungsabläufe werden super gut nachvollziehbar umgesetzt, seine Supersinne sind clever und interessant sichtbar gemacht worden und auch Figuren wie der Jester und Satana samt Crew konnten stimmig ins Artwork eingebunden werden ohne wie Fremdkörper zu wirken.
Wer intelligentes Writing und einmaliges Artwork unterstützen will, kommt nicht dran vorbei. Ein von Anfang bis Ende tolles Volume des Mannes ohne Furcht.
9 von 10 Frauen die gerne sterben